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Coelho,Paul

Coelho,Paul

Titel: Coelho,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schutzengel
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»Das Große Tier« war auf dem Plattencover von Sergeant Pepper's Lonely Heart Club Band, der bekanntesten Platte der Beatles.
Vielleicht wussten nicht einmal die Beatles, wen sie da mit aufs Cover
genommen hatten.
    Das Telefon klingelte. Es könnte
seine Freundin sein. Aber wenn sie geschrieben hatte »Ich bin gleich wieder
da«, wozu würde sie dann telefonieren?
    Was aber, wenn etwas passiert
warf.
    Deshalb kam sie nicht. Der
Schwindel kehrte jetzt in kürzeren Abständen zurück, und plötzlich war alles
schwarz. Er wusste - irgendetwas sagte es ihm -, dass er sich nicht von diesem
Gefühl beherrschen lassen durfte. Etwas Schreckliches könnte geschehen -
möglicherweise würde er in diese Dunkelheit eintauchen und nie wieder
herauskommen. Er musste unbedingt die Kontrolle über sich behalten - er musste
seinen Geist beschäftigen, oder das da würde sich seiner bemächtigen.
    Das Telefon. Er konzentrierte sich
auf das Telefon. Reden, sich unterhalten, auf andere Gedanken kommen, etwas
finden, das ihn von dieser Dunkelheit ablenkte. Das Telefon, das klingelte,
war ein Wunder, ein Ausweg. Das wusste er. Er wusste, dass er sich auf gar
keinen Fall dem anderen überlassen durfte.
    Er musste ans Telefon gehen.
    »Hallo?«
    Es war eine Frauenstimme, aber
nicht die seiner Freundin - es war Argeies . »Paulo?«
Er schwieg.
    »Paulo, hörst du mich? Du musst
unbedingt sofort herkommen! Es geschieht hier etwas sehr Eigenartiges!«
    »Was ist los?«
    »Du weißt es, Paulo! Erklär es
mir, um Gottes Willen!«
    Er legte auf, noch bevor er hörte,
was er nicht hören wollte. Es war keine Spätfolge der Drogen. Es war kein Symptom
von Verrücktheit. Es war kein Herzanfall. Es war real.
    Er geriet in Panik. Minutenlang
dachte er an gar nichts, und die Dunkelheit bemächtigte sich seiner immer mehr.
Sie rückte näher, brachte ihn dazu, seinen Fuß an den See des Todes zu setzen.
    Er würde sterben - wegen all
dessen, was er, ohne daran zu glauben, getan hatte. Wegen all der Menschen, die
unwissentlich daran beteiligt worden waren. Wegen all des Bösen, das in der
Form von Gutem verbreitet worden war. Er würde sterben, und die Dunkelheit
würde weiter existieren. Denn sie offenbarte sich ihm jetzt. Sie zeigte ihm,
dass die Magie eben doch funktionierte und dass er den Preis dafür bezahlen
musste, dass er sie benutzt hatte. Vorher hatte er von diesem Preis nichts
wissen wollen, weil er geglaubt hatte, Magie sei umsonst zu haben, dass alles
nur Lüge oder Suggestion sei.

Die Erinnerung an die fahre in der
Jesuitenschule wurde in ihm lebendig, und er bat um die Kraß ,
es bis zur Kirche zu schaffen, um dort um Vergebung zu bitten, wenigstens Gott
bitten zu können, seine Seele zu retten. Er musste es schaffen. Immer, wenn er
seinen Verstand beschäftigte, gelang es ihm, den Schwindel etwas unter
Kontrolle zu halten. Er brauchte nur ausreichend Zeit, um bis zur Kirche zu kommen
... Was für eine lächerliche Idee!
    Er blickte zum Bücherregal. Er
wollte nachzählen, wie viele Platten er besaß - das hatte er schon immer mal in
Erfahrung bringen wollen. Ja, das war etwas Wichtiges, die genaue Anzahl
seiner Platten zu kennen. Er begann zu zählen: eins, zwei, drei ...er schaffte
es. Er schaffte es, den Schwindel aufzuhalten und nicht dem schwarzen Loch
entgegenzutrudeln, das ihn anzog. Er zählte alle Platten und zählte sie dann
noch einmal, um sicherzugehen, dass er richtig gezählt hatte. Jetzt die Bücher.
Er musste sie zählen, um zu wissen, wie viele er hatte. Ob er wohl mehr Bücher
als Platten besaß? Er begann zu zählen. Der Schwindel hörte auf. Er stellte
fest, er hatte viele Bücher. Und Zeitschriften. Und alternative Zeitungen. Er
würde alles zählen und danach die Zahl auf einem Blatt Papier notieren, er
würde ein genaues Inventar von den Dingen aufstellen, die er besaß. Das war ihm
jetzt ungeheuer wichtig.
    Er war gerade dabei, in der Küche
das Besteck zu zählen, als der Schlüssel sich im Schloss drehte. Da kam sie
endlich. Aber er durfte sich nicht ablenken lassen - er konnte über das, was
sich abspielte, nicht einmal reden, es würde schon aufhören. Dessen war er sich
sicher.
    Sie kam direkt in die Küche und
umarmte ihn weinend.
    »Hilfe... da ist etwas Seltsames.
Du weißt, was das ist! Hilf mir!«
    Er wollte sich beim Besteck nicht
verzählen - das Zählen war seine einzige Rettung. Es galt, den Verstand immer
weiter zu beschäftigen. Es wäre besser gewesen, sie wäre nicht gekommen - sie
war

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