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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Gesellschaft das schwere Gerät aufbewahrt. Nachdem ich in La Spezia alles in die Wege geleitet hatte, befahl ich die Führungsmannschaft der Firma nach dort. Über Phonelink unterhielt ich mich mit Gerda und den Jungs, die von meinem plötzlichen Aufbruch nicht gerade begeistert waren, weshalb ich wieder einmal darüber nachdachte, warum ich nicht Banker oder Hotelier geworden war oder ins Uhrengeschäft eingestiegen bin wie jeder andere vernünftige Schweizer. Alle Schuld trugen Hannes Keller und die Picards, redete ich mir übellaunig ein. Warum hatten sie die Tradition der Tiefseetaucher ausgerechnet in einem Land wie der Schweiz begründet? Dann stellte ich sämtliche Commlinks ab und bereitete mich auf einen vierstündigen Schlaf vor. Ich wußte, daß ich in den nächsten Tagen nicht oft dazu kommen würde.
    Ich nahm das Raketenflugzeug der Firma. Wir erreichten Trincomalee kurz nach Einbruch der Dämmerung. Unter dem Flugzeug konnte ich einen raschen Blick auf den riesigen, verzweigten Hafen werfen, dessen Lage und Aussehen mir nie ganz geläufig geworden sind – ein Irrgarten aus Landzungen, Inseln, miteinander verbundenen Wasserstraßen und Becken, der weitläufig genug war, sämtliche Flotten der Erde aufzunehmen. Ich konnte das große, weiße Verwaltungsgebäude des Energieprojekts mit seinem etwas pompösen Architekturstil auf seiner Landzunge gegenüber dem indischen Ozean sehen – die Anlage war reinste Propaganda. Wenn ich zum nordkontinentalen Personal gehört hätte, hätte ich es natürlich als ›Public Relations‹ bezeichnet.
    Nicht, daß ich meinen Kunden einen Vorwurf machen wollte. Sie hatten allen Grund, stolz darauf zu sein, den bislang ehrgeizigsten Versuch zu wagen, die thermale Energie des Meeres zu bändigen.
    Es war nicht der erste Versuch. Es hatte einige gegeben, die erfolglos geblieben waren, angefangen bei dem Franzosen George Claude in Kuba um 1930, sowie späteren in Afrika und Hawaii und an vielen anderen Orten. All diese Projekte basierten auf derselben interessanten Tatsache: selbst in den Tropen ist die Meerestemperatur in ein paar Kilometern Tiefe dem Nullpunkt nahe. Wenn es um Milliarden von Tonnen Wasser geht, bedeutet dieser Temperaturunterschied einen gewaltigen Energievorrat – und eine große Herausforderung an alle Ingenieure der energiehungrigen Staaten.
    Claude und seine Vorfahren hatten versucht, diese Energie mit Niederdruckdampfmaschinen anzuzapfen. Die Nordkontinentalen – insbesondere die Russen, die in diesem Bereich am weitesten waren – bedienten sich einer viel einfacheren und direkteren Methode. Seit ein paar Jahrhunderten war bekannt, daß elektrische Ströme in vielen Materialien fließen, wenn ein Ende erhitzt, das andere gekühlt wird, und seit den vierziger Jahren hatten russische Wissenschaftler daran gearbeitet, diesen thermoelektrischen Effekt nutzbar zu machen. Ihre ersten Geräte waren nicht allzu ergiebig – dennoch immer noch gut genug, um Tausende von Radios mit der Abwärme aus Kerosinlampen zu betreiben! Gegen Ende des Jahrhunderts gelang ihnen dann jedoch der Durchbruch.
    Die technischen Einzelheiten entziehen sich meiner Sachkenntnis, und obwohl ich die Energieelemente am kalten Ende des Systems installiert habe, habe ich sie nie zu Gesicht bekommen, da sie unter Schichten von Schutzmänteln und Rostschutzfarbe verborgen waren. Ich weiß nur, daß sie ein riesiges Gitternetz bildeten, etwa so, als hätte man Mengen altmodischer Radiatoren zusammengeschraubt.
    Als ich aus dem Flugzeug stieg, erkannte ich die meisten der Gesichter in der kleinen Menschenmenge, die auf dem Trinco-Flugfeld warteten. Freund oder Feind, jeder schien erleichtert, mich zu sehen. Besonders Chefingenieur Lev Shapiro, der mich mit einem finsteren Stirnrunzeln begrüßte …
    »Also, Lev«, sagte ich, als unser robotgesteuerter Kombi uns von dannen fuhr. »Wo liegt das Problem?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte er mit bemerkenswerter Offenheit. Er sprach wie ein Oxonian, war aber einer jener alten russischen Juden, deren Vorfahren dem Teufel ein Schnippchen geschlagen und beschlossen hatten, das Auseinanderfallen des Sowjetimperiums gegen Ende des 20. Jahrhunderts auszusitzen. Ich hatte immer vermutet, dies sei einer der Gründe, weshalb er nationalistischer war als in dieser Zeit üblich – tatsächlich war er eher ein russischer Chauvinist als die meisten anderen Russen, die ich kannte.
    »Es ist Ihr Job, das herauszufinden«, knurrte er mich an, »und es in

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