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Coelho,Paul

Coelho,Paul

Titel: Coelho,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schutzengel
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»Worin bestand dieser Pakt?«
    »Ich habe versprochen, meine
Träume aufzugeben«, sagte er. Sieben Jahre lang hatte er den Preis für den
Tausch gezahlt, aber Gott war großzügig gewesen und hatte ihm erlaubt, sein
Leben neu aufzubauen. Der Direktor des Plattenlabels, ebender ,
von dem er an jenem Morgen im Mai geträumt hatte, fand einen Job für ihn und
wurde zu seinem einzigen Freund. Paulo fing wieder an zu komponieren, aber
immer, wenn seine Arbeit Erfolg hatte, geschah etwas, das alles wieder zunichtemachte .
    >Wir zerstören, was wir
lieben.< Ihm fielen J.s Worte ein.
    »Ich dachte immer, es wäre ein
Teil des Tausches«, sagte er.
    »Nein«, entgegnete Vahalla . »Gott war streng. Aber du warst noch strenger mit
dir als Er.«
    »Ich habe versprochen, nie wieder
zu wachsen. Ich dachte, ich könnte mir nicht mehr trauen.«
    Die Walküre presste seinen Kopf an
sich.
    »Erzähl von der Angst!«, sagte
sie. »Von deiner Angst, die ich an deiner Seite gesehen habe, als wir uns in
der Snack-Bar begegnet sind.«
    »Die Angst...« Er wusste nicht, wo
er anfangen sollte, denn es kam ihm so vor, als würde er nur Unsinn reden. »Die
Angst lässt mich nachts nicht schlafen und am Tag keine Ruhe finden.«
    Chris verstand jetzt, warum ihr
Engel darauf bestanden hatte, dass sie mitkam. Sie musste dort sein, alles mitanhören , denn Paulo hätte ihr das alles nie von sich aus
erzählt...
    »... jetzt habe ich eine Frau, die
ich liebe, ich bin J. begegnet, bin den heiligen Jakobsweg gegangen und habe
Bücher geschrieben. Ich bin meinen Träumen wieder treu, und das macht mir
Angst. Denn alles läuft so, wie ich es wollte, und ich weiß, dass alles bald
schon zerstört werden wird.«
    Es war schrecklich, das zu sagen.
Er hatte es noch nie jemandem eingestanden - nicht einmal sich selber. Ihm war
bewusst, dass Chris anwesend war, alles hörte - und er schämte sich.
    »So war es auch mit der Musik«,
fuhr er fort. Er brachte die Worte nur mühsam heraus. »Und so war es mit allem,
was ich seither gemacht habe. Nichts hat länger als zwei Jahre gehalten.«
    Er spürte, wie Vahalla ihm das Medaillon vom Hals nahm. Er erhob sich. Er wollte nicht, dass sie die
Lampe anmachte, denn er wagte nicht, Chris in die Augen zu sehen.
    Aber Vahalla knipste die Taschenlampe an, und die drei machten sich schweigend auf den
Rückweg zum Ausgang.
     
    »Wir beide gehen voraus, du kommst
hinterher«, sagte Vahalla , als sie das Ende des
Tunnels fast erreicht hatten.
    Paulo war überzeugt, dass Chris,
wie vierzehn Jahre zuvor seine Freundin, ihm nie wieder vertrauen würde.
    »Heute glaube ich an das, was ich
mache«, versuchte er zu sagen, bevor sich die beiden Frauen entfernten. Der
Satz klang bittend, als bettle er um Verzeihung, als wolle er sich
rechtfertigen.
    Keine der Frauen antwortete. Sie
machten noch ein paar Schritte. Dann knipste Vahalla die Taschenlampe aus. Es fiel schon ausreichend Licht herein, um sehen zu
können.
    »Versprich mir im Namen des
Erzengels Michael«, sagte die Walküre, »dass du von dem Augenblick an, an dem
du den Fuß nach draußen setzt, nie wieder - nie wieder - die Hand gegen dich selbst
erhebst.«
    »Ich verspreche es im Namen des
Erzengels Michael!«
     
    Die beiden Frauen traten ins
Freie. Paulo wartete noch einen Augenblick und machte sich dann ebenfalls auf
den Weg. Sie hatten lange genug in der Dunkelheit verbracht.
    Die hereinfallenden Sonnenstrahlen
wiesen ihm den Weg. Da war eine Gittertür, eine Tür, die in ein verbotenes
Reich führte, eine Tür, die ihm Angst machte - denn dort war das Reich des
Lichts, und er hatte viele Jahre in der Finsternis gelebt. Eine Tür, die
verschlossen aussah, sich aber, wenn man näher kam, als offen erwies.
    Die Tür zum Licht lag vor ihm. Er
wollte sie durchschreiten. Er konnte die Sonne draußen strahlen sehen. Er
beschloss, die Sonnenbrille nicht aufzusetzen. Er brauchte Licht. Er wusste,
dass der Erzengel Michael an seiner Seite war, mit seiner Lanze die Dunkelheit
vertrieb.
    Jahrelang hatte er an die
unerbittliche Hand Gottes geglaubt, an seine Strafe. Aber seine eigene Hand
und nicht die Hand Gottes hatte so viel Finsternis hervorgerufen. Nie im Leben
würde er es wieder tun.
    »Ich breche den Pakt«, sagte er
zur Finsternis der Mine und zur Wüste. »Gott hat das Recht, mich zu zerstören.
Ich habe dieses Recht nicht.«
    Er dachte an die Bücher, die er
geschrieben hatte, und war glücklich. Das Jahr würde ohne Probleme zu Ende
gehen - denn der Pakt war

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