Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth
höchstens im Extremfall zutage getreten.
Bei einer Entfernung von zwei Metern hatten sie eine imaginäre Grenze erreicht, den Rand der tödlichen Zone. Hier konnten sie sich noch gegenseitig mit einem Blick erfassen, von Kopf bis Fuß, vom Auge bis zur Hand. Von hier aus konnte keiner den anderen ohne deutliche Vorbereitung erreichen.
Aber es war Blake, der etwas zu beweisen hatte, er mußte den ersten Schritt machen.
Er kam schnell, ein Sprung und ein Tritt mit gespreizten Beinen, der seine Deckung öffnete. Einen winzigen Augenblick lang machte sich ihr selbstauferlegtes Handicap bemerkbar – darauf hatte er gehofft.
Sein Tritt verfehlte ihr Kinn.
So zurückhaltend würde sie nicht noch einmal sein. Sie war nach seiner Landung so schnell über ihm, daß er sich kaum mit einer Rolle zur Seite retten konnte. Er fand sein Gleichgewicht wieder und stieß hart gegen ihren Magen. Sie wich aus und wollte ihm in den Nacken schlagen, traf aber nur Luft.
Beide waren ganz bei der Sache. Aus einer Minute wurden zwei, dann fünf, dann …
Eine Vorwärtsrolle über die groben Kunstleinenmatten brachte Sparta rechtzeitig wieder auf die Beine, um Blakes Gegenangriff begegnen zu können. Obwohl er einen Fausthieb gegen ihr Zwerchfell vortäuschte, erkannte sie sofort seine Absicht, wischte seine Rechte, die auf ihre Nase zielte, zur Seite und packte sein Handgelenk. Als sie herumwirbelte, um seinen Arm nach unten und an sich vorbei zu lenken, dämmerte ihr innerhalb von Sekundenbruchteilen, daß dies nur ein Scheinangriff war. Der eigentliche kam jetzt. Als seine Finger den Kragen ihres Kampfanzuges streiften, ließ sie los und machte einen Salto rückwärts und stieß sich mit ihrem Knie an seiner Hüfte ab. Seine Finger griffen ins Leere.
Wieder rollten sie zu den gegenüberliegenden Seiten des kleinen Trainingsraums. Wieder sprangen sie auf und rangen nach Luft. Beiden lief der Schweiß in Strömen herunter, sie waren der Erschöpfung nahe. Zehn Minuten lang waren sie mit aller Kraft und allen Tricks aufeinander losgegangen. Er war nur ein einziges Mal durchgekommen, und sie hatte es nicht viel besser gemacht. Die rötliche Stelle auf ihrem Wangenknochen, wo er sie mit seiner harten Handkante getroffen hatte, verwandelte sich allmählich in einen dunklen blauen Fleck. Seine blauen Flecken an den Rippen und links an der Hüfte waren unter seinem Kampfanzug verborgen, würden ihm aber noch zu schaffen machen, sobald er etwas abgekühlt war.
Keiner von beiden sagte ein Wort. Aber wer den roten Schimmer in Spartas Augen oder Blakes angespannte Kiefermuskeln sah, konnte dies hier unmöglich für ein nettes Trainingsstündchen halten.
Plötzlich wurde es noch unangenehmer, als Blake ein Messer zog.
In einer halben Sekunde hatte er seinen dicken schwarzen Gürtel hochgerissen und es aus dem Versteck hinter seinem Rücken geholt. Die diamantbeschichtete Karbonklinge war gerade lang genug, um tödlich zu wirken; es war das Standard-Militärmesser des Nordkontinentalpaktes, gut zum Schneiden oder Stechen oder, im Notfall, auch zum Werfen.
Er kam auf sie zu, hielt den Griff fest in seiner rechten Hand. Die blattförmige Klinge zielte auf ihr Brustbein.
»Gehst du … jetzt nicht ein bißchen zu weit?« fragte sie mit belegter Stimme.
»Gibst du auf?«
»Zwing mich nicht, dich zu verletzen«, warnte sie ihn.
»Leere Worte. Es steht unentschieden. Bis jetzt.«
Er umkreiste sie wachsam, täuschte einen Angriff vor und zog sich hinter seine Deckung zurück, bevor ihre schnelle Hand sein Handgelenk packen konnte. Dann sprang er wieder vor, durchbrach ihre Deckung, wurde aber von ihrem Bein in die Schlinge genommen. Er konnte sich nur mit einer Sprungrolle befreien, dann sah er, wie sie lossprang. Er täuschte einen Rückzieher vor, dann rollte er in sie hinein. Sie sprang zu weit.
Mit seiner Messerspitze schlitzte er ihren Kampfanzug an der Hüfte auf. Auch er ging nicht bis zum Äußersten.
Bevor er wieder auf die Knie kam, war sie wieder auf den Beinen und griff an. Er schätzte den Tritt, der auf seinen Kopf gezielt war, ab und duckte sich. Statt dessen traf ihr nackter Fußballen sein Handgelenk. Das Messer flog aus seinen gefühllosen Fingern, aber mit der anderen Hand bekam er hinten ihren Gürtel zu fassen und ließ sich von ihrem Schwung auf die Beine ziehen, während sie zu Boden ging. Seine rechte Hand war nutzlos, aber er schlang ihr den Arm um den Hals und ihr Kinn mit der Ellenbeuge nach hinten.
Zu spät. Mit
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