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Coelho,Paul

Coelho,Paul

Titel: Coelho,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schutzengel
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auf das >zweite Bewusstsein< zu
konzentrieren. Chris ging Paulos letzter Satz nicht aus dem Sinn - sie hatte
ihm tatsächlich keine Gelegenheit zu einer Antwort gegeben.
    Jetzt war es zu spät. Sie mussten
jetzt zulassen, dass das >zweite Bewusstsein< ihre langweiligen Probleme
wiederkäute, ihnen ihre ewig gleichen Sorgen zeigte. Das >zweite Bewusstsein<
wollte sie an jenem Abend im Herzen treffen. Es sagte, sie habe den falschen
Weg gewählt und das erst entdeckt, als sie versucht hatte, Vahalla zu sein.
    Das >zweite Bewusstsein<
sagte, es sei zu spät, das zu ändern, ihr Leben sei verpfuscht, sie müsse den
Rest ihres Lebens damit verbringen, hinter ihrem Mann herzulaufen - ohne dabei
die dunklen Wälder und die Suche nach der Beute zu genießen.
    Es sagte ihr, dass sie den
falschen Mann gewählt habe - es besser gewesen wäre, einen Mann vom Typ
Ackerbauer zu heiraten. Das >zweite Bewusstsein< sagte ihr, dass Paulo
andere Frauen hatte, dass diese Frauen, die er in Mondnächten und bei geheimen
magischen Ritualen traf, dem Jägertyp angehörten. Das >zweite
Bewusstsein< ließ nicht locker - aber Chris beschloss, sich nicht auf
Diskussionen einzulassen, schweigend zuzuhören, bis das Gerede aufhörte und
Stille einkehrte.
    Dann legte sich eine Art Nebel
über ihre Gedanken. Das Channeling begann. Ein
unbeschreibliches Gefühl von Frieden bemächtigte sich ihrer, als würden die
Flügel ihres Engels die ganze Wüste bedecken, damit ihr nichts Böses geschah.
Beim Channeling spürte sie eine ungeheure Liebe sich
selber und dem Universum gegenüber.
    Sie hielt die Augen offen, um
nicht das Bewusstsein zu verlieren, aber jetzt erschienen ihr Kathedralen.
Riesige Kirchen, die sie niemals besucht hatte und die es dennoch irgendwo
auf der Welt gab, erhoben sich aus dem Nebel. In den ersten Tagen waren es nur
wirre Dinge gewesen, mit sinnlosen Worten vermischte Eingeborenengesänge; doch
jetzt zeigte ihr Engel ihr Kathedralen. Das hatte eine Bedeutung, auch wenn
sie nicht wusste, welche.
    Anfangs hatte sie nur versucht,
ein Gespräch zu beginnen, aber mit jedem Tag gelang es ihr besser, ihren Engel
zu verstehen. Bald würde sie mit ihrem Engel genauso klar reden können wie mit
einem anderen Menschen, der ihre Sprache sprach. Es war alles nur eine Frage
der Zeit.
     
    Der Wecker in Paulos Armbanduhr
klingelte. Zwanzig Minuten waren vergangen. Das Channeling war vorbei.
    Sie schaute Paulo an. Sie wusste,
was jetzt geschehen würde: Er würde enttäuscht und traurig schweigen. Der Engel
war nicht erschienen. Dann würden sie in ihr kleines Motel in Ajo zurückkehren, und er würde zu einem Spaziergang
aufbrechen, während sie versuchte zu schlafen.
    Sie wartete darauf, dass er sich
erhob, und tat es dann auch. Nur hatte er statt Traurigkeit ein merkwürdiges
Leuchten in seinen Augen.
    »Ich werde meinen Engel sehen«,
sagte er. »Ich weiß, dass ich ihn sehen werde. Ich bin die Wette eingegangen.«
    »Die Wette wirst du mit deinem
Engel abschließen«, hatte Vahalla gesagt. Sie hatte
niemals gesagt, >Du wirst die Wette mit deinem Engel abschließen, wenn er
erscheint.< Und dennoch hatte er es so verstanden. Eine Woche
lang hatte er darauf gewartet, dass der Engel vor ihm erschien. Er war bereit,
jede Wette einzugehen, weil der Engel das Licht war und das Licht das Leben des
Menschen rechtfertigte. Er vertraute dem Licht so, wie er vierzehn Jahre zuvor
der Finsternis vertraut hatte. Im Gegensatz zur verräterischen Erfahrung mit
der Finsternis legte das Licht seine Regeln vorher fest, damit derjenige, der
sie akzeptierte, wusste, dass er sich zugleich der Liebe und der Barmherzigkeit
verpflichtete.
    Er hatte zwei Voraussetzungen erfüllt
und bei der dritten - der einfachsten - fast versagt! Aber der Schutz des
Engels hatte nicht versagt, und während des Channelings ...
ach, wie gut es war, gelernt zu haben, mit den Engeln zu sprechen! Jetzt
wusste er, dass er ihn sehen konnte, denn die dritte Bedingung war erfüllt.
    »Ich habe einen Pakt gebrochen.
Eine Vergebung angenommen. Und heute habe ich eine Wette abgeschlossen. Ich
habe Vertrauen, und ich glaube«, sagte er. »Ich glaube, dass Vahalla weiß, wie man den Engel sehen kann.«
    Paulos Augen leuchteten. Es würde
keine nächtlichen Spaziergänge und keine Schlaflosigkeit mehr geben. Er war
sich absolut sicher, dass er seinen Engel sehen würde. Vor einer halben Stunde
hatte er noch um ein Wunder gebeten - aber das war jetzt bedeutungslos.
    In dieser Nacht war es Chris,

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