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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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meiner Zeit und meinem Raum vertrieben hatte – war von Ventris inspiriert worden. Was hätte er wohl für diese Gelegenheit gegeben?
    »Gehen wir gemeinsam zu ihnen«, sagte ich.
    Die Medusa setzte uns auf roter, mit löchrigen Felsbrocken aus Kalkstein durchsetzter Erde ab. Die Kegeldächer niedriger Rundgräber drückten sich an die Grenzen des verlassenen Dorfes, wo graue Gesteinshaufen eingestürzte Häuser markierten. Violette Narzissen ließen in den Feldern die Köpfe hängen; sie hatten ihre Blütezeit bereits hinter sich. Daher wußte ich, daß es Ende Frühling war.
    Wir stiegen den Hügel hinauf und benutzten eine Straße, die in das Dorf führte. Die glänzende Medusa folgte in vorsichtiger Entfernung und schwebte wie ein Fremdkörper etwa einen Meter über den trockenen Kräutern und bunten Wildblumen. Schon auf den ersten Metern stieß ich mir heftig den Zeh. Ich unterdrückte einen Fluch und verbarg von da an mein Hinken vor meinen Begleitern.
    Wir waren vielleicht einen Kilometer gelaufen, bevor wir die Menschen sahen, die den Berg hinabeilten, um uns zu begrüßen. Es waren mindestens ein Dutzend junge Männer mit geöltem, schwarzem Haar, breiten Schultern und schmalen Hüften, braun wie Rosinen und bis auf einen schmalen Lendenschurz um die Hüften nackt. Sie trugen lange Schilde aus Rindsleder und schwenkten Speere mit eisernen Spitzen. Hinter diesen Männern kamen andere, Kinder und Frauen, die sich vor uns zu fürchten schienen. Ich konnte sie nicht sehr gut erkennen. Die Disziplin dieser jungen Männer beeindruckte mich. Sie blieben trotz des Anblicks standhaft, der mich, einen Engländer aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert, in Angst und Schrecken versetzt hätte! Denn so harmlos Troy, Redfield und ich selbst gewirkt haben mochten, hinter uns ragte die Erscheinung der Medusa auf, glänzend, mitten in der Luft schwebend und größer als ein Bireme. Dann wurde mir bewußt, daß das Wundersame für diese Menschen, wenn schon nichts Alltägliches, so doch sehr real war.
    Sie riefen uns etwas zu, das wir nicht verstanden. Ich antwortete auf griechisch, der Sprache ihrer Feinde.
    Was hätte ich sonst tun sollen? Griechisch war die einzige Sprache, die wir möglicherweise gemeinsam hatten – wenn auch das klassische Griechisch (wer weiß schon, wie es jemals ausgesprochen wurde?) ebensowenig dem Dorischen ihrer Zeit glich, wie das Demotische die Sprache des Neuen Testaments war. (Um die Wahrheit zu sagen, trotz all meiner vermeintlichen Kenntnisse hatte ich mich seit Jahrzehnten nicht mehr mit dem Studium von Sprachen beschäftigt, ohne mich elektronischer Hilfsmittel zu bedienen.)
    Ich hatte gesagt, »Eimaste fili sas«, was, wie ich hoffte, bedeutete: »Wir sind eure Freunde.« Inzwischen fummelte ich verzweifelt an meinem Übersetzer herum.
    Die jungen, bewaffneten Männer zeigten sich von meinen Worten in keiner Weise beeindruckt. Sie alle hielten ihre Speere im gleichen Winkel auf uns gerichtet. Gewiß hatten sie mich nicht verstanden, und die Spannung unter ihnen wuchs. Hinter ihnen bewegte sich etwas. Einer der Männer sah sich kurz um und sagte etwas; dann stob alles hastig auseinander. Rasch nahmen die Soldaten ihre Waffen in die linke Hand und schlugen sich mit der Rechten vor die Stirn, wobei sie sich gleichzeitig in einer übertriebenen Habachtstellung nach hinten bogen.
    Durch die Lücke in ihren Reihen kam eine Frau auf uns zu. Sie war vielleicht dreißig Jahre alt, von Natur aus schön und dennoch stark geschminkt. Um ihre grünen Augen trug sie dicken Lidschatten und schwarze Striche. Ihre vollen Lippen waren rot bemalt, und auf die hohen Wangenknochen hatte sie Rouge aufgelegt. Ihr Kleid bestand aus feiner, rot und gelb gefärbter Wolle, hatte kurze Ärmel und einen besetzten Saum – es war eine Bekleidung, die mir von Statuen, Siegelabdrücken und Fresken einer früheren Zeit vertraut war, und die besonders dadurch wirkte, daß sie ihre Brüste freiließ. Ihr glänzendes schwarzes Haar war gelockt, und auf dem Kopf trug sie ein Diadem aus glattem Gold, das sehr alt aussah.
    »Poia eiste? Apo pou?« verlangte sie zu wissen, in einer Stimme, die nach Autorität klang. Sie sprach in der Tat einen seltsamen Akzent voller Zischlaute und harter Vokale, doch die Worte waren einfaches Griechisch, und eindeutig obendrein: »Wer seid ihr? Woher kommt ihr?«
    Sie hatte ihre Worte jedoch nicht an mich gerichtet. Ihre Fragen und ihre Aufmerksamkeit waren allein auf Troy gerichtet.
    »Apo

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