Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth
zog sie ihren Vater an den Schultern, und er tat, was er konnte, um sie zu unterstützen, und stieß sich mit seinem gesunden rechten Bein im matschigen Gras ab. Sie sah, daß er einen Schuh verloren hatte. 15 Sekunden lang war sie ohne Deckung, während sie ihn unter die Kufen zog.
Sie richtete ihren Vater an den Schultern auf, und er schwang sich unsicher auf die Kufe. Ihre Mutter faßte seinen Hände und zog, während er sich vornüber beugte und sich mit seinem rechten Bein abstieß. Er landete schwer auf dem Boden des Helikopters.
Linda wollte gerade zum Sprung ansetzen, um ihm nachzuklettern, als sie den Schlag an ihrer Hüfte spürte. Es tat nicht weh, es war, als hätte sie jemand geschlagen und versuchte jetzt, sie zu Boden zu reißen, und als sie erneut versuchte aufzuspringen, geschah nichts. Ihr Bein war gefühllos geworden und ließ sich nicht bewegen.
Der Snark rotierte, aber seine MGs schwiegen. Er hatte den Schuß genausowenig gehört wie Linda.
Sie lag auf dem Rücken und starrte in das Gewirr aus Rotorblättern, sie sah die bleichen Gesichter ihrer Mutter und ihres Vaters, die sie von oben herab anstarrten, nur einen Meter entfernt – »Linda, Linda!« Beide hielten die Arme ausgestreckt. »Snark«, rief Linda. »Notstart, sofort. Veranlasse alles Nötige, um deine Passagiere zu schützen.«
Der Snark hörte sie. Die Scheinwerfer erloschen, augenblicklich heulten die Turbinen bis in den Ultraschallbereich auf, die Maschine kippte zur Seite und hob sich kreischend in den Himmel.
Laird brüllte: »Feuer! Feuer! Haltet sie auf!«
Leuchtraketen rasten auf den Helikopter zu, prallten von seiner Außenhaut ab und wurden von den rasenden Rotorblättern sirrend weggeschleudert. Dank ihrer unheimlichen Sehkraft erkannte Linda, wie ihre Mutter rückwärts in die offene Panzertür kippte, die sofort hinter ihr verriegelt wurde. Der Snark leitete die ersten Maßnahmen zum Schutz seiner menschlichen Fracht ein. Sekunden später war der Helikopter im Dunst des Nachthimmels verschwunden.
»Sollen wir sie töten, Sir?«
»Reden Sie keinen Unsinn. Erst wenn wir sicher sein können, daß ihre Eltern nicht mehr leben.«
»Wir sollten den Tatsachen ins Gesicht sehen, Bill«, sagte ein anderer. »Wir können nicht einfach so tun, als wäre nichts …«
»Sag mir nicht, was ich zu tun habe. Flick sie zusammen, und zwar vernünftig. Möglicherweise stellt jemand Fragen.«
»Bill …«
»Noch ist nicht alles vorbei. Wir können die Sache vertuschen.«
»William …«
Der graue Mann kniff die Augen zusammen, und Linda blickte traurig in das Gesicht, das sich immer weiter in den enger werdenden Kreis ihres Bewußtseins schob, das Gesicht der grauen Frau. Sie stand neben Laird, ihr langes graues Haar hing in Strähnen herab, in der Hand eine Pistole mit Schalldämpfer. Sie hatte also auf sie geschossen, stellte Linda fest – nachdem Laird den anderen befohlen hatte, das Feuer einzustellen. Sie hatte auf sie geschossen, weil Linda sich nicht die Zeit genommen und nicht den Willen gehabt hatte, zuerst zu schießen.
»Warum gerade sie?« Laird fauchte die graue Frau an. »Nagy hättest du töten müssen, ihn und seine Frau.«
»Ich hatte nicht vor, sie umzubringen, William. Ich wollte, daß sie hierbleibt.«
Der völlig verdreckte Helikopterpilot torkelte mit wutentbranntem Gesicht in den Kreis aus Köpfen. »Du hast sie entkommen lassen. Sie …«
»Halt den Mund«, sagte der graue Mann, ohne weiter auf ihn zu achten. Er starrte die Frau wütend an. »Nagy stand kurz vor dem Erfolg, und noch ist er nicht erledigt. Wie konntest du so nachlässig sein?«
»Wir können sie nicht einfach verschwinden lassen, William. Möglicherweise wird sie die Beste von uns allen.«
»Schluß damit! Sie hat sich unserer Autorität widersetzt. Schon immer. Sieh dir das an … ein einziges Debakel.«
»Sie ist noch ein Kind. Wenn sie die Wahrheit erkennt, wenn sie erst alles versteht …«
»Sich uns zu widersetzen, heißt, sich der Erkenntnis zu widersetzen.«
»William …«
»Ich will kein Wort mehr hören.« Er blickte auf Linda herab, mit den härtesten Augen, die sie je gesehen hatte, selbst in seinem harten Gesicht noch nicht. »Sie ist ein Niemand, sie wird nie erleuchtet werden. Wir werden sie irgendwo hinbringen, wo sie keiner findet. Dann fangen wir von vorn an.«
Als sie sich paralysiert auf dem Gras liegen sah, wußte ihre neue Persönlichkeit, daß sie erst in Sicherheit war, wenn sie sich aus diesem
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