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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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’ouranos kai ’thalassa«, sagte Troy mit einer Stimme, die der Stimme der Frau bemerkenswert ähnlich war. »Vom Himmel und aus dem Meer.«
    Daraufhin muß ich ein etwas erstauntes Gesicht gemacht haben, und das nicht nur wegen der schlechten Grammatik, denn Troy flüsterte mir hastig zu: »Halten Sie sich für Ihren Auftritt bereit. Und lassen Sie sich nichts anmerken, wenn Blake seinen Auftritt hat.«
    »Eiste i Aphrodite? Eiste o Poseidon?«
    In der Stimme der Frau schwang Skepsis mit, die fast schon an Verachtung grenzte.
    »Nai emaste«, sagte Troy entschieden, gerade als Redfield beide Hände nach oben warf und etwas Kleines und Silbriges in die Luft über den Köpfen der Gruppe uns gegenüber schleuderte, als würfe er Münzen unters Volk.
    Erst links und dann rechts wurde der Morgenhimmel von Blitzen zerrissen, die augenblicklich von ohrenbetäubendem Donner und pyrotechnischem Kreischen gefolgt wurden. Trotz Troys Warnung zuckte ich zusammen. Hätte sie mich nicht fest am Arm gepackt, hätte ich mich womöglich zu Boden geworfen. Was für einen Gott – die Rolle, die zu spielen wir uns entschlossen hatten – alles andere als angemessen gewesen wäre.
    Wie auch immer. Keinem der Eteokreter fiel mein Verhalten auf. Bis auf die Priesterin (das war sie, soviel stand fest) waren alle herumgewirbelt, um sich der neuerlichen Bedrohung hinter und seitlich von ihnen zu stellen. Trotz ihres Entsetzens brüllten sie so tapfer sie konnten und drohten dem Himmel mit ihren Speeren.
    Ein undeutlicher Schatten schob sich von hinten über den Boden, und ich vermutete, die Medusa war näher gekommen, um dichter über uns zu schweben. Die Priesterin hob die Augen, um sie anzusehen, und betrachtete das Ding eine ganze Weile; dann senkte sie den Blick und schaute Troy an. »I Aphrodite«, sagte sie trocken und hob beide Arme über den Kopf. Dann richtete sie ihr Augenmerk auf Redfield und machte einen winzigen Schritt auf ihn zu. »O Poseidon.« Dann sah sie zu mir. »Kai …?«
    »O Ermes«, sagte Troy. Sie sah kurz zu mir. »Wie lautet das Wort für Bote?«
    »Versuchen Sie es mit mandatophoros«, flüsterte ich amüsiert. Vielleicht war Troy als ›Aphrodite‹, die Schaumgeborene, ebenso überzeugend wie Redfield als ›Poseidon‹, der Erschütterer der Erde, aber mir fiel es schwer, mir mich als den mit Flügelsandalen bekleideten Götterboten Hermes vorzustellen.
    »O Ermes enai mandatophoros mas«, sagte Troy laut.
    Die Priesterin sah mich mit einem Seitenblick an und sagte: »O Ermes«. Zuckte sie dabei zusammen? Dann senkte sie die Arme, ziemlich hastig, wie mir auffiel, und wandte sich wieder Troy zu. »Emai i Diktynna.«
    Sofort hob auch Troy die Arme. Ich tat es ihr rasch gleich, und Redfield war sogar noch schneller als ich. Redfield und ich wiederholten den Namen oder Titel »I Diktynna« – und taten das gleiche wie Troy.
    Dieser Tribut schien die Diktynna offenbar zu beruhigen, denn sie bedachte uns mit einem vorsichtigen Lächeln. Dann sprach sie in einem seltsamen und schnellen Griechisch zu mir, dem ich kaum folgen konnte. Ich zog meinen Übersetzer zu Rate. Nach einer ganzen Weile sprach er – und ich stellte fest, daß sie uns zum Abendessen eingeladen hatte.
    Nach einem weiteren schwierigen Austausch von Sätzen war geklärt, daß das Abendessen oben auf dem siebenhundert Meter hohen Turm stattfinden sollte, der aus dem Berg über uns herausragte. Schon beim Gedanken an die Kletterei, die uns bevorstand, wurden meine lange nicht geübten Knie noch weicher, als sie es nach dem kurzen Weg von unserem Landeplatz schon gewesen waren.
    »Biete ihr einen Flug in der Medusa an«, sagte Troy. »Preise es in den höchsten Tönen.«
    Ich tat mit Hilfe des Übersetzers mein Bestes und gebrauchte verschwenderische (und wie ich hoffe, verständliche) Anspielungen auf die Annehmlichkeiten unseres himmlischen Gefährts. Nach einigen Diskussionen zwischen Diktynna und ihren Begleitern nahm die kretische Priesterin – eine Frau voller Interesse und sichtlicher Intelligenz – unsere Einladung mit großer Würde … und kaum verhohlener Aufregung an.
    Die Medusa nahm uns an Bord und hob uns sofort in die Lüfte. In den durchscheinenden Zellen unterhalb der Aussichtskammer bewegten sich die Schatten der fischartigen, außerirdischen Mannschaft. Für was mochte Diktynna sie wohl halten?
    Vor uns lagen pinienbewachsene Berge, die von einer senkrechten Kerbe durchschnitten wurden, einer tiefen Schlucht, durch die ein

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