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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Handschriften oder Fragmenten, Briefen und anderen Dokumenten aus alter Zeit – und manchmal auch welche gefunden. Nichts von dem kann es aber an Bedeutung mit den verschollenen Seiten der Lücke aufnehmen.
    Er nannte uns die Hüter der Zeit. Ich verstehe jetzt besser, was er damit meinte. Nichts war in seinen Augen wertvoller als der Codex Regius , und den kleinen Augenblick, den er unser irdisches Dasein nannte, verwendete er dazu, ihn zu hüten. Er wusste, dass wenige andere Kunstschätze auf der Welt sich durch vergleichbare Schlichtheit und Bescheidenheit auszeichnen wie diese Handschrift. Trotz ihrer Unscheinbarkeit ist ihre Lebenskraft unbegrenzt, und ihre winzig geschriebenen Wörter sind Riesen in der Kulturgeschichte. Sie ist beinahe lebendig. Das Pergament dehnt sich aus und zieht sich zusammen je nach Feuchtigkeitsgrad, sodass es ganz den Anschein hat, als atme sie.
    Ich weiß, dass der Professor nicht vergeblich gestorben ist. Er war ein größerer Held, als er sich selbst je zugestanden hätte, und sah seinem Schicksal gefasst entgegen.
    Da lachte Högni, als zum Herzen sie schnitten dem kühnen Kämpfer .
    So will ich mich an ihn erinnern. Ich bewahre eine seiner Schnupftabaksdosen auf, und sein Stab begleitet mich.
    In alle Zukunft.

Isländische Handschriften
    Von Coletta Bürling
    In keinem anderen Land des Nordens sind im Mittelalter so viele Pergamentmanuskripte entstanden wie ausgerechnet im kleinsten von ihnen, Island. Eine schlüssige Antwort auf die Frage nach dem Grund für die geradezu hyperaktive literarische Produktion auf der Insel im Nordatlantik ist bis heute nicht gefunden worden, aber man nimmt an, dass der rege Kontakt, den die Isländer zu kulturellen Zentren außerhalb Skandinaviens (in England, Deutschland, Frankreich und Holland) gepflegt haben, wichtige geistige Anstöße und Anregungen gegeben hat. Der erste isländische Bischof beispielsweise, der 1056 geweiht wurde, erhielt seine Ausbildung in Herford.
    Nach der Einführung des Christentums als Staatsreligion im Jahre 1000 n. Chr. machten die Isländer Bekanntschaft mit kirchlichen Gebrauchstexten, die auf Pergament geschrieben waren. Nachdem sie sich die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten im Lesen und Schreiben, im Herstellen von Kalbshäuten und Tinte erworben hatten, waren es zwar zunächst die Gesetze des 930 gegründeten Staates, die niedergeschrieben wurden, aber schon bald begann man auch, die Geschichte des jungen Landes aufzuarbeiten. Island ist das am spätesten besiedelte Land in Europa und hat wie keine andere Nation Kenntnisse über seine Ursprünge.
    Wichtig ist in diesem Zusammenhang vor allem die Tatsache, dass von Anfang an nicht nur auf Latein, sondern auch in der Landessprache geschrieben wurde. Das Schreiben war im Gegensatz zu anderen Ländern nicht gelehrten Mönchen vorbehalten, sondern wurde seit jeher auch außerhalb klösterlicher Mauern praktiziert, was mit der sehr eigenständigen kirchlichen Organisation im Inselstaat zusammenhing. So waren die Handschriften auch nicht zum Verbleib in den Klöstern bestimmt. Sehr bald gewann der Aspekt der Unterhaltung für die schriftliche Abfassung von Texten an Bedeutung. Spannende Stoffe aus der eigenen Vergangenheit, die in den Isländersagas festgehalten und überliefert wurden, boten sich an, um an langen Winterabenden vorgelesen zu werden. Wer etwas auf sich hielt, legte sich eine Bibliothek zu. Von der Saga vom weisen Njáll, der umfangreichsten isländischen Saga, existieren beispielsweise auch heute noch vierundzwanzig Pergament- und über vierzig Papierabschriften. Anders als die Handschriften aus anderen Ländern Europas sind die isländischen Handschriften durch den häufigen Gebrauch meist dunkel und verschmutzt. Im Laufe der Zeit gingen sie durch viele mehr oder weniger saubere Hände und wurden in rußigen Torfhöfen aufbewahrt. In späteren Jahrhunderten, nachdem das Papier und der Buchdruck die alte Kunst des Schreibens auf Pergament abgelöst hatte, wurden die für uns heute so wertvollen Handschriften häufig genug zweckentfremdet; schöne Beispiele dafür finden sich in der Handschriftenausstellung im Kulturhaus in Reykjavík. So wurden alte Pergamentseiten als Schuhsohlen verwendet, als Zuschneidemuster für Kleidung oder man stanzte Löcher hinein, um sie als Sieb zu verwenden.
    Erst im 17. und 18. Jahrhundert gewannen die alten Schriften wieder an Bedeutung. Humanistische Gelehrte im ganzenNorden waren bestrebt, die eigene Geschichte

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