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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Ureinwohnern Kretas!«
    »Sie bewohnen immer noch Festungen in den Bergen. Vermutlich sprechen sie die verlorene Sprache.«
    Jetzt war ich an der Reihe, ein erstauntes Gesicht zu machen. »Und wir sind hier …«
    »Um sie aufzuzeichnen und zu enträtseln.« Sie lächelte. »Jetzt haben Sie die einmalige Gelegenheit, das zu vollenden, was unserem Helden, Michael Ventris, nie vergönnt war. Er hat Linear B enträtselt, Sie können Linear A enträtseln.«
    Ich dachte einen Augenblick über diese überwältigende Möglichkeit nach – die Aufgabe hatte etwas Beängstigendes. Meine ersten Worte in dieser Angelegenheit waren allerdings alles andere als bescheiden. »Nun, natürlich bin ich dafür besser geeignet als der einzige, der noch dafür in Frage käme«, sagte ich, während ich mich langsam erhob und mißtrauisch meinen Umhang beäugte, der mir nur bis über den halben Oberschenkel reichte. »Ich glaube nicht, daß Bill Hawkins sich in das Studium der Minoer vertieft hat.«
    »Seien Sie nicht zu bescheiden, Forster«, sagte Redfield. »Sie sind unser Experte für die Bronzezeit.«
    Ich hörte auf, meine knochigen Knie zu bejammern und betrachtete den Mann und die Frau vor mir. Sie waren güldene Geschöpfe, wenn auch ein wenig verwittert. »So froh ich auch bin, hier zu sein, ich wüßte doch zu gerne, wozu diese Reise nötig ist. Wo liegt die zwingende Verbindung zwischen diesen philologischen Forschungen und unserem Programm?«
    Sie lächelte kühl. »Sie werden die Verbindung früh genug sehen.«
    Die Medusa hatte eine weite blaue, von einem geschwungenen Streifen goldgelben Sandes umsäumte Bucht erreicht, die von ausgewaschenen Landzungen unterbrochen war. Wir flogen Richtung Süden und gerade hoch genug, um über die kleine Landenge vor uns blicken zu können, ein schmales Felsband, das die beiden Teile der großen Insel miteinander verknüpfte, die sich zu unserer Rechten und Linken erstreckten. Im Westen erhob sich ein Bergmassiv über Hügeln, in die Terrassen eingeschnitten waren. Im Osten erhob sich ein massiger Felsklotz aus steilen Klippen. Die Medusa gewann ein paar Höhenmeter und schwenkte nach links, nach Osten; dann flog sie in eine kleinere Seitenbucht, deren weiter Strand von einem schmalen Bach geteilt wurde. Wir überflogen knapp die Masten von einem halben Dutzend Fischerbooten und einem eleganten Schiff für fünfzig Ruderer, das gerade an Land gezogen wurde. Die überraschten Männer an Bord starrten uns mit unverhohlener Besorgnis an.
    Wir überquerten den Strand und flogen noch ein Stück landeinwärts, hinweg über wildes Dornengestrüpp und vereinzelte, silbrige Olivenhaine. Ziegenherden wurden aufgescheucht, als unser Schatten über sie hinwegzog. Am Fuß der Berge verlangsamten wir den Flug und begannen den Aufstieg.
    Vor uns erhob sich ein Gebirge aus grauem Kalkstein, gespalten von atemberaubenden, senkrechten Schluchten, auf deren tiefer gelegenen Hängen terrassenförmig Wein und Getreide (wir Nordamerikaner würden es Weizen nennen) angebaut wurden. Genau vor uns stand ein Felsturm von vielleicht siebenhundert Metern Höhe, auf dem man kringelnden Rauch und die Dächer von in den Fels gehauenen Häusern entdecken konnte – wie die Hopidörfer im amerikanischen Südwesten. Direkt unter uns befand sich auf einem hohen Hügel ein zu Ruinen verfallenes Dorf.
    »Ich weiß, wo wir sind«, sagte ich. »Das hier ist Vronda. Der Hügel des Donners. Das war der neugriechische Name für das verlassene Dorf an der Flanke eines Berges. Der Felsturm, der es überragt, wird in unserer Zeit Kastro, die Burg, genannt. Warum landen wir nicht dort unter den Menschen?«
    »Wir wollen sie nicht erschrecken, damit sie uns nicht angreifen.« Sie faßte mich am Arm. »Wir haben Sie ungefragt hierher gebracht. Der Anfang könnte schwierig werden. Sie brauchen nicht gleich mit uns zu kommen.«
    Ich blickte in ihre glühenden Augen in dem zerfurchten und sonnengeschwärzten Gesicht. Was hätte ich sagen können? Ich war Xenoarchäologe, in erster Linie jedoch Archäologe. Dies war die Art von Erfahrung, die ich längst in das Reich unrealisierbarer Abenteuer verbannt hatte, für die ich gelebt hatte, allerdings nur in meiner Phantasie. Ich hatte unser Forschungsschiff Michael Ventris genannt, nach dem Mann, der das minoische Linear B entziffert hatte, der bewiesen hatte, daß es sich tatsächlich um eine griechische Schrift handelte. Meine gesamte Arbeit – bevor ein Zufall der Geschichte mich aus

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