Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
war, verwandelte sich jetzt in einen glatten Abhang aus Felsgestein und Schlamm, der steil in unergründliche Tiefen abfiel. Das Wasser wurde kühl, dunkel und bis auf einen seltsamen, geflügelten Fisch, der hin und wieder zu sehen war, bar jeden Lebens. Sparta und Blake mußten sich trotz der gelegentlichen Schübe helfender Tentakel zunehmend anstrengen, mit dem außerirdischen Konvoi mithalten zu können. Ihr Brustkorb schmerzte vor Anstrengung.
    Die Gruppe ringsum war bis auf einen tiefen, wortlosen Gesang still geworden, aber im Wasser war ein Geräusch, das sich allmählich in einen volltönenden, symphonischen Chor auflöste, der in der Bandbreite seiner Frequenzen – von pulsierendem Baß bis zu strahlenden Höhen – großartig war. Der Klang schwoll auf und ab und bildete eine lange Melodienkette. Ob die Dynamik beabsichtigt war oder Folge der wechselnden Strömungen, war unmöglich festzustellen. Da sie die Quelle des Geräusches nicht kannten, hatten die Menschen keine Möglichkeit herauszufinden, ob er von einem Ort dicht außerhalb ihres Gesichtsfeldes oder weit weg von der anderen Seite des Planeten stammte. Es war ein entfernter Klang, der wie die Gesänge der Erdenwale über tausende Meilen durch den Ozean getragen wurde.
    Sparta sah Blake an, der rasch zu müde zum Sprechen wurde. Im Chor tauchten jetzt einzelne Wörter auf. Die meisten von ihnen blieben unverständlich, waren aber als Sätze zu erkennen. Mehr als ein Gesang wurde vorgetragen, und mehrere Melodien schienen antiphonisch miteinander verwoben.
    Blake war erschöpft und kurz davor, um eine Pause zu bitten, als Sparta ihn an der Schulter berührte und nach vorn zeigte. Im Wasser vor ihnen war eine Bewegung – eine wimmelnde, funkelnde Masse, eine Kugel zappelnden Lebens, so dicht und hell wie Sardinen in einem Netz. Jede dieser ›Sardinen‹ war ein buntes, mit Tentakeln bewehrtes Fremdwesen.
    Die seltsame Erscheinung hatte riesige Ausmaße – eine Lebenskugel wie eine menschliche Eizelle, die mit Millionen glitzernden Spermien überzogen ist. Und ihr Konvoi glich einem Raumschiff aus Fleisch – das kurz vor der Landung auf einem Planeten aus Fleisch stand.
    Augenblicke bevor sie ihn berührten, klaffte der ›Planet‹ unter ihnen auf. Sie befanden sich im Innern einer ungeheuren Wasserkugel, deren Schale aus einer Masse pulsierenden Lebens bestand und in dem ein Lied ertönte, so laut wie im Innern einer bronzenen Glocke.

7
    Sparta und Blake waren bereits so viele Stunden im Innern der Kugel der im Chor singenden Fremden gefangen, daß sie ihr Zeitgefühl verloren hatten. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren die Fremden sich des Unbehagens ihrer Gäste nicht bewußt. Sicher war ihr Zeitgefühl ein ganz anderes als das der Menschen.
    Es schien nur sehr wenig passiert zu sein, trotz des stetigen Windens der Körper und des unablässigen, sich ständig verändernden Gesangs. Eine Zeitlang waren bildhafte Darstellungen im Zentrum der wassergefüllten Kugel erschienen: Farbschleier und sich bewegende Bänder aus bunten, mal hier-, mal dorthin zuckenden Lichtern: Formationen winziger, bunter Polypen, die in präzisen, für die menschlichen Beobachter jedoch nicht erkennbaren Anordnungen tanzten. Das Ganze hätte ein außerirdisches Wasserballett, eine Fernsehkomödie oder auch das Reklameschild eines Verkaufsstandes sein können. Sosehr sie versuchten, aufmerksam zuzuhören – Sparta und Blake verstanden nicht mehr als vereinzelte Worte und Sätze der überall ringsum stattfindenden Konferenz. Dies war nicht das Vokabular der Kultur X, wie sie es gelernt hatten, und selbst die Worte und Redewendungen, die sie wiedererkannten, klangen in ihren Ohren fremd.
    Schließlich gab Sparta ihre Bemühungen auf, etwas zu verstehen. Sie fiel in eine traumgleich Trance …
    In diesem Zustand wurden die wenigen Worte, die sie verstanden hatte, sämtlichen anderen Hinweisen aus ihrer Umgebung hinzugefügt, die sich ihrem Bewußtsein eingeprägt hatten. Sie ließ sich Zeit mit diesem Trancezustand. Dies war keine Rechenoperation, sondern die Suche nach tieferem Verständnis …
    Sie erwachte.
    Einen Augenblick lang wartete sie in dem Auf- und Abebben der ringsum durchs Wasser vibrierenden Geräusche. Dann stieß sie die Töne mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft aus sich heraus und sagte: Vergebt uns und hört uns zu.
    Blake beobachtete sie verwundert.
    Die Fremden wurden still. Dann sangen sie alle mit einer einzigen Stimme: Wir hören euch,

Weitere Kostenlose Bücher