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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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»Mit oder ohne Quantentheorie, es gibt keinen Weg, die Zukunft vorauszusagen«, sagte sie. »Nicht einmal im Prinzip. Die Zukunft wird sich verändert haben, wenn wir dort angekommen sind.«

TEIL
4
DER SPIEGEL DER APHRODITE

20
    Als ich diesmal aufwachte, schwebte die Medusa ein paar Meter über der Oberfläche des Planeten. Hatte man mich wieder ertränkt? Meine Haut war weiß und runzelig, aber ich war warm und trocken und atmete überraschend süße Luft. Ich konnte sogar den Duft von Thymian und Oregano ausmachen. Heißes Sonnenlicht strömte durch den durchsichtigen Baldachin der Medusa. Ich bewegte Finger und Zehen und streckte mich. Herrlich!
    Die Schwerkraft schien wie auf der Erde zu sein, oder zumindest beinahe. Ich war ziemlich erschöpft, aber nicht ausgezehrt oder schwach, wie nach dem Erwachen aus den vorhergegangenen Ertrinkperioden. Ich war entweder nur kurze Zeit unter Wasser gewesen, oder ich war auf irgendeine andere Weise versorgt worden, damit meine gute körperliche Verfassung wiederhergestellt werden konnte. Dennoch hatte ich es nicht eilig, mich aufzusetzen. Ich genoß die Aussicht, soweit ich sie im gläsernen Bogen des Baldachins über meinem Kopf reflektiert sehen konnte.
    Das Fahrzeug strich über gischtweiße Wellenkämme mit einer für eine Medusa mäßigen Geschwindigkeit und glitt auf die hoch aufgetürmten Wolken und die sonnenbeschienenen grauen Gipfel der meeresumsäumten Insel oder Halbinsel. Im reflektierten Wasser sah ich lebendige Gestalten, und mit Entzücken erkannte ich, um was es sich handelte – wir waren den Wellen so nahe, daß uns schlanke Delphine ein Rennen lieferten. Sie sprangen hoch, tauchten durch das transparente Wasser und funkelten naß in der Sonne.
    Im meinem verwirrten Zustand dauerte es eine ganze Weile, bis ich merkte, daß neben mir ein Mann und eine Frau standen. Schließlich setzte ich mich. Zuerst fiel mir ihr Äußeres auf, insbesondere ihr sehr langes Haar – ihres matt goldfarbenen, seines von der Farbe angelaufener Bronze – das sie kompliziert geflochten und um den Kopf gebunden hatten. Sie trugen Gewänder aus einem leichten, schneeweißen Stoff, die mit lässiger Eleganz um ihre nackten Glieder geschlungen waren.
    Troy und Redfield, die angespannt und aufmerksam beobachteten, wie die Medusa sich der Küste näherte, erinnerten mich stark an jene archaischen Statuen, von denen man einst glaubte, sie stellten Persephone und Apollo dar. Sie waren die perfekten griechischen kore und kouros.
    Ich stellte fest, daß ich die gleiche Art Kleidung trug. Ich betastete meinen Kopf und entdeckte, daß man mir einen Hut gegeben hatte, ein weitkrempiges, schlapphutähnliches Ding aus Pelz, beinahe wie ein Sombrero. Ich stellte außerdem fest, daß jemand sich die Mühe gemacht hatte, mein Haar, das ziemlich farb- und glanzlos (einige bezeichneten es als ›rötlich‹) und seit meinem letzten Aufenthalt in der Ertränkkammer sehr lang geworden war, sorgfältig zu Zöpfen zu flechten und zu einer in der Bronzezeit modischen Frisur hochzustecken. »Hallo, Forster.« Troy hatte bemerkt, daß ich aufgewacht war.
    »Wo sind die anderen?« fragte ich. Die Frage war mir schon zur Gewohnheit geworden.
    »Sie schlafen noch. Wir sind jetzt auf Ihre Sprachkenntnisse angewiesen.«
    »Wo sind wir?«
    »Vor uns liegen die Berge der Ostküste Kretas. Wenn ich den Zeitplan richtig eingestellt habe, müßten wir im dritten Jahrhundert nach dem Untergang der Myzenäer gelandet sein.«
    Ich zählte die Jahrhunderte durch. »Dann befinden wir uns in einem düsteren Zeitalter. Die Dorer werden das Land überrannt haben. Ist mein …?« Ich suchte nach meinem Übersetzer und mußte sofort feststellen, daß ich keine Taschen hatte. Aber einen Beutel hatte ich; er schien aus Leder zu sein. Darin befand sich mein geschätzter Übersetzer und Stimmsynthesizer. Nicht, daß dieses Gerät eine unbekannte Sprache hätte verstehen können, aber richtig programmiert, war es eine entscheidende Kommunikationshilfe. »Warum in aller Welt sollten wir uns mit Dorern unterhalten wollen?« fragte ich – es muß ein wenig snobistisch geklungen haben, wie ich zu meiner Schande gestehe.
    »Die Griechen, ganz gleich, von welchem Stamm, interessieren uns nicht besonders. Wir mußten nur zu einer Zeit landen, in der eine gewisse Chance bestand, ein wenig von der Sprache zu verstehen. In der zumindest Sie die Sprache verstehen«, sagte sie. »Im Augenblick suchen wir nach Eteokretern.«
    »Den

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