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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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von beiden es war, aber einer von ihnen hatte wie Donnerhall einen gewaltigen Furz in die ohnehin stickigverbrauchte Luft des winzigen Raumes entweichen lassen. Pohl konnte nicht anders, er musste grinsen. ‚Das war euer letzter Furz, ihr Penner!‘ Das Grinsen gefror ihm innerhalb eines Sekundenbruchteils, als ihn die Duftnote erreichte. ‚Bloß schnell den Schlüssel finden und dann nichts wie ‘raus hier!‘
    Pohl hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als er über der Tür den Schlüsselbund entdeckte – eindeutiges Schlüsselsammelsurium für Vorhänge- und Kettenschlösser. Einer von ihnen würde zu den Schlössern der Leiter passen. Er brauchte die Leiter nicht unbedingt, aber sie würde seine Arbeit kolossal erleichtern. Er ergriff den Schlüsselbund, ein letzter Blick auf die beiden Schnapsleichen, dann verließ er fluchtartig den Bauwagen. Es roch darin nach nasser Kohle, nun auch nach Fäkalien, kein Ort, an dem man sich länger als unbedingt erforderlich aufhielt!
    Minuten später legte er am entgegengesetzten Kopfende des Bauwagens die Leiter an. Von dort aus sollte es möglich sein, das Schornsteinrohr zu erreichen, ohne das brüchig aussehende Dach betreten zu müssen. Er rannte zurück zur Treppe, ergriff die Plastiktüte, schon stürmte er wieder zur Leiter. Natürlich musste jetzt alles rasch vonstatten gehen, doch das vorgelegte Tempo war eher seiner Motivation geschuldet. Während der ganzen Aktion begegnete er immer wieder in Gedanken Rebecca, erzählte ihr, sie möge genau aufpassen, was gleich geschähe. Sühne für das ihr angetane Verbrechen sei nun angesagt. Furchtbare Sühne! Ihr würde schon bald Genugtuung widerfahren, so sicher, wie das Amen in der Kirche!.
    Hoch oben auf der Leiter öffnete Pohl die Tüte, entnahm ihr das klatschnasse Schrupptuch. Er beugte sich so weit nach vorn, wie es das Gleichgewicht zuließ. Er konnte den Fuß des Schornsteinrohres zwar erreichen, nicht aber dessen oberes Ende. Ein Stock oder Ähnliches musste her!
    Kurz darauf wiederholte er die Übung. Unter dem Bauwagen hatte er einen ausrangierten Sonnenschirm gefunden. Dessen unteres Stangenstück hatte sich herausdrehen lassen, war nun sehr nützlich, den nassen Lappen so über dem Schornstein zu platzieren, dass seine Enden rundum einigermaßen gleichlang herunterhingen. Kritisch betrachtete er sein Werk, schien damit zufrieden. Das war jedoch nur ein Teil des Anschlags. Als er die Tüte holte, war ihm eine weitere Idee gekommen: der Holzkohlengrill! Der würde das Verfahren verkürzen, und das war im Sinne der Alibigestaltung höchst sinnvoll. Behände stieg er die Leiter hinunter, fixierte unter ihrem rechten Fuß die Plastiktüte. Er durfte sie nachher nicht vergessen! Dann rannte er zum Grill.
    Erst jetzt nahm Pohl sich die Zeit, das Grillgut, besser das, was davon übrig geblieben war, zu betrachten. Es müssen Bratwürstchen gewesen sein. Nun krümmten sie sich, zu schwarzen Winzlingen verkohlt, auf dem verdreckten Grillrost. Er hielt die Hand über die Glut, zog sie rasch zurück, als er ihre Hitze spürte. Ein, zwei Stunden würde sie noch halten, gerade richtig. Er stieg die Treppe hoch, öffnete die Tür, sprang vom Treppenkopf hinunter, ergriff den Grill am Gestell und transportierte ihn vorsichtig die Treppe hinauf, darauf bedacht, dass die Würstchen an ihrem Platz blieben. Mit angehaltenem Atem trug er den Grill bis neben das Sofa, stellte ihn dort in Victors Reichweite ab. Ein kritischer Blick; alles wirkte überzeugend. Nun musste er doch Luft holen. Er huschte zur offenstehenden Tür, hing darüber den Schlüsselbund an den Haken, dann atmete er im Freien tief durch. Er wusste, Kohlenmonoxid war ein tückisches Gas.
    Eines fehlte noch: die Fünfmarkstücke! Wohin damit? In die Taschen der beiden Schnapsleichen? Aufkommender Ekel ließ ihn erschaudern. Er öffnete die Plastikkapseln, kippte die Münzen in die linke Hand, trat zurück in den Bauwagen, dort an das Sofa. Die beiden lagen so, wie er sie vorhin verlassen hatte. Ihr Atem ging flach, kaum erkennbar. Der Rausch hatte ihre Körperfunktionen bereits auf das Unerlässliche reduziert. Es würde ein rascher Tod werden.
    Pohl warf jedem ein Fünfmarkstück in den Schoß. Das musste reichen. Man würde die Bedeutung der Münzen auf Anhieb erkennen, egal, wo man diese fände. Ein letzter Blick, er spürte Genugtuung. Er machte kehrt, verließ den Bauwagen und verschloss sorgfältig die Tür. Er hatte hier die nächsten ein, zwei

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