Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
auf einen Einsatz mit einer zu erwartenden Dauer von fünfundzwanzig Jahren abkommandiert worden war, eine angenehme Unterkunft zu bieten, aber das hier …
Seine Wanne war groß genug für mindestens ein Dutzend Personen, und sie war so ausgestattet, dass man sich darin wirklich richtig entspannen konnte. MacIntyre stellte sein leeres Glas auf einem der ausfahrbaren Simse ab und schaute zu, wie die eingebaute automatische Bar es erneut füllte, dann stellte er mit den Zehen die Wasserdüsen um und gestattete sich, in diesem Luxus erst einmal ein wenig zu schwelgen.
Es war die Geräumigkeit hier, die ihn wirklich beeindruckte. Die Decke wölbte sich in einer Höhe über ihm, die einer Kathedrale zur Ehre gereicht hätte, und der ganze Raum war in gedämpftes, indirektes Licht getaucht. An den Wänden – er brachte es nicht übers Herz, sie hier ›Schotten‹ zu nennen – glänzten schwere, handpolierte Holzvertäfelungen, und jeder Milliardär, der seinen Reichtum dadurch gewonnen hatte, das Proletariat auszubeuten, hätte ihn, Colin MacIntyre, um die Kunstgegenstände beneidet, die diesen luxuriös ausgestatteten Raum zierten. Vor allem eine Statue hatte es ihm angetan. Sie stellte ein sich aufbäumendes Einhorn dar, das allerdings Luchsohren besaß – es wirkte zu ›echt‹, um nur aus der Vorstellungskraft allein geboren zu sein –, und in sonderbarer Weise erfüllte es MacIntyre mit zufriedener Ehrfurcht, ein echtes Abbild der außerirdischen Grundlagen für einen der beständigsten Mythen seiner eigenen Heimatwelt sehen zu dürfen.
Und dabei wurde die Einrichtung dieses Raumes noch von der Aussicht überboten: Denn seine ›Badewanne‹ war auf etwas installiert, das man effektiv als Balkon oberhalb eines enormen Atriums bezeichnen konnte. Der schwere, ein wenig feuchte Duft von Muttererde und gefiedertem, fremdartigem Laub hüllte ihn ein, während eine sanfte Brise Farnwedeln gleichende Zweige und leuchtende Blüten erzittern ließ; das Dach dieses Atriums war unsichtbar, es lag irgendwo hinter einem blauen Himmel, der beinahe der von Colins Heimatwelt hätte sein können, nur war die Sonne ein wenig zu gelblich.
Und das, rief sich MacIntyre in Erinnerung, war nur einer der Räume seiner Suite. Er wusste sehr wohl, dass mit dem Dienstgrad auch die Privilegien kamen; aber er hätte niemals einen derartigen Prunk und so unermesslich viel Platz erwartet – zweifelsohne, weil er von der Dahak immer noch als ›Raumschiff‹ dachte. Das war sie zwar auch, aber das in einer derart gewaltigen Größenordnung, dass damit MacIntyres althergebrachte Vorstellung von einem ›Schiff‹ schlichtweg bedeutungslos wurde.
Und doch hatte er einen gewissen Preis für all diesen Luxus zahlen müssen, wie ihm gerade wieder bewusst wurde, während er wie ein kleiner Junge mit den Füßen das Wasser aufwallen ließ, um einen Krampf in der Wade zu lösen. Es kam ihm unfair vor, immer noch an etwas derart Banalem leiden zu müssen wie an ›Muskelkrämpfen‹, nach alldem, was er in den vergangenen Monaten hatte durchmachen müssen. Andererseits musste er sich immer noch an die Veränderungen gewöhnen, die Dahak bei ihm hatte bewerkstelligen lassen … und wenn Dahak diese Veränderungen noch ein einziges Mal als ›geringfügig‹ bezeichnen sollte, dann, so hatte Colin die feste Absicht, wollte er doch herauszufinden versuchen, ob es in den Dienstvorschriften der Flotte nicht ein für Computer entsprechendes Gegenstück zum Kielholen gab.
Das Leben eines NASA-Piloten war nicht gerade gemütlich, aber Dahak verlieh dem Wort ›anstrengend‹ eine ganz neue Bedeutung. Ein sehr viel jüngerer Colin MacIntyre hatte damals gedacht, die vierte Woche in der Grundausbildung der Navy Seals in Annapolis, die so genannte ›Hell Week‹, in der sie insgesamt nur maximal vier Stunden Schlaf bekommen hatten, sei schlimm gewesen; doch dann war er nach Pensacola gekommen und hatte gewusst , dass die Flugschule das Schlimmste von allem war … bis zu den Ausscheidungswettbewerben nach dem K.o.-System und dem Ausbildungsplan für die Prometheus-Mission. Doch all das war nur eine leichte Vorbereitung gewesen auf die Ausbildung, an deren Ende er die Rolle des Kommandanten der Dahak würde ausfüllen können.
Und die Anstrengung war auch nicht gerade geringer geworden durch all die unvermeidlichen Stolpersteine dabei. Letzten Endes war die Dahak eine Maschine, für eine bestimmte Aufgabe konstruiert und durch ihre Konstruktion in
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