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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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erklärte Óskar und trank einen ordentlichen Schluck aus der Flasche.
    Ich war voll gespannter Erwartung, als das Schiff zwei Tage später am Asiatisk Plads in der Nähe der Strandgade anlegte. Ich sah dort unseren wunderschönen Passagierdampfer Gullfoss aus dem Hafen auslaufen. Ich erinnere mich, dass ich mir vorstellte, wie die Passagiere der ersten Klasse in eleganter Garderobe an Deck standen, die Männer mit Zigarren und die Frauen in langen Kleidern, und in die Abendstille hinein drangen die Klänge des Klaviers aus dem Rauchsalon. Ich hätte mir eine Passage mit diesem Luxusschiff niemals leisten können, noch nicht einmal in der dritten Klasse. Meine liebe Tante schuftete sich krumm, um mir das Studium zu ermöglichen, sie arbeitete vormittags bei der Post und nachmittags und abends in der Fischfabrik. Ich hatte während der Semesterferien im Sommer in den Westfjorden immer in einer Bücherei gearbeitet, mich aber ansonsten voll auf das Studium konzentriert. Nach dem Abitur erhielt ich wegen meinerguten Leistungen dann ein Stipendium, das mir das Studium erleichterte.
    Ich weiß nicht, wie ich die Empfindungen beschreiben soll, die ich damals als unerfahrener junger Mensch hatte, als ich zum ersten Mal in eine ausländische Hauptstadt kam, und noch dazu in eine so prachtvolle und liebenswerte wie Kopenhagen, die jahrhundertelang die kulturelle Hauptstadt Islands gewesen war. Das Reisen war ich nicht gewöhnt, denn ich war jung und stammte aus keiner wohlhabenden Familie. Auslandsreisen waren ein Luxus, den sich nicht jeder leisten konnte. Ich hatte mich den ganzen Sommer darauf gefreut, und ich kann mich noch ganz genau an die erwartungsvolle Spannung erinnern, die sich meiner bemächtigte, als ich von Bord ging und meine Füße den Boden der Stadt am Sund betraten. Vor den Augen eines Hinterwäldlers breitete sie sich mit ihren mächtigen Bauten aus, mit alten historischen Gebäuden, mit Restaurants und Kneipen, breiten Alleen und engen Gassen, die mir aus den Berichten von Studenten und Dichtern früherer Zeiten vertraut waren. Ich erinnere mich an den schweren Duft der üppigen Vegetation, an das Rattern der Straßenbahnen und der Kutschwagen, die das Bier zu den Kneipen brachten, an die Limousinen, die an mir vorbeirauschten, an die Menschenmenge und den Verkehr auf Strøget und bei Kongens Nytorv. Ich hatte das Gefühl, die Stadt in gewissem Sinne zu kennen, als ich dort eintraf, und die Vorstellung, die ich von ihr hatte, passte erstaunlich gut zu dem, was ich an diesem meinem ersten Tag in Kopenhagen sah und erlebte. Sie war mehr als nur eine altehrwürdige europäische Stadt. Für den gebildeten Isländer war sie über viele Jahrhunderte hinweg das Zentrum isländischer Kultur und Bildung. Ich freute mich darauf, sie besser kennenzulernen, vor allem ihre Museen und die historischenSchauplätze, und nicht zuletzt wollte ich auf den Spuren der berühmten Isländer wandeln, die vor langer Zeit hier studiert hatten. Ich genoss den Gedanken an den bevorstehenden Winter.
    In erster Linie war ich aber wegen meiner einzigen wahren Leidenschaft nach Kopenhagen gekommen, wegen der isländischen Handschriften aus dem Mittelalter. Zu dieser Zeit wurden unsere kostbarsten Schätze alle in der Königlichen Bibliothek und im Handschrifteninstitut aufbewahrt, das nach Árni Magnússon benannt war; es war damals in der Universitätsbibliothek untergebracht. Dort befanden sich Flateyjarbók , Möðruvallabók , der Codex Regius mit den Eddaliedern, die Njáls saga und viele, viele andere Manuskripte. Es war schon seit langem mein Traum gewesen, diese alten unschätzbar wertvollen Pergamente berühren zu dürfen, die durch die Hände von vielen bedeutenden Männern gegangen waren, durch die von Bischof Brynjólfur Sveinsson, Hallgrímur Pétursson und Árni Magnússon bis hin zu Jónas Hallgrímsson und Jón Sigurðsson, um nur einige zu nennen. In diesen Jahren unternahmen wir große Anstrengungen, um diese Handschriften wieder nach Island zu holen, wo sie nach Ansicht aller redlichen Menschen auch hingehörten, doch die Dänen sträubten sich, uns das Nationalerbe zurückzugeben. Damit wäre unser Kampf um die Unabhängigkeit wirklich zu einem Abschluss gekommen, den man vielleicht als einen späten Triumph über die alte Kolonialmacht auslegen konnte. Der Widerstand in Dänemark war stark, unter anderem argumentierte man damit, dass das britische Empire auch keinen Grund sah, all die Schätze nach Ägypten

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