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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Dröhngeräusche vergleichsweise schwach.
    Nichtsdestotrotz schien das Wesen ihre wäßrigen Äußerungen zu verstehen. Ob er/sie und Sparta immer völlig begriffen, was der Gesprächspartner meinte, war eine andere Frage – eine Frage, deren Beantwortung vermutlich ihrer beider Leben in Anspruch nehmen würde.
    So hegte Sparta zum Beispiel den Verdacht, Thowintha habe keine klare Vorstellung von Individualität. Sparta ihrerseits verstand sicherlich nicht ganz, was Thowintha meinte, wenn er/sie sagte: Wir sind die lebendige Welt. In Spartas Augen stellte Thowintha einen einzelnen Körper dar; dennoch sprach er/sie von sich immer im Plural und schien sich darüber hinaus tatsächlich für einen Teil des Weltenschiffs zu halten. Aber mit ›wir‹ meinte Thowintha offensichtlich mehr als nur das Schiff selbst. Thowintha setzte eine Zusammengehörigkeit mit denen voraus, die es erbaut hatten und mittlerweile längst tot und verschwunden waren – oder vielleicht irgendwo in seinen Tiefen schlummerten, wie Thowintha selbst es für eine unvorstellbare lange Zeit getan hatte. Nirgendwo in dem riesigen Schiff, dessen Volumen mehr als fünfunddreißig Milliarden Kubikmeter betrug, gab es Anzeichen für andere Wesen seiner/ihrer Art.
    Zwar beantwortete Thowintha Spartas Fragen zu diesen Themen ohne Vorbehalte, doch oft waren seine Antworten nur verwaschen und unklar.
    Das fremde Wesen bebte und stieß einen unablässigen Strom von Bläschen aus. Deine … Eltern. Ist es ihnen gelungen, diese abwegige Denkungsart zu heilen?
    Dieser Irrtum hält sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bei den meisten von uns – wie schon Jahrhunderte zuvor. Zum Zeichen ihrer Erheiterung floß ein Strom von Bläschen aus Spartas Nase. Vielleicht hältst du uns für verrückt.
    Plötzlich schoß Thowintha mit einem kräftigen Flossenschlag voraus und verschwand in einen grün schimmernden Gang.
    Sparta schwamm folgsam hinterher und fragte sich, was wohl auf einmal so dringend sein mochte – oder ob die Unterhaltung dem Fremden unangenehm geworden war.
    Sie schwammen im Innern der enormen, in sich verschachtelten Konstruktion, die wir wegen seiner vielen Wandmalereien und bildhauerischen Darstellungen vertrauter, aber unerkannter Lebensformen ›Tempel der Künste‹ genannt hatten. (Tatsächlich hatte Mays ihm diesen Namen gegeben, und er hatte sich gehalten.) Eins dieser Kunstwerke war alles andere als eine Skulptur, wie sich herausstellte. Es war Thowintha selbst, der für wer weiß wie viele Jahrtausende in vollkommener Bewegungslosigkeit verharrt hatte. Bislang war keines der anderen Stücke im sogenannten Tempel der Künste zum Leben erwacht; Sparta jedoch betrachtete alles ringsum mit einer Mischung aus Wachsamkeit und Respekt.
    Was den Tempel selbst anbelangte, so war es überhaupt kein Tempel, und auch sein Bezug zur Kunst blieb verborgen. Er war, soweit Sparta es beurteilen konnte, die Brücke – jener Bereich, von dem aus Thowintha auf eine Art und Weise die Sparta nicht kannte, seinen Teil zum Betrieb des Weltenschiffs beitrug.
    Der Irrgarten aus engen, sich kreuzenden Gängen führte in eine höhlenartige Halle, deren verzierte Wände in dunkelvioletten und blauen Farbtönen erstrahlten.
    Sparta kannte diesen Ort gut. Sie wußte, daß die unzähligen, hell leuchtenden Stellen an den schattendurchsetzten Wänden – Wände, die höher hinaufreichten als jede Kathedrale auf der Erde – die Sterne so darstellten, wie man sie von der Position des Schiffes im All aus sehen würde. Sie bewegten sich, als hätte man sie an die Kuppel eines Planetariums projiziert. Doch diese Sterne waren keine Projektionen. Jeder dieser leuchtenden Flecken lebte. Es handelte sich um Kolonien eines phosphoreszierenden Planktonorganismus, und die Bewegung dieser Gesamtheit aus lebendigem Licht war auf irgendeine Weise genau mit der Bewegung des Schiffs im All koordiniert.
    Thowintha schwebte mitten in dieser Himmelsschale im Wasser, in dem es von glitzernden Galaxien anderen Lebens wimmelte, von Rippenquallen und durchsichtigen Krabben, von Schwärmen winziger Organismen, in denen leuchtfarbenes Licht rosa, violett und grün pulsierte. Ein dröhnendes Geräusch wie von Unterwasserglocken drang aus den Atemöffnungen des fremden Wesens, und die lebendigen Sterne an den Wänden erloschen und richteten sich neu aus. Als sie Augenblicke später wieder aufleuchteten, schien ihre Stellung zueinander ähnlich, doch irgendwie wirkte ihre Ausrichtung

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