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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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lediglich seinen eigenen Tod sowie die Vernichtung einer großen Zahl wertvoller Aufzeichnungen erreicht.
    Entgegen meinen Erwartungen hatte ich sie wiederherstellen können. Und nun trug ich sie in ihrer ursprünglichen Form bei mir, wie man sie in den Tiefen des Weltenschiffes geschmiedet hatte. Die Medusa, in der ich fuhr, unterschied sich ein wenig von denen, an die ich mich bereits gewöhnt hatte. Ihre Innenwände schimmerten in rötlichem Licht, das die Farbe von Lachsrogen hatte. Weiter unten, nach Stockwerken über Stockwerken aus gewaltigem Schaum, wie es schien – eine Art erstarrter Löschschaum – teilte sich das massige Schiff in zahllose Säcke oder Kammern auf, ein Nest aus zähwandigen Blasen unterschiedlicher Größe, und in jeder dieser Kammern hoben sich vor dem diffusen Licht dunkle Schatten ab. Alle unterschiedlich. Jeder einzelne ein Musterexemplar.
    Nicht alle waren Meereslebewesen, auch wenn es Hunderte von ihnen gab, von denen mir einige aus den irdischen Meeren vertraut vorkamen – Quallen und Nacktkiemer, Muscheln, Seeigel, Schwämme, Korallen, Würmer, Schnecken und tausend Fischarten – andere jedoch waren auf der Erde nicht einmal als Fossilien entdeckt worden. Es gab auch Landbewohner und Geschöpfe der Lüfte, Amphibien und Reptilien sowie eine schwindelerregende Auswahl von Insekten und Gliederfüßlern, und gelegentlich auch ein ledrig geflügeltes Wesen oder ein winziges Geschöpf, das wie die Medusen des Meeres scheinbar mühelos auf den regendurchnäßten Winden schwebte. Und es gab Moose, Farne und Algen, einige groß genug für die Kohlesümpfe der Erde, andere so winzig, daß man sie kaum erkennen konnte …
    Ich hegte keinerlei Zweifel, daß unsere außerirdische Arche zudem eine komplette Sammlung von Mikroorganismen enthielt. Unter der gewaltigen Auswahl der Sammlung befand sich einiges, was man auf der Erde noch nie gesehen hatte und auch nie zu Gesicht bekommen würde. Mit einer Ausnahme. Ich hatte so etwas schon einmal gesehen. Sie waren in der Höhle gewesen –
    – jener Höhle, die der Bergwerksroboter zufällig entdeckt hatte, und die Merck und ich uns hatten ansehen wollen. Unser Hauptinteresse galt den Tafeln. Die Pflanzen und Tiere waren eine willkommene Dreingabe gewesen.
    Die Medusa begann langsam ihren Aufstieg. Der Himmel wurde roter; dunkle Klippen verengten sich zu beiden Seiten. Sie standen so dicht, daß die Medusa sie streifte. Ich versuchte mir diesen Ort vor einer Milliarde Jahren vorzustellen, den Regen, der gegen den Überhang peitschte, die zahllosen Wasserfälle, die von den Klippen stürzten. Weiter unten muß es einen reißenden Strom gegeben haben, der silbrig in den Lichtreflexionen der blauweißen Wolken schimmerte, sich über kohlenschwarze Felsen ergoß, um sich hinter Dämmen erstickter Vegetation zu sammeln – riesige Dämme aus Baumstämmen, einem dichten Geflecht aus Palmenstämmen, Baumfarnen und riesigen, faserigen Schachtelhalmen, Dämmen, in deren Ritzen sich schwarzer Schlamm, Wedel und Moose gesammelt hatten, die von den überfluteten Wänden der Felsenschlucht gerissen worden waren, und hinter denen sich dampfende Becken schwammig verschlammender Vegetation bildeten.
    Bereits zu dieser Zeit mochte sich der Fluß tausend Millionen Jahre oder mehr seinen Weg durch diese kletterpflanzenverhangenen Basaltklippen gefressen und dabei gewaltige Felsbrocken fürs Grobe heruntergeholt haben, bevor er die Brocken zu Kiesel und den Kiesel zu Sand zermalmte, um ihn dann ins Meer hinauszuspülen. Bereits damals hatte der Fluß sich sein Bett durch Schichten älteren organischen Materials gefressen, wie Kohle und tote Korallen aus der Zeit, als der Meeresspiegel noch höher gestanden hatte. Irgendwo hier in der Nähe, du mußt uns den Ort zeigen …
    Während ich mit starrem Blick den versiegten Wasserlauf betrachtete, der sich zwischen immer enger werdenden Klippen aus rötlich-schwarzem Gestein dahinschlängelte, und der von der glatten, metallischen Patina urzeitlichen Regenwassers glänzte, hatte mir mein Verstand einen Streich gespielt. Jetzt versuchte ich mich wieder darauf zu besinnen, wann und wo ich mich wirklich befand.
    »Hier ist es«, sagte ich. »Hinter dieser Biegung, unterhalb der Klippe.«
    Die Amaltheaner stellten mir keine weiteren Fragen. Die Medusa segelte rasch zu dem genannten Punkt und hielt. Unter uns entstand eine heftige, unsichtbare Bewegung – ich spürte die Vibrationen, sah aber nichts von dem, was dort

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