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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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für diesen Dichter, der vor langer Zeit mit gebrochenem Bein unter der schrägen Wand in der dänischen Mansarde lag und seinem Schicksal furchtlos und seltsam gefasst entgegensah.
    Ich hatte unrealistische Vorstellungen von der Großartigkeit der Handschriftensammlung gehabt. Sie machte auf mich alles andere als einen prächtigen Eindruck, als ich sie auf meinem Bummel durch die Stadt zum ersten Mal sah. Ich betrat die Universitätsbibliothek, ein mächtiges Gebäude an der Fiolstræde, wo die Handschriftensammlung von Árni Magnússon an der Nordwand des Hausesverstaut worden war. Spaßeshalber versuchte ich, die Länge der Wand in Schritten abzumessen, und zählte achtzehn Meter. Zu beiden Seiten des Raumes waren undichte Fenster. Dr. Sigursveinn hatte mir gesagt, dass es dort im Winter furchtbar kalt sei, die Temperaturen gingen zeitweilig sogar bis auf frostige vierzehn Grad herunter. Zwei Drittel der Wand waren mit Regalen bedeckt, in denen sich die Manuskripte befanden. Außerdem war dort das Arbeitszimmer von Jón Helgason, dem Direktor des Instituts. Nur ganz wenige Handschriften befanden sich in Schaukästen unter Glas. Die meisten waren mit Einbanddeckeln versehen und standen aufrecht im Regal. Auf den Pergamentseiten hatte sich Staub abgesetzt. Eine Aufsichtsperson gab es nicht, und der Schlüssel für das Schnappschloss hing an einem Haken bei der Eingangstür zu der Sammlung, das war alles.
    Der Gedanke, wie viel vom historischen Erbe Islands in Kopenhagen zu finden ist, beschäftigte mich sehr. Nicht nur die alten Handschriften, sondern auch jener bedeutsame Teil der isländischen Geschichte, der direkt mit der Stadt Kopenhagen verbunden ist. Schon immer fand ich, dass er gewaltig unterschätzt wurde. Hier gab es so viele für Island historisch bedeutsame Straßen und Plätze, denen wir keine weitere Beachtung schenkten. Hier standen immer noch die Häuser, in denen die Vorkämpfer unserer Unabhängigkeit gelebt hatten, hier war das Heim von Jón Sigurðsson. Hier war die Universität, die all diese Männer und viele andere Isländer im Laufe der Jahrhunderte ausgebildet hatte, und das Studentenwohnheim Studiegården , wo die größten isländischen Gelehrten ihre Zuflucht gehabt hatten. Hier befanden sich der Runde Turm und die Trinitatiskirke, in der in früheren Zeiten unsere kostbaren Handschriften aufbewahrt wurden. Hier lagen die Kerker, in die wir gesteckt worden waren, die Kanäle, in denen wiruns ertränkt hatten. Die Restaurants und Kneipen, die wir angeheitert bevölkert hatten. Wo gibt es etwas Vergleichbares in Island? Es durfte nicht in Vergessenheit geraten, dass die Hälfte der isländischen Geschichte mit dieser Stadt verbunden war, mit ihren Pflastersteinen und Straßenecken, mit den Lokalen und den Fenstern der Häuser, in denen sich immer noch die Jahre und die Männer spiegelten, die uns in diesem fernen Land zu einer unabhängigen Nation gemacht hatten.
    Mir kam die Idee nachzusehen, ob der Professor vielleicht um die Mittagszeit in seinem Büro erschienen war. Ich machte mir keine sonderlichen Hoffnungen, als ich noch einmal den Korridor zu seinem Büro entlangging, sah aber zu meiner Erleichterung, dass die Tür zu seinem Arbeitszimmer einen Spalt offen stand. Ich wollte anklopfen und eintreten, doch ich hörte Stimmen aus dem Raum und hielt an der Tür inne.
    Von diesem Standort aus konnte ich nur eine Wand des Zimmers sehen, die über und über mit Büchern bedeckt war. Was ich hörte, ging mich nicht das Geringste an, und ich schämte mich zwar für meinen Lauscherposten, traute mich aber nicht, mich von der Stelle zu rühren.
    »… kann es nicht weitergehen«, erklang eine tiefe Stimme, die ich nie zuvor gehört hatte. Sie klang, als ob sie zu einem großgewachsenen Mann gehören würde, der Macht und Einfluss ausstrahlte. Er sprach Dänisch.
    »Das ist doch blühender Unsinn, und das weißt du ganz genau«, wurde geantwortet, und ich vermutete, dass das der Professor war. »Du solltest nicht auf solches Geschwätz hören, sondern dich stattdessen darauf konzentrieren, diese Fakultät zu leiten.«
    »Genau in dieser Eigenschaft bin ich hier«, sagte die tiefe Stimme.
    Es kam mir so vor, als müssten die beiden da drinnen indem Schweigen, das seinen Worten folgte, meine Atemzüge hören können. Ich war wie gelähmt und wusste nicht, was ich mehr befürchtete – dass man mich entdeckte oder dass ich etwas hörte, was ich nicht hören sollte und nicht wissen wollte. Ich

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