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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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inzwischen über zwölf Stunden lang beobachtet und niemanden gesehen. Sie hatten die Zielperson nicht identifizieren können. Die Antwort der Einsatzzentrale bestand aus zwei Worten: „Abwarten. Ende.“
    Als es richtig dunkel war, richtete Johnny einen Wärmebildsucher auf das Haus. In bläulichem Rot konnte er die Hitzefahne erkennen, die aus dem Kamin stieg. Es wurde gekocht. Ab und zu ging jemand am Tor und an der mannshohen Lehmmauer vorbei, die den Hof vor dem Gebäude umschloss. Wer auch immer in diesem Haus lebte, schlief tagsüber.
    In der vorvorigen Nacht hatten die SEALs einen von Zarqawis Kurieren abgefangen, einen 19-jährigen Jordanier, der sich als Shadeed – als Märtyrer – freiwillig gemeldet hatte. Als er gefangen genommen wurde, überkam den Möchtegernmärtyrer ein Sinneswandel. Sobald die Formalitäten erledigt waren, erkundigte er sich nach der Belohnung, die die Koalitionstruppen für Informationen geboten hatten, die zu Zarqawis Aufenthaltsort führten.
    Dem Überläufer wurde klargemacht, dass er schon etwas Handfestes vorweisen musste, wenn er Geld wollte. Das tat er. Er gab nicht nur preis, wo sich sein Chef aufhielt, sondern verriet auch noch eine Handynummer. Drew und Johnny waren schon vor Ort, noch bevor der Mann zu Ende gesprochen hatte.
    Zwölf Stunden lang passierte gar nichts. Dann geschah wie immer alles auf einmal. Eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit fuhr ein Auto vor und zwei Männer stiegen aus. Zwei andere kamen zu Fuß und betraten das Anwesen. Zwei weitere Pick-ups rollten heran und brachten zusätzliche zehn bis zwölf Männer, die im Haus verschwanden. Johnny hatte AK-47 und Raketenwerfer gesichtet und schwere Rucksäcke, die Sprengstoff enthalten konnten  – oder noch Gefährlicheres.
    Jetzt waren mindestens 14 Bewaffnete im Haus … vielleicht mehr. Den beiden SEALs kam der Gedanke, dass sie womöglich in eine Falle gelockt worden waren. Johnny und Drew waren so unbemerkt wie möglich infiltriert. Sie hatten einen Plan zu ihrer eigenen Verteidigung und einen Plan für den Fall, dass der Kontakt abriss, doch beide wussten, dass Hilfe weit entfernt war, wenn die Sache so richtig schiefging. Drew schickte eine Aktualisierung über den Burst-Sender: „14 MAM, small arms Location Fisher Cat No Joy on HVI.“ 14 Männer im waffenfähigen Alter mit AKs und Raketenwerfern am Zielort – und noch immer kein Hinweis auf Musab al-Zarqawi.
    Drew schirmte den Bildschirm sorgfältig ab, als die Antwort von der Einsatzzentrale an Task Force 20 kam: „Ears on.“
    Drew tippte seinem Partner auf die Schulter. Er legte zwei Finger seiner rechten Hand unter die Augen, das SEAL-Handzeichen für „Feind in Sicht“. Drew berührte seinen Kopfhörer und Johnny nickte – ihr Mann war am Mobiltelefon und sprach.
    Um 22.10 Uhr telefonierte Musab al-Zarqawi endlich und Task Force 20 hörte mit. Zarqawis Worte gingen um die Welt, wurden mit zuvor abgefangenen Nachrichten abgeglichen und zur Analyse des Stimmprofils herangezogen. Techniker in Langley, Virginia, bestätigten seine Identität und eine zweite Textnachricht ging über die Satellitenverbindung. „Stingray Zero Two hat Feuererlaubnis.“
    18 Monate lang hatte Zarqawi Selbstmordattentäter angeworben, Journalisten und Politiker umgebracht und Videoaufnahmen von inszenierten Enthauptungen erstellt – alles, um den irakischen Staat zu zwingen, ein auf islamischem Recht beruhendes Regierungssystem einzuführen. Nun führte er den Vorsitz bei einer Versammlung bewaffneter Männer. Niemand hatte eine Ahnung, was Zarqawi in dieser Nacht vorhatte – eine Entführung, einen Bombenanschlag oder möglicherweise beides.
    Zarqawi befand sich im Gebäude und die SEALs hatten die Erlaubnis, ihn zu erschießen. Blieb der Umstand, dass Johnny und Drew deutlich in der Unterzahl waren. Doch ihre Unsichtbarkeit brachte Vorteile mit sich. Die beiden SEALs hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Und sie hatten technische Hilfsmittel. Drew drückte einen Schalter auf einem rechteckigen Kasten, der auf die Halterung seiner Waffe montiert war. Aus einem AN/PEQ-2-Laser-Illuminator kam ein unsichtbarer Infrarotstrahl, der den zweiten Stock des Gebäudes erfasste.
    Johnny tippte eine weitere Nachricht: „Laser hot.“
    Die Antwort: „Reaper übernimmt.“
    Abu Musab al-Zarqawi hatte keine 90 Sekunden mehr zu leben.
    Neun Kilometer über dem Dattelhain lauerte am Rande der Stratosphäre, unsichtbar und unhörbar, eine Predator-Drohne mit

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