Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff
erledigen?«
»Ich will das Schicksal nicht dadurch herausfordern, daß ich übereilte Versprechungen mache. Außerdem, wenn ich es in einer Woche schaffe, bleiben Ihnen immer noch zwei Wochen, bis Sie laut Plan ans Netz gehen.«
Damit mußte er sich zufriedengeben, auch wenn er mir noch den ganzen Weg zurück in den Hafen in den Ohren lag. Als wir dann wieder an Land waren, stellte Lev fest, daß er auch noch ein anderes Problem hatte.
»Morgen, Joe«, begrüßte ich den Mann, der nach wie vor ruhig auf der Mole wartete. »Ich dachte schon, ich hätte Sie beim Hinausfahren erkannt. Was führt Sie hierher?«
»Dieselbe Frage wollte ich Ihnen auch gerade stellen, Klaus.«
»Das klären Sie besser mit meinem Boß. Chefingenieur Shapiro, das ist Joe Watkins, der wissenschaftliche Korrespondent der US Newstime.«
Levs Begrüßung war alles andere als freundlich. Normalerweise tat er nichts lieber, als sich mit Reportern zu unterhalten, von denen ungefähr jede Woche einer auftauchte. Jetzt aber, da das Zieldatum für die Energieproduktion näherrückte, flogen sie vermutlich aus allen Richtungen ein – unter anderem auch aus Moskau. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt war die Tass in jeder Hinsicht ebenso unwillkommen wie Newstime.
Karpukhin war natürlich gleich zur Stelle, und es war amüsant zu beobachten, wie er die Situation sogleich in die Hände nahm und Joe mit Versicherungen überfiel, wir hätten uns lediglich von der überragenden Bereitschaft der von Russen entworfenen Anlage überzeugt – und so weiter, und so weiter. Und von diesem Augenblick an mußte Joe feststellen, daß er einen ständigen Begleiter, Führer, Philosophen und Saufkumpan an seiner Seite hatte, einen aalglatten jungen PR-Typen namens Sergei Markov. Obwohl Joe alles mögliche anstellte, mußte er feststellen, daß die beiden untrennbar geworden waren – oder genauer, Joe merkte, daß er Sergei einfach nicht mehr los wurde.
An jenem Abend – ich war nach einer langen Konferenz in Shapiros Büro ziemlich fertig –, traf ich die beiden zufällig. Wir aßen im Gästehaus des Bezirksgouverneurs zu Abend, wo ich während meines Aufenthalts an Land wohnte – es war eher schon ein ziemlich vornehmes Clubhotel.
»Was ist hier eigentlich los, Klaus?« fragte Joe, und es gelang ihm, mitleidsvoll zu klingen. »Ich rieche irgendwas Interessantes, aber kein Mensch will mir was verraten.«
Ich stocherte in meinem Curry herum und versuchte, die genießbaren Bissen von denen zu trennen, die mir die Schädeldecke sprengen würden. »Sie können nicht von mir erwarten, daß ich die Angelegenheiten eines Kunden öffentlich diskutiere«, sagte ich mit einem Seitenblick auf Sergei, der mich wie ein Idiot angrinste, was er aber nicht war.
»Als wir den Bericht für die Gibraltarbrücke gemacht haben, waren Sie viel gesprächiger«, erinnerte mich Joe.
»Ja, das stimmt – und ich weiß den Artikel zu schätzen, den sie damals über uns geschrieben haben. Aber diesmal geht es um Wirtschaftsgeheimnisse. Ich, äh, nehme ein paar letzte Feineinstellungen vor, um die Leistungsfähigkeit der Anlage zu verbessern.« Was durchaus der Wahrheit entsprach. Ich hoffte tatsächlich darauf, die Leistungsfähigkeit des Systems steigern zu können, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt bei exakt Null lag.
»Ich danke Ihnen«, antwortete Joe voller Sarkasmus. »Genug davon – Sie kennen das Projekt ebensogut wie ich«, sagte ich und versuchte, ihn vom Thema abzubringen. »Wie lautete doch gleich Ihre neueste hirnrissige Theorie? Nehmen im amerikanischen Westen immer noch Außerirdische chirurgische Eingriffe an Rindviechern vor? Sicheln sie immer noch Kreise in englische Getreidefelder?«
Für einen äußerst fähigen Wissenschaftsschriftsteller hat Joe eine seltsame Vorliebe für das Verrückte und Unwahrscheinliche. Vielleicht ist es eine Form der Wirklichkeitsflucht. Ich weiß zufällig, daß er nebenher Science-fiction schreibt, wenn es auch ein von seinen eher nüchternen Arbeitgebern wohlbehütetes Geheimnis ist. Aber trotz seiner heimlichen Liebe für Poltergeister, außerirdische Raumschiffe und fliegende Untertassen sind verlorene Kontinente sein Spezialgebiet.
»Ich arbeite an ein paar neuen Ideen«, gab er zu. »Offen gestanden, sind sie bei den Recherchen für diese Geschichte aufgetaucht.«
»Sprechen Sie weiter«, sagte ich. Noch wagte ich es nicht, von der Untersuchung meines Currys aufzublicken.
»Vor ein paar Tagen stieß ich auf eine sehr alte Karte
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