Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden
davonkommen.
Musab al-Zarqawi, Osama bin Ladens ausgewählter Stellvertreter im Irak, hatte Tausende von Menschen getötet bei dem Versuch, die Welt ins 6. Jahrhundert zurückzuwerfen. Eine Ironie des Schicksals wollte es, dass er von zwei Soldaten des SEAL-Teams 6 ausgerechnet mit Hilfe eines unsichtbaren Laserstrahls und eines Flugroboters getötet wurde.
Das US-Militär unterhält eine zwischendurch immer wieder stark unterkühlte Liebesbeziehung zu den Spezialeinsatztruppen. Im Laufe ihrer Geschichte stellten die Vereinigten Staaten Spezialeinheiten, Scharfschützenbataillone und Kommandos von Rangern und Spurensuchern, Fallschirmjägern und Froschmännern zusammen, um sie nach gewonnenen Kriegen wieder aufzulösen.
Während des Kalten Krieges in den 1950er- und 1960er-Jahren sah sich das Pentagon mit etlichen schwelenden Konflikten mit verschiedenen Erfüllungsgehilfen der Sowjets konfrontiert, musste aber weiterhin mit dem „Big One“ rechnen – einem Weltkrieg gegen den Warschauer Pakt.
Dass solche Scharmützel keine Invasionen wie seinerzeit in der Normandie erforderten, wurde zwar richtig erkannt, doch den Luxus einer Umstellung auf zielgerichtete Spezialkommandos für Kleinkriege konnte sich das Pentagon nicht erlauben. Die Bedrohung durch die Sowjetunion zwang die USA weiterhin, eine große stehende Streitmacht zu unterhalten.
Sowohl die Green Berets als auch die SEALs wurden 1962 von Präsident John F. Kennedy ins Leben gerufen. Die Sondereinsatzkräfte der US-Armee sollten ursprünglich Ausbildungsfunktionen übernehmen. Im Fall eines sowjetischen Einmarsches in Westeuropa hätten die Green Berets zurückbleiben sollen, um Widerstandsbewegungen in den besetzten Ländern aufzubauen. Jedes A-Team der Green Berets sollte eine Keimzelle für Guerillatruppen bilden. Doch wer die Schwarze Kunst unterrichten will, der muss sie zunächst einmal selbst beherrschen. Und die Green Berets waren hervorragend ausgebildet. Wer einem A-Team der Green Berets angehörte, der hatte nicht nur Sprachen gelernt, sondern verfügte auch über spezielle operative Fähigkeiten. Manche Green Berets waren Kommunikationsexperten, andere waren auf Sabotage spezialisiert, wieder andere auf Operationen aus der Luft und noch andere waren zu Tauchern ausgebildet. Jeder Green Beret konnte mit einem Fallschirm abspringen und war versiert im Beschaffen von Informationen, ihrer verdeckten Übermittlung, dem Spionagehandwerk und der Einsatzplanung.
Die Navy entwickelte ihr Programm zur Spezialkriegführung aus den berühmten Underwater Demolition Teams, den Kampftauchern, die im Zweiten Weltkrieg und in Korea zum Einsatz gekommen waren. Die neue Truppe sollte SEAL-Teams heißen – „SEAL“ als Abkürzung für die Elemente, für die sie ausgebildet wurden, nämlich Sea, Air und Land (Wasser, Luft und Land).
Die operative Einheit der Green Berets ist ein A-Team, das in etwa einem SEAL-Platoon entspricht, also zwei Offizieren und zwölf Mannschaften. A-Teams sind in aller Regel spezialisiert: auf Sabotage, auf Krieg unter arktischen Bedingungen oder Fallschirmeinsätze in großer Höhe. Die Army wollte eine Rahmenstruktur für Partisanentruppen schaffen, mit denen sie dem sowjetischen Koloss an den Flanken zusetzen und ihm in den Rücken fallen konnte. Die SEAL-Teams wurden mit einer anderen Zielsetzung gegründet – nämlich für direkte Aktionen gegen den Feind. Auch SEALs können als Ausbilder für Spezialeinsätze herangezogen werden und sind darauf trainiert, einheimische Einheiten zu organisieren, doch ihre vordringliche Aufgabe, ihre Existenzgrundlage, besteht darin, den Feind zu treffen. Und diese Aufgabe erledigen sie so gut wie niemand sonst auf der Welt.
Die Einrichtung einer handverlesenen Spezialtruppe anzukündigen, ist die eine Sache. Etwas ganz anderes ist es, sie auch wirklich auf die Beine zu stellen. Als Präsident Kennedy die Gründung der Green Berets und der SEAL-Teams genehmigte, musste das Pentagon zwei Fragen beantworten: Wer sollte dafür ausgewählt werden? Und wie sollten die Betreffenden ausgebildet werden?
Die Army entschied sich für den Mittelweg zwischen Quantität und Qualität. Die Navy setzte von Anfang an auf höchste Anforderungen. Die SEAL-Teams bestanden ursprünglich aus etwas mehr als 50 Männern an beiden US-Küsten. Die SEAL-Teams 1 und 2 waren so streng geheim, dass Freiwillige der Underwater Demolition Teams anfangs nicht einmal den Namen der Einheit oder ihre Mission erfuhren. Sie
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