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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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mussten sich blind bewerben. Die für die ersten SEAL-Teams ausgewählten Kandidaten durchliefen ein äußerst vielseitiges Trainingsprogramm. Von Anfang an stand fest, dass jeder SEAL in jeder Disziplin ausgebildet würde. Es sollte keine spezialisierten Untereinheiten geben. Jeder SEAL musste alle Aspekte einer Spezialoperation beherrschen. Jeder Einzelne musste springen, tauchen, unter Wasser sprengen und kleinere Boote navigieren können und unter allen erdenklichen Bedingungen einsetzbar sein  – ob im Dschungel, im Sumpf oder auf dem Gletscher. Von Tag eins übernahmen die SEALs Aufträge, die die Army nicht erfüllen konnte – Sabotage zu Wasser und U-Boot-Aufklärung. Weil sich ihre Ausbildung deutlich teurer gestaltet, waren die SEALs stets eine viel kleinere Organisation. 1964 gab es mehrere Tausend Green Berets. 1965 verfügte die Navy nicht einmal über 100 SEALs.
    In Vietnam tauchten SEALs auf, wo es kein Feind für möglich gehalten hätte, und ihre Schlagkraft war um vieles größer als ihrer Zahl nach zu erwarten. Der Vietcong nannte sie „die Männer mit dem grünen Gesicht“ und setzte Kopfgelder auf sie aus.
    Die Grundausbildung (Basic Underwater Demolition SEAL oder BUD/S) findet auf der Naval Amphibious Base in Coronado, Kalifornien, statt. Nur ein, zwei Kilometer vom malerischen Hotel del Coronado entfernt liegt in den flüsternden Dünen des kalifornischen Silver Strand State Parks – ironischerweise einer der schönsten Orte im US-Bundesstaat Kalifornien – das Epizentrum der Quälerei. BUD/S gilt als härteste Ausbildung im US-Militär. Die Kurse sind so anspruchsvoll, dass es vorkommen kann, dass keiner besteht und alle Teilnehmer aufgeben. Besonders belastend ist für angehende SEALs der Gedanke, dass BUD/S nicht etwa das Ende des Auswahlverfahrens und der Ausbildung zum Spezialkämpfer der Navy darstellt, sondern erst den Anfang.
    Von 1.000 Freiwilligen, die gerne SEALs werden möchten, werden nur rund 200 tatsächlich genommen. Vor dem ersten Ausbildungstag werden die Möchtegern-Kampftaucher einer medizinischen, einer psychologischen und einer akademischen Prüfung unterzogen. Bewerber mit Vor- oder Jugendstrafen, Verurteilungen wegen häuslicher Gewalt oder Drogenproblemen, Insolvenz oder Überschuldung werden sofort disqualifiziert. Schon wer nur unter dem Verdacht steht, eine Straftat begangen zu haben, kommt als Kandidat nicht infrage. Wer für eine BUD/S-Klasse ausgewählt wird, muss ausgezeichnet hören und einen strengen Sehtest bestehen. Außerdem muss er die umfassenden körperlichen Voraussetzungen erfüllen, die die Navy für Flieger und Taucher fordert. Die Auszubildenden werden auf Herz und Nieren geprüft und gründlich untersucht, geröntgt, einer Computertomografie unterzogen, von Psychologen befragt und dann nochmals untersucht. Das alles soll niemanden von der Ausbildung zum SEAL abhalten, sondern nur gewährleisten, dass jeder, der zu dem Programm zugelassen wird, hoch qualifiziert ist und folglich die besten Erfolgsaussichten hat.
    Die Navy hat Millionen für Tests und psychologische Profile ausgegeben, um herauszufinden, wie ein Mensch beschaffen sein muss, der sich unter Stress am besten bewährt. In Wahrheit wissen sie es nicht. Unter den Abbrechern sind Olympioniken, Footballprofis, Überlebenskünstler und Fitnessgurus und unter den erfolgreichen Absolventen Surfer, Schreiner, Computergenies und Bauernjungen aus Iowa, die nie zuvor das Meer gesehen hatten. Niemand kann sagen, ob ein Mann mitbringt, was nötig ist, um ein Navy SEAL zu werden. Ein brennender Wunsch lässt sich nicht quantifizieren.
    Wer für die SEAL-Ausbildung ausgewählt werden will, muss schon der Navy angehören. Eine Handvoll Kandidaten kommt direkt aus den Ausbildungszentren der Navy. Die meisten sind aber Unteroffiziere oder Offiziere, die bereits eine einjährige oder auch längere Ausbildung hinter sich haben. Und natürlich sind alle Freiwillige.
    Der jüngste Marineangehörige in einer BUD/S-Klasse ist vielleicht gerade mal 17 und ein halbes Jahr jung – was selten ist, denn dann muss die Mutter ihrem Sohn schriftlich erlauben, der Marine beizutreten. Die ältesten Teilnehmer eines SEAL-Lehrgangs sind mit 33 schon alt. Solche Bewerber sind meist Stabsunteroffiziere oder Leutnants zur See mit acht oder zehn Jahren Marineerfahrung. Von älteren Bewerbern wird erwartet, dass sie in der Klasse Führungspositionen übernehmen – wenn nicht physisch, dann zumindest moralisch. Diese

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