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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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auch wenn wir heute nicht mehr so eng befreundet sind. Das liegt ein bisschen daran, dass wir uns ein wenig auseinandergelebt haben; ein anderer Grund ist, dass sie von Natur aus dazu neigt, jede Menge Klatsch und Tratsch zu verbreiten. Eines Nachmittags, kurz vor diesem alles erschütternden Kuss, bekam meine Mutter mit, wie Gina mir von den Liebschaften, Trennungen und allen möglichen anderen Skandalen aus der Nachbarschaft berichtete. Als sie gegangen war, nahm meine Mutter mich beiseite und erklärte mir ganz ruhig, dass es besser sei, etwas Abstand zu ihr zu halten: Wenn Gina so viel über andere sprach, dann war es wahrscheinlich, dass sie anderswo auch alles Mögliche über mich erzählte. Meine Mutter breitete die Arme aus und sagte: »Das hier ist unser Zuhause, Sara Jane, darauf müssen wir alle Rücksicht nehmen. Wir wollen nicht, dass es von achtlosem Gerede zerstört wird.« Natürlich verstand ich, dass meinen Eltern die Privatsphäre wichtig war. Aber ich muss zugeben, auch wenn mir Freundschaften nicht so viel bedeuteten, fand ich die Vorstellung traurig, nicht mehr so viel Zeit mit Gina zu verbringen. Es war schön, mit jemandem zusammen zu sein, der so gut gelaunt und aufgeschlossen war (das genaue Gegenteil von mir), und davon abgesehen hatten wir immer noch eine kleine Wette zwischen uns laufen. Sie wusste, dass ich mir nichts aus Klatsch machte, und deswegen war sie fest entschlossen, eines Tages eine Sensationsnachricht zu finden, die sogar mich sprachlos machen würde. Es war beinahe so etwas wie ein kleiner Wettstreit zwischen uns, und das machte Spaß. Aber trotzdem war mein ganzes Leben rund um meine Familie aufgebaut, und die Meinung meiner Eltern war mir wichtiger als alles andere. Also zog ich mich allmählich von Gina zurück.
    Seitdem ist Gina zum Klatsch-Superstar aufgestiegen und ist daher auch enorm beliebt (Jugendliche lieben es, über andere Kids zu reden). Ich hingegen habe mich immer weiter zurückgezogen und unterhalte mich kaum noch mit anderen. Wir sind immer noch befreundet, sie und ich, aber ich erzähle ihr nicht mehr viel. Gina behandelt vertrauliche Informationen wie eine Doppelagentin, und das war schon damals nicht anders, als sie dreizehn war.
    Genau diese schmerzvolle Erfahrung machte ich, nachdem ich ihr erzählte, dass Walter J. Thurber mich gerade geküsst hatte.
    Wir feierten ihren Geburtstag in einem mit Luftschlangen und Ballons dekorierten Keller mit einem halb aufgegessenen Kuchen und zwanzig anderen Kindern. Ein kitschiger Popsong dudelte, in dem ein Typ mit halb jammernder, halb jodelnder Stimme immer wieder »You’re beautiful« verkündete. Es war alles eben ziemlich siebte Klasse.
    Walter stand plötzlich neben mir und sagte: »Das bist du auch.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach, und fragte: »Was?«
    »You’re beautiful, meine ich. Du bist schön.«
    Da meine Nase sich gerade so entwickelte, als würde sie demnächst eine eigene Postleitzahl bekommen, fühlte ich mich gerade alles andere als beautiful. Und ich hatte mich zwar für die Party von meinem üblichen Dress verabschiedet, der aus abgewetzten Jeans und irgendeinem weichen T-Shirt mit dem Logo einer Sportmannschaft bestand (meine Mutter sagte immer, dass ich für einen Second-Hand-Laden mit Sportklamotten hätte Werbung machen können), und mir stattdessen einen neuen Rock mit passendem Oberteil angezogen, aber trotzdem war ich ganz bestimmt nicht das bestangezogene Mädchen auf der Party. Deswegen überraschte mich sein Kompliment total, aber es machte mich auch misstrauisch. Ich war einfach niemand, der netten Worten traute, und deswegen fragte ich gleich: »Was willst du von mir, Walter?«
    »Nichts. Du bist so still, und ich sehe dich nie auf Partys oder sonst wo, dabei wollte ich schon immer das hier tun.« Damit drückte er seine Lippen auf meine. Es gab kein Herumgeknutsche wie im Film. Es war einfach nur – ein langer Augenblick feuchter Nähe zweier Gesichter mit dem Geruch von Spearmint-Kaugummi – und dann war es vorbei. Ich sah keine Sterne und kein Feuerwerk oder was sonst normalerweise passieren soll, stattdessen empfand ich vor allem Dankbarkeit. Walter hatte mir ein kleines, aber bedeutsames Geschenk gemacht. Es war, als hätte er eine Tür einen kleinen Spalt geöffnet, sodass ich einen Ausblick darauf bekam, wie es sein würde, wenn ich vielleicht wirklich einmal jemanden küssen oder geküsst werden wollte . Ich lächelte und sagte: »Danke, Walter.«
    Er

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