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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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verschafften sie sich etwas Abwechslung, indem sie einen dahinschießenden Fisch verfolgten. Was sie fingen, konnten sie verzehren. So war es auf dieser Welt.
    Licht und Druck änderten sich mit zunehmender Tiefe nicht. Die Landschaft jedoch wechselte so schnell, daß sie sich in einem Gehirn, das weniger konzentriert arbeitete als das ihre, in eine konturlose, undefinierbare Masse verwandelt hätte.
    Einmal schwammen sie über einen scheinbar bodenlosen Abgrund hinaus, dessen Wände glitzerten, als wären sie mit lebenden Juwelen besetzt. Verflochtene Kabel aus halb lebendigem Material hingen dort wie Girlanden oder wanden sich unablässig über der wassergefüllten Tiefe. Überall waren sie von Leben umgeben. Schwärme silbriger Fische und fingerlanger Tintenfische schossen umher. Schleier aus Plankton, die nahezu bewegungslos im klaren Wasser hingen, zerrissen leise, um sich dann wieder zu verflechten. Weiter unten erblickten sie größere Lebewesen, die sich langsam durch die tiefen Spalten und Klüfte bewegten. Sie waren nicht von Thowinthas Art. Sanft schwebten sie über den Abgrund hinweg und drangen in die nächste verschlungene Höhle ein.
    Von Zeit zu Zeit gerieten Sparta und Blake an eine Wand oder einen glatten Boden, der beim Näherkommen transparent wurde und sich vor ihnen auflöste – bis ein kurzes Anschwellen der Strömung sie mühelos durch die zuvor scheinbar unüberwindbare Barriere trieb. Es handelte sich um Druckschleusen, und schon bald wurde deutlich (wie Sparta bereits nach den früheren Untersuchungen der Expedition vermutet hatte), daß der Wasserdruck im Innern des Weltenschiffs zwischen den einzelnen Ebenen leicht variierte. Für ein Schiff war es gigantisch, als Welt jedoch nur klein, und die eigene Schwerkraft war winzig. Der Druck wurde weitgehend so reguliert, wie auch der menschliche Körper Drücke ausgleicht, indem er die Molekularstruktur in den abschließenden Wänden permanent anpaßt. Nur die Geräusche veränderten sich langsam.
    In den oberen Ebenen des Schiffes war das Wasser erfüllt von Gezwitscher und Pfeifen wie von Insekten, nur gelegentlich unterbrochen von dem Blaffen eines Fisches oder dem Klicken einer sich schließenden Muschel. Unter diesem größtenteils soprangestimmten Chor schlug kaum hörbar ein düsterer, dumpfer Ton wie der eines riesigen Herzens.
    Als sie tiefer gelangten, wurde das wilde Durcheinander der Geräusche weniger aufdringlich. Der dunkle Herzschlag wurde lauter.
    In einer Tiefe von mehr als zwölf Kilometern änderte sich die Aussicht ihrem Wesen nach, anfangs langsam und dann – nachdem sie eine weitere Druckschleuse passiert hatten – abrupt: alle Lebensformen, ob als Skulptur oder real, waren verschwunden. Sie waren in den höher liegenden Regionen zurückgeblieben und auf allen Seiten durch spiegelhelle, schlanke, zylindrische Säulen und hängende Böden aus diamantenem Material wie das, aus dem die makellose Außenhaut des Weltenschiffs bestand, ersetzt worden.
    Das Wasser in dieser innersten Kammer war vollkommen klar. Es gab keine organische Materie, die das Licht streuen, keine schwankenden Bläschentürme, die Schlieren bilden konnten. Etwa einen Kilometer unterhalb der Stelle, wo Blake und Sparta schwebten und langsam pulsierend atmeten, liefen die speichenförmig angeordneten Säulenschäfte in steilem Winkel zu einer leuchtenden Kugelform zusammen, die in der Tiefe lichthell pulsierte.
    Sie preßten die Bläschenströme aus Sauerstoff aus ihren Lungen, wo sie ihn nach der Aufnahme über die Kiemen gespeichert hatten. Allmählich begannen sie abzusinken.
    Sparta lauschte.
    Das Wasser war vom Pochen dieses Etwas im Herzen des Schiffes erfüllt. Jetzt sahen sie es ganz deutlich. Es sah aus wie ein Seeigel, winzig, aber mit sehr langen Stacheln.
    Der Geschmack des Wassers, das durch Spartas Kehle und Kiemen strömte, hatte nichts Ungewöhnliches – abgesehen von der zusammenziehenden Eigenschaft wegen der höheren Konzentration an gelöstem Sauerstoff. Sie entdeckte weder Gammastrahlen noch Neutronen.
    Nach einigen Minuten passiven Absinkens schwebten Blake und Sparta einige Meter außerhalb des sichtbaren pulsierenden Lichtradius, der in seinem Innern vollkommen substanz- und strukturlos zu sein schien. In der leuchtenden Kugel war keinerlei Festkörper zu erkennen. Sogar das Licht selbst schien sich in sich selbst zurückzuziehen, als sie näher kamen – was gewiß eine Schutzfunktion ihrer Pupillen gegen die Helligkeit

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