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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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abgefasst hatte, begriff er, dass es so einfach überhaupt nicht war. Es war nicht nur die Frage, ob Cahnyr Briefe mit sich führte, die möglicherweise Dynnys’ zugute kommen könnten.
    Evyrahards Großvikariat hatte nur kurz gewährt, und als Dynnys nachdenklich die Beiträge dieses Großvikars zu den Erkenntnissen studierte, in dieser misslichen Lage, begriff er auch genau, was damals eigentlich geschehen war. Sankt Evyrahard konnte in den Kammern des Tempels, in denen über das politische Vorgehen entschieden wurde, wahrlich nicht willkommen gewesen sein. Ganz offensichtlich hatte dieser Großvikar überhaupt keine Ahnung gehabt, wie ›das Spiel‹ eigentlich gespielt werden musste; und ebenso offensichtlich hatten ihm seine Bemühungen um Reformen zahllose einflussreiche Feinde eingebracht. Tatsächlich vermutete Dynnys, dass ein Großteil des Hasses, den Clyntahn auf die ganze Familie Wylsynn verspürte, echte Tradition hatte, die bis zur Amtszeit von Evyrahard dem Gerechten als Großvikar zurückreichte.
    Und als Erayk nun die jahrhundertealten Worte Sankt Evyrahards las und sich an die scharfsichtige Hingabe und die unablässige Glaubensfestigkeit von Paityr erinnerte, jenes weit entfernten Nachfahrens dieses Großvikars, fand er in diesem Pater etwas, das er selbst niemals wirklich besessen hatte. Etwas, von dem er sich voller Verzweiflung wünschte, es sehr wohl besessen zu haben. Und als er das begriff, verstand er auch, dass es zwei Briefe gab, die ihren Empfänger unbedingt erreichen mussten. Zwei Briefe, die kein Inquisitor jemals zu Gesicht bekommen durfte. Und so hatte er das erforderliche Papier in der Heiligen Schrift selbst gefunden. Er konnte einfach nicht glauben, Gott oder der Erzengel Langhorne könne ihm ein solches Vorgehen verübeln − nicht angesichts der Aufgabe, für die er das Papier benötigte.
    Cahnyr hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als Dynnys ihm während ihrer Begrüßung beim nächsten Besuch die eng zusammengefalteten Blätter zugesteckt hatte. Dynnys war sich sicher gewesen, er würde zumindest bemerken, wie sich die Kiefermuskeln seines Besuchers anspannen würden, oder ein kurzes, ängstliches Aufflackern in seinen Augen, doch Erzbischof Cahnyr hatte die Schriftstücke nur unauffällig in eine Tasche seiner Soutane gleiten lassen.
    Trotz allem, was bislang zwischen ihnen vorgefallen war, fürchtete Dynnys nicht, Cahnyr könne dieses Schreiben der Inquisition zuspielen oder ganz offen sein Vertrauen verraten. Nein. Jetzt, da er am Ende seines Lebens angekommen war, hatte Erayk Dynnys endlich die Pflichten erkannt, die zu seinem Amt gehörten, und er hatte jede Nacht gebetet, dass Zherald Ahdymsyn und Paityr Wylsynn sich an die letzten Anweisungen halten würden, die er ihnen zukommen ließ.
    Viel war es nicht − nicht, wenn man bedachte, dass es das Ende von allem war, das Ende eines Lebens, das er so lasterhaft verschwendet hatte. Es war lediglich das Einzige, was er noch tun konnte.
    Er faltete die Hände und senkte dann die Stirn auf die Fingerspitzen herab.
    Erayk wusste nicht, wie lange er dort gesessen hatte, schweigend ins Gebet vertieft, als ihn plötzlich das laute Klacken des Schlosses seiner Zellentür aus seiner Meditation herausriss.
    Langsam richtete er sich auf, so würdevoll, wie es ihm nur möglich war, und wandte sich den beiden Oberpriestern in purpurnen Gewändern zu; Farbe der Kleidung und die darauf erkennbaren Abzeichen in Form von Flamme und Schwert machten deutlich, dass sie dem Schueler-Orden angehörten. Die Inquisitoren trugen die schwarzen Stolen und ebensolche Handschuhe, wie es sich für Scharfrichter − die sie nun einmal waren − geziemte, und ihre Augen waren mitleidlos und kalt. Die Mienen des halben Dutzends Tempelgardisten, die hinter ihnen standen, waren völlig ausdruckslos; es waren lediglich Masken, die alles zu verbergen suchten, was sie in Wahrheit fühlen mochten. Doch die Befriedigung und der eisige Hass in den ungerührten Blicken der beiden Inquisitoren waren unverkennbar.
    »Es ist Zeit«, sagte der Ranghöhere der beiden, und Erayk Dynnys nickte.
    »Ja, das ist es«, bestätigte er so ruhig, dass es ihn selbst überraschte. Er glaubte die Überraschung auch im Blick der beiden Schueleriten gesehen zu haben, und alleine diese Vorstellung erfüllte ihn mit einem sonderbaren Gefühl der Befriedigung.
    Einer der Gardisten trat vor, zwischen den Fingern ein Paar schwerer Handschellen. Er brachte es nicht fertig, dem

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