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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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verschoben.
    Betrachte den Himmel, sagte Thowintha.
    Über ihr, in den höchsten Höhen des schattigen Planetariums, hatte die Sternenkarte eine seltsame Dichte gewonnen, als hätte man die gesamte Halbkugel mit den Sternenformationen in einen kleinen Kreis gedrängt. Ich sehe ihn. Was ist das?
    Das ist der nächste Schritt auf unserer Reise.
    Wo ist unser Ziel? fragte Sparta.
    Dort, wo du es siehst. Über dir, erwiderte Thowintha wenig aufschlußreich.
    Sparta sah nur die dicht gedrängten Sternenformationen des nördlichen Firmaments. Falls das Zentrum des Planetariums als Zielpunkt des Weltenschiffs dienen sollte – was durchaus denkbar war – dann lag der Bestimmungsort des Schiffes irgendwo im Sternbild der Zwillinge, in der Nähe der Brechungsebene der Galaxie.
    Wie nennt man diesen Ort?
    Es ist ein Nicht-Ort. Es folgte eine Reihe abgehackter Geräusche, die Sparta nicht entziffern konnte.
    Sparta fiel in Trance. In den Millisekunden, die währenddessen verstrichen, wertete sie die Bedeutung dieses seltsam verdichteten Sternenmusters an der Decke aus. Sofort wurde ihr klar: dies war der Blick nach vorn aus einem annähernd mit Lichtgeschwindigkeit reisenden Raumschiff. In den nächsten paar Stunden würde das Weltenschiff weit größeren Beschleunigungen ausgesetzt sein, als zum Verlassen des Jupiterorbits nötig gewesen waren.
    Sparta erwachte aus ihrem Trancezustand, der so schnell vorüber war, daß niemand ihn bemerkt haben konnte. Deswegen haben wir sie also ertränkt.
    Deswegen.
     
    Und so setzte die Arche ihren steilen Sturz in Richtung Sonne fort, mit uns allen an Bord. Im Bereich der Photosphäre schlug das Weltenschiff einen Kurs ein, daß es von der Schwerkraft der Sonne aus dem Planetensystem katapultiert wurde, um wenige Augenblicke später seine ungeheuren Triebwerke einzuschalten. Neun Tage beschleunigte das Weltenschiff mit dem Vierzigfachen der irdischen Schwerkraft. Dann setzte der Vorschub aus. Schwerelos rasten wir durch das leere All.
     
    Jetzt lag unser Schlepper wieder in seinem Nest aus halblebendigen Maschinen – ein winziger und seltsam geformter, von Menschenhand erschaffener Gegenstand, der in der himmlisch blauen Weite der riesigen Schleuse wie ein Fremdkörper wirkte. Sparta tastete sich an einer der Landestreben entlang und zog sich ohne Mühe in die Luftschleuse des Ausrüstungsbunkers, die offen stand.
    Im Innern des Schiffs bewegte sie sich mit Bedacht und arbeitete sich vom Lebenserhaltungsdeck vorbei an den Schlafkabinen und den Gemeinschaftsräumen bis zum Steuerdeck. Mit jedem der ihr zur Verfügung stehenden außergewöhnlichen Sinne untersuchte sie die Raumtauglichkeit der Ventris und suchte nach dem Fehler, der ihren Abflug verhindert hatte. Bislang hatte es für eine Inspektion keine Zeit gegeben, aber es dürfte nicht lange dauern, die Ursache zu finden. Sie kannte mindestens ebensoviele Möglichkeiten, ein Raumschiff zu sabotieren, wie dieser Nemo.
    Ihrem Verstand und ihrer Eingebung folgend verschwendete sie nur wenig Zeit auf die Antriebssysteme und den Schiffskörper. Auf dem Steuerdeck aktivierte sie die gesamte Systemenergie aus den Kondensatoren des Schiffes. Unter ihren Fingernägeln glitten leitfähige Polymer-PIN-Dorne wie die Krallen einer Katze dahin. Sie schob die Dorne in die nächstbesten Rechnereingänge und fiel in einen Trancezustand.
    Für ein, zwei Sekunden befand sich ihr Bewußtsein im Innern des Computers, und im Datenfluß schwamm sie mit der gleichen Leichtigkeit wie in den Wassern des Weltenschiffs, wenngleich dieses Becken (es war ja nur das Gedächtnis eines Raumfahrzeuges) wesentlich kleiner war. Augenblicklich entstand im Code ein ranziger Geruch, und sie verfolgte den sauren Strom bis zu seiner Quelle.
    In den letzten Minuten bevor die Ventris verlassen worden war, hatte sich jemand über das Bibliotheksprogramm in das Zentralnetzwerk des Computers eingeschaltet. Im Gegensatz zu Sparta hatte Nemo keine PIN-Dorne unter seinen Fingernägeln, die er hätte ausfahren und als direkte Schnittstelle zum Computer benutzen können. Er verfügte statt dessen über immenses Wissen, Intelligenz und Gerissenheit. Er wußte, wie man ein System über seine außenliegenden Terminals infiziert, indem man einen String über den alltäglichen Geschäftsverkehr einführt – während man eine Mahlzeit bestellt oder ein Bücherverzeichnis aus der Bibliothek anfordert oder die Feuchtigkeit und Temperatur seiner einsamen Schlafkabine korrigiert.
    Ein

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