Wolf inside (German Edition)
1
Samstagabend.
Ein Abend, um sich wieder einmal ins Gewühl zu stürzen. Ein ziemlich mieser, langwieriger Fall war abgeschlossen, die Bösen überführt, die Guten konnten beruhigt schlafen gehen. Und ich war um zwei Riesen reicher, plus Spesen! Grund genug, mir etwas Spaß im Lost Paradise zu gönnen. War seit Ewigkeiten nicht mehr dort gewesen.
Es war nicht zu glauben, es hatte sich nichts verändert. Überhaupt nichts. Der Türsteher war noch der gleiche wie bei meinem letzten Besuch. Es war Sergej, bulliger Schrank in schwarzem Leder, er winkte mich durch, kaum dass er mich sah. Ich kannte ihn.
Nicht nur von hier, auch privat. Hatte ihm geholfen, als der überaus lästige Ex seiner Frau anfing zu nerven. Es kostete mich nur einige Nächte Observation, und ein oder zwei Anrufe, dann wurde der Ex leider verhaftet. Es hatte sich herausgestellt, dass der Typ während der Wochenenden mit seiner Tochter lieber illegalen Geschäften nachging, als mit ihr den Zoo zu besuchen. Nun hatte ich freien Eintritt. Nutzte ihn aber viel zu selten.
Hinter der schweren schwarzen Tür war schon ordentlich was los. Musik dröhnte, ein Gemisch aus Schweiß, Parfüm und Testosteron empfing mich, mir hob sich fast das Schädeldach. Ich schob mich durch heiße, knapp bekleidete Leiber, überließ mich dem Strom, es gab kein Durchkommen. Beim Tresen bog ich ab, hangelte mich zum Barmann und bestellte.
Whiskey, was sonst.
Der Barkeeper brachte mein Glas – und einen kleinen Zettel. Das ging ja fix. Ein Blick in die Runde, der Absender war schnell ausgemacht. Ich musterte ihn, nein danke. Ein energisches Kopfschütteln unterstrich meine Botschaft. So nötig hatte ich es dann doch nicht.
Von meinem Platz konnte ich die Tanzfläche sehen. Erhitzte, schwitzende Körper bewegten sich mehr oder weniger im Takt der ohrenbetäubenden Musik. Die Lichtorgeln zuckten, blau, gelb, rot, das ließ einige Anwesende kränklich aussehen. Einzelne grelle Spots zeigten auf besonders sehenswerte Nachtschattengewächse. Eines davon war Roberta, eine schwarze Göttin. Sie war die unbestrittene Discoqueen. Ihr silberner Fummel Größe XXL glitzerte und blinkte dermaßen, dass einem die Augen tränten.
Ich nahm einen ordentlichen Schluck und sah mich um. Die kleinen Metallkäfige, die auf schmalen Podesten standen, waren neu. Ich musste meinen Hals recken, um gut hineinsehen zu können. Aber es lohnte sich.
Sexy. Sehr sexy, fiel mir spontan ein.
Knackige, gut gebaute Jungs, nur mit einem kleinen Stück Stoff an strategisch wichtiger Stelle, bewegten sich sehr lasziv zur Musik. Ihre eingeölten Muskeln glänzten. Perfekte Körper boten eine perfekte Show. Hin und wieder wurde ein Geldschein zugesteckt.
Einer der Boys, ein wahres Engelsgesicht mit kurzen schwarzen Locken, schien der Abräumer zu sein. Eine große Traube hatte sich um seinen Käfig gebildet, gerade hakte er seine Daumen in dieses Stoff-Nichts, dann stand er da, wie Gott ihn geschaffen hatte. Und die Menge tobte, denn Gott hatte es wirklich gut mit ihm gemeint! Die Scheine flogen nur so zu seinen Füßen. Nach fünf Minuten war die Show vorbei, Engelchen schnappte die Kohle und verschwand, nicht ohne ausgiebig betätschelt zu werden.
Ich trank meinen Whiskey aus und verließ den sicheren Hafen, stürzte mich in die Menge. Im Gegensatz zu den meisten Kerlen, die sich präsentierten wie auf einem Fleischmarkt, war ich gerade züchtig bekleidet. Ich trug ein enges Shirt, es betonte meine durchaus sehenswerten Muskeln, und weiche, fast weiß gewaschene Jeans, sie stammte noch aus meiner Sturm- und Drangzeit, saß schön knackig, wo es gefordert war. Nach ein paar Yards überließ ich mich der Musik. Dank meiner Mom, die mich in diverse Tanzkurse geschleppt hatte, hatte ich so was wie Taktgefühl.
Mit einem Blick checkte ich die Lage. Ich suchte nichts Festes, nur ’ne schnelle Nummer. Mehr war nicht drin. Privatdetektiv ist ein Job ohne feste Arbeitszeiten. Gift für jede Beziehung. Also suchte ich mir Vergnügen, wenn mir danach war. Und heute war es mal wieder so weit.
Na Bitte.
Da kam doch schon was Passendes vorbeigetänzelt. Kurzer Blickkontakt, los ging’s! Ich beugte mich zu dem Kleinen herunter.
„ Zeig mir deinen Ausweis“, brüllte ich ihm ins Ohr, ohne diese Sicherheitsmaßnahme lief nichts. Der Kleine stutzte, zuckte bedauernd die Achseln. Da schüttelte ich nur den Kopf. Keine Chance. Kein Sex mit jemandem, dessen Alter ich nicht kannte.
Ein paar Yards weiter fiel
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