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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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ihn die Vorahnung dessen gefangen, was ihn hinter der Tür erwartete: das irreversible Resultat seines Handelns. Hinter dieser Tür erwarteten ihn zwei leblose Gestalten, die irgendwann während der zurückliegenden sechzig Minuten ihr erbärmliches Leben aushauchten, gerichtet von ihm, Jan Pohl. War er zum Monster mutiert? Ihn fröstelte. Jetzt nur keine Krise! Dann stieß er die Tür auf.
    Obwohl er außerhalb des Wagens auf der Treppe stand, spürte er die erdrückende Wärme der Luft, die ihm entgegenschlug. Es roch so unangenehm, wie vorhin, als er die beiden Alkoholleichen ihrem unausweichlichen Schicksal überlassen hatte, vielleicht ein wenig überlagert vom Geruch nach Gegrilltem, möglicherweise auch Holzkohle, so genau ließ sich das nicht auseinanderhalten. Victor und Sascha lagen noch immer so, wie er sie verlassen hatte. Einen Augenblick lang glaubte er, der Anschlag sei fehlgeschlagen. Sein Verstand sagte ihm, dass dies unmöglich sei. Dennoch, es half nicht, er musste da rein!
    Er atmete tief, dann ging er mit raschen Schritten zum Sofa, starrte mit angehaltener Luft hinunter auf die leblosen Gestalten. Victor hatte sich in die Hose gepinkelt. Er starrte aus weit geöffneten Augen, die linke Augenhöhle von den Prügeln geschwärzt, hoch zur Decke. Sein Mund stand offen, ermöglichte den Blick in den Rachen. Trotz des Halbdunkels erkannte Pohl dessen unnatürliche leuchtendrote Verfärbung. Die aufgequollenen, noch immer blutverkrusteten Lippen, das unnatürliche Kirschrot des Rachens – das Maul eines Ungeheuers! Ihm grauste. Er schaute hinüber zu Sascha. Dessen Kopf war zur Seite gesunken, Sabber lief aus seinem linken Mundwinkel. Blassblaue Augen starrten ihn unter halbgeschlossenen Lidern ausdruckslos an. Pohl starrte zurück, achtete auf den Lidschlag, doch da war keiner. Er brauchte sie nicht zu berühren, wusste auch so, dass in diesen Körpern kein Leben mehr war. Die Mission war erfüllt.
    Pohl verspürte den übermächtigen Drang, unverzüglich den Ort zu verlassen. Die Flucht war nicht nur aufkommendem Luftmangel geschuldet, sondern vor allem auch der grausigen Atmosphäre, die die makabre Szene verbreitete. Nur raus hier! Er stürmte zur Tür, schlug sie hinter sich zu. Er sprang die Treppe hinunter, hetzte um den Bauwagen. Er musste hoch zum Dach, dort den Lappen vom Ofenrohr nehmen, ihn in die Tüte stecken. Er durfte sie nicht vergessen! In Windeseile war das erledigt. Nun musste er noch das untere Stangenteil des Gartenschirms in das obere Gegenstück schrauben, dann die Leiter unter dem Bauwagen anketten, die Schlösser einrasten lassen. Minuten später war auch dieser Teil der Aktion erledigt. Ein letzter prüfender Blick auf die Szene. Es herrschte vollkommene Ruhe über der Brache, nur in der Ferne rauschte Autoverkehr. Über dem Ofenrohr flirrte erhitzte Luft. Alles war, wie zuvor, nichts deutete auf den Tod zweier junger Menschen hin. Pohl verspürte kein Mitleid, nur Leere. Er streifte die Handschuhe ab, nahm die Tüte, stopfte sie hinein. Dann machte er sich auf den Weg zu seinem Wagen. Er fühlte sich müde.
     
    „Oh! Wie komme ich zu der Ehre?“ Schöller hatte sich erhoben, als er Staatsanwalt Clausnitzer im Türbogen erkannte.
    „Bleiben Sie sitzen! Ich wollte mich nur erkundigen, ob Dr. Wagner Sie inzwischen zusammengefaltet hat.“
    „Zusammengefaltet?“ Schöller zog die Stirn kraus. „Sagen wir es mal so: Er hat versucht, mich zu beeindrucken.“
    „Und? Hat er Sie beeindruckt?“
    Schöller ließ sich in den Sessel gleiten, grinste Clausnitzer schelmisch an. „Und wie! Wird Zeit, dass er den Staatssekretärsposten erhält. Der Mann ist eindeutig überqualifiziert.“
    Ein süffisantes Lächeln umspielte Clausnitzers Mundwinkel. „He, Schöller! Sie reden sich um Kopf und Kragen!“
    „Wieso, Herr Staatsanwalt? Das ist meine ehrliche Überzeugung! Im Ministerium ist der eindeutig besser aufgehoben als hier! Aber das in Erfahrung zu bringen ist doch nicht der Grund Ihres Besuchs?“ Er sah Clausnitzer neugierig an.
    „Indirekt schon. Ich wollte wissen, wie Sie auf Wagners Vortrag reagieren.“
    „Und? Wissen Sie’s jetzt?“
    „Ich glaub‘ schon. Aber ernsthaft – ich wollte Ihnen sagen, dass sich aus meiner Sicht die Fahndungsprioritäten nicht geändert haben. Sie  haben verstanden, was ich damit meine?“
    „Aber hundertprozentig, Herr Staatsanwalt!“
    „Dann sind wir uns ja weiterhin einig. Ich hielt es für sinnvoll, dass Sie dies wissen. Ich

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