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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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sie in Erstaunen.
    Inmitten der Öffnung hob sich das fremde Wesen als Silhouette vor dem grünen Wasser ab. Wolken kleinerer Fische umflirrten ihn/sie wie Leuchtkäfer und schossen in nervösen Formationen hin und her. Draußen vor dem Schiff, von weit oben, wo die Oberfläche des Venusmeeres kochte und brodelte, sickerte ein flirrendes, unstetes grünliches Licht durch das klare, kühle Wasser unterhalb der Dünung und fiel auf eine Horde mit Tentakeln bewehrter Meeresgeschöpfe, von denen einige kleiner waren als Thowintha, andere jedoch sehr viel größer – größer noch als die Riesentintenfische auf der Erde, fast so groß wie kleine Wale. Doch all diese Wesen besaßen eine Haube und Kiemen, hatten helle Augen und waren stromlinienförmig.
    Über das Fleisch ihrer Außenhaut wirbelten ständig Farben: satte Rosa- und Violettöne voller leuchtender Bioluminiszenz. Dort bildeten sich Muster, lösten sich auf und verleiteten das Auge, zusammenhängende Bilder zu sehen, die jedoch zu schnell wieder verschwunden waren, um sie genau zu identifizieren – sofern es sich überhaupt um Bilder handelte. Die Tentakelbüschel der Wesen rollten aus und ein wie in einem geheimnisvollen Ballett.
    Alle schienen gleichzeitig ein Geräusch zu produzieren. Ein Chor aus Orgelpfeifendonner mit Schlittenglockenglissando hallte durch das Wasser – so laut, daß Sparta die Wellenbildung des harmonischen Einklanges als wellenförmige Schatten auf dem sandigen Meeresgrund verfolgen konnte.
    »Ich dachte, ich kenne ihre Sprache«, sagte Blake und stieß dabei einen Bläschenstrom aus seiner Brust. »Aber das meiste verstehe ich nicht.«
    Beim Klang seiner Worte brach die fremde Symphonie unvermittelt ab. Jedes einzelne gespaltene, gelbe Auge in der Menge drehte sich plötzlich in seiner hautüberzogenen Fleischhöhle, um Blake und Sparta anzusehen. Blakes Gefühlsausbruch hatte der fremden Horde ihre Anwesenheit verraten.
    Die Farbe der Außenhäute wechselte von rot zu dunkelviolett. Mit einer Stimme verlangten die Wesen zu wissen: Wer ist das?
    Thowintha antwortete: Gäste, die gekommen sind, um an unserem Rat teilzunehmen.
    Sofort setzte der Chor wieder ein, lauter und diesmal noch unverständlicher für die ›Gäste‹. Sparta, die in der Sprache geübter war als Blake, schnappte außer den üblichen Hauptwörtern und Verbformen (wir kommen, wir tun, wir sind) ein paar zusätzliche Begriffe auf, Worte wie Koordinaten, abwechselnd, Interferenz, Wellenform, Zusammenbruch, Enttäuschung, Verletzung, Wahrscheinlichkeit.
    Aus Blakes Mund formte sich eine Blase: »Ellen …«
    Sparta hielt einen Finger an die Lippen zum Zeichen, daß Blake still sein solle.
    Thowintha reihte sich mit seiner/ihrer Stimme erneut in den Chor ein. Diesmal war er/sie ebenso unverständlich wie die anderen Wesen und ebenso laut. So harmonisch der Lärm auch klang – ein deutlich kontroverser Unterton war unüberhörbar. Dann gab es eine Bewegung innerhalb der Horde schwimmender Geschöpfe, und die Flanken der Formation schlossen sich, verdichteten sich und bildeten eine lebende Tasche vor der Schleuse. Jeder Blick auf das Gewässer hinter dieser wimmelnden Menge war damit versperrt.
    Blake warf Sparta einen sorgenvollen Blick zu. Sie brauchten nur ein paar Sekunden zu warten. Plötzlich verfärbte sich Thowintha intensiv blau. Mit einem wuchtigen Zusammenpressen der Außenhaut und einem Zucken der Tentakel bewegte er/sie sich auf die Seite. Die winzigen Tintenfische und Krabben, die in heller Aufregung in dem amphitheaterähnlichen Raum hinter ihm/ihr hin und her geschossen waren, wirbelten in feinen Spiralen davon wie die Funken eines ausgebrannten Feuerrades.
    Draußen vor der Schleuse öffnete sich das Zentrum der Schule der fremden Wesen elegant wie der Verschluß einer Kamera und lichtete sich zu einer kreisförmigen Öffnung, die den dahinterliegenden Ozean einrahmte.
    Kommt mit uns, sang der Chor.
    Blake warf Thowintha einen fragenden Blick zu. Er war nicht sicher, ob ihr Außerirdischer in das donnernde Kommando eingestimmt hatte. Thowintha spürte ihre Besorgnis und hob vorsichtig seine Tentakel. Wir sind einer Meinung, sagte er/sie, und gleichzeitig stimmte der Chor draußen eine Harmonie an, die wie ein Baßlauf klang.
    Wann werden wir zu dir zurückkehren? Blake fragte sich, ob er so verloren klang, wie er sich fühlte.
    Ihr werdet uns nicht verlassen, sagte Thowintha. Wiederum wurden seine Worte vom Chor draußen durch die geheimnisvolle,

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