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Coelho,Paul

Coelho,Paul

Titel: Coelho,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schutzengel
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nicht alles überwachen.«
    Valhalla machte
eine Taschenlampe an, und sie bewegten sich vorsichtig voran, um nicht
unerwartet mit dem Kopf gegen die Bohlen an der Decke zu stoßen. Paulo merkte,
dass das Erdreich hier und da abgerutscht war. Vielleicht war es ja gefährlich
- aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken.
    Je tiefer sie in den Berg
hineingingen, desto kühler wurde es, bis die Temperatur angenehm war. Er
befürchtete, keine Luft zu bekommen, aber Vahalla bewegte sich, als würde sie das alles sehr gut kennen - offenbar war sie schon
mehrmals hier gewesen und noch immer am Leben. Auch darüber wollte er jetzt
nicht nachdenken.
    Nach ungefähr zehn Minuten blieb
die Walküre stehen. Sie setzten sich auf den Boden, und Vahalla legte die Taschenlampe in die Mitte zwischen sie drei.
    »Engel«, sagte sie. »Die Engel
sind für diejenigen sichtbar, die das Licht annehmen. Und den Pakt mit der
Dunkelheit brechen.«
    »Ich habe keinen Pakt mit der
Dunkelheit«, entgegnete Paulo. »Ich hatte einen. Aber jetzt nicht mehr.«
    »Ich meine nicht den Pakt mit
Luzifer oder Satan oder mit...« - sie begann, die Namen verschiedener Dämonen
zu nennen, und ihr Gesicht wirkte dabei eigenartig.
    »Sprich diese Namen nicht aus!«,
unterbrach Paulo sie. »Gott ist in den Worten und der Dämon auch.« Vahalla lachte.
    »Mir scheint, du hast die Lektion
gelernt. Jetzt brich den Pakt!«
    »Ich habe keinen Pakt mit dem
Bösen«, wiederholte er.
    »Ich meine den Pakt mit der
Niederlage.«
    Paulo erinnerte sich an die Worte
von J. - »der Mensch zerstört immer, was er am meisten liebt«. Aber J. hatte
nichts von einem Pakt gesagt. Er kannte Paulo gut genug, um zu wissen, dass
dieser seinen Pakt mit dem Bösen schon vor langer Zeit gebrochen hatte. Die
Stille in der Mine war schlimmer als die der Wüste. Man hörte absolut gar
nichts, nur Vahallas Stimme - die jetzt anders klang.
    »Wir haben eine Abmachung mit uns
selber: nicht siegen, wenn der Sieg möglich ist«, ließ sie nicht locker.
    »Ich habe nie so etwas mit mir
abgemacht«, sagte Paulo zum dritten Mal.
    »Wir alle haben es getan.
Irgendwann im Leben haben alle diesen Pakt geschlossen. Deshalb steht ein Engel
mit einem Feuerschwert an der Pforte des Paradieses. Und er lässt nur
diejenigen hinein, die diesen Pakt gebrochen haben.«
    >Ja, sie hat recht<, dachte
Chris. >Wir alle haben ihn geschlossen.<
    »Findest du mich schön?«, fragte Vahalla , und ihre Stimme klang wieder ein wenig anders.
    »Du bist eine schöne Frau«,
antwortete Paulo.
    »Eines Tages, damals war ich noch
ein Teenager, ist meine beste Freundin plötzlich vor mir in Tränen
ausgebrochen. Wir waren unzertrennlich und mochten uns sehr. Ich fragte sie,
was los sei. Nach langem Drängen erzählte sie mir, dass ihr Freund in mich
verliebt sei. Ohne mir dessen bewusst zu sein, habe ich an jenem Tag mit mir
selbst einen Pakt geschlossen. Ich begann zuzunehmen, meinen Körper zu vernachlässigen,
mich ganz allgemein gehenzulassen . Denn unbewusst
hielt ich meine Schönheit für einen Fluch, der meiner besten Freundin Leid
verursacht hatte.
    Es dauerte nicht lange, da hatte
ich jegliche Lebensfreude in mir erstickt und sah keinen Sinn mehr im Leben.
Bis zu dem Augenblick, an dem ich das alles nicht mehr ertrug. Ich wollte
sterben.«
    Vahalla lachte.
    »Wie du siehst, habe ich den Pakt
gebrochen.«
    »Stimmt«, sagte Paulo.
    »Ja, stimmt«, sagte Chris. »Du
bist schön.«
    »Wir befinden uns im Bauch des
Berges«, fuhr Vahalla fort. »Draußen scheint die
Sonne, und hier ist alles dunkel. Aber die Temperatur ist angenehm, wir können
schlafen, brauchen uns um nichts zu kümmern. Hier herrscht die Dunkelheit des
Paktes.«
    Ihre Hand tastete nach dem
Reißverschluss ihrer Lederjacke.
    »Brich den Pakt!«, sagte sie. »Zum
Ruhme Gottes. Für die Liebe und für den Sieg.«
    Dann zog sie langsam den
Reißverschluss herunter. Sie trug nichts unter der Jacke. Im Licht der
Taschenlampe blitzte zwischen ihren Brüsten ein goldenes Medaillon.
    »Nimm es!«, sagte sie.
    Paulo berührte das Medaillon. Der
Erzengel Michael. »Nimm die Kette von meinem Hals!«
    Er nahm ihr das Medaillon ab und
hielt es in beiden Händen.
    »Haltet beide das Medaillon!«
    »Ich brauche meinen Engel nicht zu
sehen!« Zum ersten Mal, seit sie in die Mine gegangen waren, sagte Chris etwas.
»Ich brauche es nicht, es reicht mir, mit ihm zu sprechen!«
    Paulo stand mit dem Medaillon in
der Hand da.
    »Ich habe mit meinem Engel zu
sprechen

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