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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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Luftdeckung für eine Bodenoperation zu streichen. Für die Männer, die in zwei unbewaffneten Hubschraubern 200 Kilometer potenziell feindlichen Luftraum durchfliegen sollen, sieht das ganz anders aus.
    Dass die Deckung durch Jagdflugzeuge wegfallen sollte, wurde akzeptiert, wenn auch nicht ohne Murren. Es gab aber triftige Gründe für den Widerruf des Jägereinsatzes. In pakistanischen Luftraum einzudringen, um den berüchtigtsten Terroristen der Welt zu fassen, war vermutlich entschuldbar. Das zu tun und die Jagdflugzeuge eines Landes abzuschießen, das zumindest auf dem Papier ein Verbündeter war, war eine ganz andere Sache. Die Hornets blieben also auf dem Flugzeugträger, was vermutlich das Beste war.
    TF-160-Ghost-Hawk-Hubschrauber waren an Bord zweier C-5A-Galaxy-Transportflugzeuge nach Dschalalabad befördert worden. Die Einsatzmaschinen, die in verschlossenen Hangars wieder zusammengebaut wurden, waren zwei ältere Modelle des Stealth Hawks und ein Paar neuerer und leistungsfähigerer Ghost Hawks. Die Ghost Hawks waren nicht nur leiser, sondern hatten auch mehr Reichweite und Nutzlast. Die neuesten Ghost Hawks verfügten überdies über fortschrittliche Bordelektronik mit bordeigenen elektronischen Gegenmaßnahmen. Die Ghost Hawks gehörten zu den am strengsten unter Verschluss stehenden technischen Entwicklungen Amerikas.
    Die Männer, die die Operation Neptune’s Spear planten, standen vor einem Dilemma. Weil nun keine Deckung durch Jagdflugzeuge mehr vorgesehen war, konnten sie diese hochgeheime Technik nicht guten Gewissens Gefahren aussetzen. Sollte die pakistanische Luftwaffe eine Verletzung des Luftraums feststellen, würde sie die Eindringlinge auf jeden Fall zur Landung zwingen. Wahrscheinlicher war aber, dass sie erst schoss und dann Fragen stellte.
    Pakistan und Indien hatten sich jahrzehntelang am Rande des Kriegszustands befunden. Beide Länder verfügten über Atomwaffen und standen einander an einer umstrittenen Grenze gegenüber, die von hoch entwickeltem Radar und Frühwarnsystemen abgedeckt war. Dieses Grenzgebiet würde das SEAL-Team 6 beim Eintritt in den pakistanischen Luftraum umgehen müssen, um dann an die 150 Kilometer weit zu fliegen, seine Operation durchzuführen und sich wieder nach Afghanistan zurückzuziehen.
    Die Mission als solche hatte sich nicht verändert, die verfügbare Unterstützung jedoch schon. Falls die Pakistanis die Hubschrauber entdeckten, hätten die Piloten der TF-160 zwei Möglichkeiten: Sie konnten sich ergeben und landen oder sich vom Himmel schießen lassen. In beiden Fällen würden Amerikas kostbarste technische Geheimnisse offenbart. Sehr widerwillig wurde entschieden, die älteren Stealth-Hawk-Modelle einzusetzen, obwohl diese kleiner waren, eine geringere Reichweite hatten und weniger Einsatzkräfte transportieren konnten.
    Die geringere Reichweite der Stealth Hawks machte es erforderlich, einen FARP (Forward Air Refueling Point), einen vorgeschobenen Auftankposten, auf halber Strecke zwischen Dschalalabad und bin Ladens Anwesen einzuplanen. Niemand musste eigens daran erinnert werden, dass der amerikanische Rettungsversuch im Iran 1979 durch einen Unfall an einem solchen FARP zum Scheitern gebracht wurde. Der katastrophale Fehlschlag der Operation Eagle Claw hatte zur Folge, dass der amtierende Präsident Jimmy Carter bei den Präsidentschaftswahlen 1980 abtreten musste.
    Die Spritvorräte der Stealth Hawks reichten aus, um Abbottabad zu erreichen, doch nicht für den Rückflug zum Stützpunkt. Es wurde beschlossen, zwei CH-47 in ein ausgetrocknetes Flussbett in Afghanistan zu fliegen, die sich auf dem Rückflug mit den Stealth Hawks treffen sollten. Einer würde die Gummitanks und die für den Auftankprozess ausgebildete Mannschaft befördern. Es ist nicht ganz einfach, zwei Hubschrauber mit wirbelnden Rotoren in einer mondlosen Nacht mitten im Nichts aufzutanken. Dafür brauchte man auf jeden Fall auch ein Quäntchen Glück.
    Operation Eagle Claw war aus dem Ruder gelaufen, als eine Busladung iranischer Zivilisten zufällig am Auftankort auftauchte. In dem Durcheinander kollidierte ein Hubschrauber mit einer C-130 voller Treibstoff und Munition. Die anschließende Explosion erleuchtete den Nachthimmel kilometerweit und zwang die Retter, ihre Pläne aufzugeben – und drei amerikanische Hubschrauber sowie die Leichen acht getöteter Amerikaner gleich mit.
    Bei der Operation Neptune’s Spear wurden zwei MH-47-Hubschrauber mit den Rufzeichen

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