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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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sich in Millionen Jahren kaum verändert haben – während andere ausgesprochen seltsam aussahen. Besonders Condylarthra. Es waren ecknasige Geschöpfe, ungefähr so groß wie Fox-Terrier, mit klobigen, fünfhufigen Füßen und eckigen Zähnen, mit denen sie Pflanzen ausgraben konnten. Wir waren höchst erfreut, eine ganze Herde von ihnen zu sehen, denn sie gelten als die Vorfahren aller Hufsäugetiere – der Pferde, Kühe, Nilpferde, Elefanten …
    Am Himmel über diesem brodelnden Garten Eden erwarteten wir den gleichermaßen tödlichen wie Leben stiftenden Kometen. Ein Streifen grellen Lichts, den man erst im allerletzten Augenblick wahrnehmen kann, wenn er – was am wahrscheinlichsten war, auch wenn es vor uns noch keinen Menschen gab, der es hätte bestätigen können – mit einer Geschwindigkeit von fast neunzigtausend Kilometern in den Ozean eintaucht. Dabei setzt er eine Energie von hundert Millionen Megatonnen frei und wirft eine Flutwelle von acht Kilometern Höhe auf, die über Dinosaurier hinwegrollt und Wälder niederwalzt, um schließlich ein Loch in die Atmosphäre zu bohren, durch das Quadrillionen Tonnen flüssiger und verdampfter Atmosphäre gespien werden – die des Kometen, vermischt mit der der Erde – und das bis in die höchsten Regionen der Atmosphäre … manches sogar bis in den Orbit, wo es monatelang schwebt und die Sonne verdunkelt.
    Aber bei unserer Rückkehr in das Weltenschiff erfuhren wir, daß es keinerlei Hinweise auf das gab, was wir am meisten zu finden gehofft hatten. Die Systeme des Schiffes hatten die Vektoren sämtlicher sichtbarer Kometen in jenem Schwarm berechnet, der sich jetzt dem inneren Sonnensystem näherte. Keiner von ihnen befand sich auf Kollisionskurs mit der Erde.
    Unsere Unterhaltung setzte aus – Troy war bei mir, Redfield ebenfalls – während ich mich bemühte, mich mit der Ungewißheit abzufinden …
    Sollte am Ende der Kreidezeit kein Komet die Erde treffen, würde in der Tat eine andere Welt entstehen. Was sollte einen schlauen Abkömmling der Dinosaurier daran hindern, die Stellung einzunehmen, die wir schlauen Abkömmlinge der Ursäuger mit soviel Stolz für uns beanspruchten?
    Aber wie sollte man das Ausbleiben eines die Dinosaurier vernichtenden Kometen interpretieren? Als ein Zeichen der Einmischung seitens der amaltheanischen Traditionalisten? Waren sie vor uns hier gewesen? Oder enthüllte sich hier die wahre Naturgeschichte des Sonnensystems? Wenn dies tatsächlich dem wahren Lauf der Dinge entsprach, ohne Einmischung von außen, was mußte dann getan werden? Troy wartete, bis ich unser schwieriges ethisches Dilemma begriffen hatte; dann zerriß sie meine Unentschlossenheit in der Luft.
    »Ich habe mit Thowintha gesprochen. Wir haben uns den geeignetsten Kandidaten ausgesucht. Er hatte die richtige Größe – neun Kilometer auf der großen Halbachse –, und seine Flugbahn ist höchst unstabil. Sie ist eindeutig vor kurzem beeinflußt worden, entweder absichtlich oder durch Zufall.«
    »Sie glauben, Nemo hat sie überredet, sie zu beeinflussen?« Das war, glaube ich, die Ausrede, an die ich mich klammern sollte.
    »Es wird nur eines ganz geringen Schubs unseres Weltenschiffs bedürfen, um ihn genau auf die Erde zu schicken.«
    Das war der einzige Augenblick während unseres Gesprächs, in dem ich mir ein bißchen Ironie erlaubte. »Sie scheinen alles daran zu setzen, daß die Geschichte ihrem früheren Auftrag gerecht wird«, sagte ich.
    Dann machte sie sich daran, das zu tun, was sie schon die ganze Zeit hatte tun wollen.
     
    Später erzählte sie mir, was geschehen war. »Der Kometenkern schlug in die karibische Platte ein – wie Erkenntnisse aus unserer Zeit bestätigten. Diese Genauigkeit lag völlig außerhalb unserer Kontrolle. Wir wären froh gewesen, hätte er irgendwo im Nordatlantik eingeschlagen.« Sie blickte mich an, mit einem Lächeln, dem mit Mißtrauen zu begegnen ich gelernt hatte. »Die Berechnungen der makroskopischen Quantentheorie sind faszinierend, doch nach gründlicher Analyse gibt es nur eine Realität, Forster, mein Freund. Da sie uns gegenwärtig einschließt, wird die Geschichte für unsere Entwicklung Vorsorge getroffen haben – welchen Kurs wir oder die Amaltheaner auch immer einschlagen.«
    »Da bin ich sicher«, erwiderte ich, »zumindest bis jetzt.«
    Troy neigte den Kopf um eine Winzigkeit. Sie behielt ihr Lächeln bei, in diesem Augenblick, als ich gerade anfing zu begreifen, zeigte sich ihr Alter.

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