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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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überzeugen, es sei Zeit, dieses Land zu verlasen.
    Und wenn die Kirche sich wirklich dafür entscheiden sollte, seinen Anspruch zu unterstützen, dann kann ich der ›Vierer-Gruppe‹ wahrscheinlich nahe bringen, es solle gewiss ihr Schaden nicht sein, wenn sie jemanden hätten, der den Grafen Hanth für sie ein wenig im Auge behielte. Natürlich gegen eine entsprechende Entlohnung.
    Angesichts dieser Vorstellung hellte sich Walkyrs Miene deutlich auf, und er rieb sich nachdenklich über das Kinn. Immer noch spähte er zu den Rauchsäulen hinüber, immer noch hörte er die Schüsse, doch mittlerweile dachte er schon konzentriert darüber nach, wie er seine Argumente dem ›Grafen‹ am besten darlegen könne.

Juni, im Jahr Gottes 892

.I.
    Der Tempel Gottes, Stadt Zion, Die Tempel-Lande
    Die Atmosphäre im Sitzungssaal war alles andere als kollegial.
    Jeder der vier Männer, die dort an dem geradezu sagenhaft kostbaren Tisch mit seinen Einlegearbeiten aus Elfenbein, Bergkristallen und Edelsteinen saßen, trug die orangefarbene Soutane eines Vikars. Die teure Seide war reich mit Stickereien verziert, darauf glitzerten dezent-geschmackvoll winzige, meisterhaft geschliffene Edelsteine, und auf den priesterlichen Kopfbedeckungen, die vor ihnen auf dem Tisch lagen, schimmerten silberne Litzen und Zierrat aus massivem Gold. Alleine schon der Wert eines jeden der Rubinringe, den sie alle als Zeichen ihrer bischöflichen Würde an der rechten Hand trugen, hätte ausgereicht, um eine zehnköpfige Familie ein ganzes Jahr lang zu ernähren. Üblicherweise verrieten die Gesichter dieser Männer unweigerlich Zuversicht und Vertrauen, ganz wie man es von den Fürsten Gottes Eigener Kirche erwarten würde. Keiner von ihnen war es gewohnt zu scheitern … oder zu erleben, dass man ihnen ihren Willen verwehrte.
    Und keiner von ihnen hatte sich bislang ein derartig gewaltiges Desaster auch nur vorstellen können.
    »Für wen halten diese Dreckskerle sich eigentlich?«, fauchte Allayn Maigwair, Captain General der Kirche des Verheißenen. In seinen Augen loderte so unbändiger Zorn, dass die hohen Stapel kostbarer Pergamente, die vor ihm auf dem Tisch lagen, eigentlich hätten in Flammen aufgehen müssen.
    »Bei allem Respekt, Allayn«, gab Vikar Rhobair Duchairn mit rauer Stimme zurück, »die halten sich für die Leute, die gerade effektiv sämtliche anderen Flotten auf der ganzen Welt zerstört haben. Und sie halten sich für die Leute, die ganz genau wissen, wer diese Flotten, die ihr ganzes Königreich in Schutt und Asche hatten legen sollen, eigentlich ausgeschickt hat.«
    Magwair warf Duchairn einen finsteren Blick zu, doch dem Schatzmeister der Kirche des Verheißenen schien der unverhohlene Zorn seines Kollegen erstaunlich wenig auszumachen. In Duchairns Gesichtsausdruck stand unverkennbar ›Ich hab’s dir ja gesagt!‹ zu lesen. Schließlich war Duchairn tatsächlich das einzige Mitglied der ›Vierer-Gruppe‹ gewesen, das sich nachdrücklich und hartnäckig dagegen ausgesprochen hatte, überstürzt gegen das Königreich Charis vorzugehen.
    »Das sind verdammte Ketzer und nichts anderes, Rhobair!« Zhaspyr Clyntahns Stimme klang regelrecht bedrohlich. »Und das sollten Sie niemals vergessen! Und ich verspreche Ihnen: Die Inquisition wird es niemals vergessen! Der Erzengel Schueler hat uns gelehrt, wie wir mit den verderbten Nachfahren Shan-weis zu verfahren haben!«
    Zornig verzog Duchairn die Lippen, doch zunächst erwiderte er darauf nichts. Schon seit Fünftagen war Clyntahn außerordentlich schlecht gelaunt − schon bevor die Nachrichten aus Charis eingetroffen waren. Auch wenn er für seine Wutausbrüche ebenso berüchtigt war wie für seine unversöhnliche, nachtragende Art, hatten doch weder Duchairn noch irgendjemand sonst den Großinquisitor jemals zuvor so erbost − oder zumindest so unablässig erbost − erlebt. Das war erst mit den ersten Berichten gekommen, die das Semaphorensystem der Kirche über die entsetzlichen Folgen dieser Schlachten vor dem Armageddon-Riff und im Darcos-Sund übermittelt hatte.
    Natürlich haben wir ihn noch nie so erlebt!, dachte Duchairn angewidert. Diese ganze Katastrophe hier ist doch letztendlich die Folge davon, dass wir uns von Zhaspyr zu seiner ›Endlösung der Charis-Frage‹ haben drängen lassen! Und zweifellos ist Maigwair ebenso erbost wie Zhaspyr. Schließlich war er derjenige, der mit seinem brillanten Schlachtplan das alles so einfach und so narrensicher hat

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