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Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Titel: Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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vielerlei Faktoren determiniert. Sie war auch, allein kraft ihrer lang währenden Existenz und des Ausmaßes des angesammelten Wissen, sehr viel kosmopolitischer (im wahrsten Sinne des Wortes) als ihr ›Kommandant‹, doch sie war immer noch eine Maschine.
    Dadurch hatte sie eine deutlich andere Sichtweise auf die Dinge als er, Colin MacIntyre, und das konnte durchaus zu interessanten Ergebnissen führen. So war es beispielsweise für die Dahak schlichtweg ein Axiom, dass das Vierte Imperium der herausragende Born aller wahrhaftigen Autorität darstellte, die damit derart primitive, kurzlebige Institutionen wie die Vereinigten Staaten von Amerika automatisch außer Kraft setzte.
    Doch MacIntyre sah die Dinge ein wenig anders, und Dahak war regelrecht verblüfft über die strikte Weigerung seines neuen Kommandanten, einen Eid abzulegen, der gegebenenfalls in Konflikt mit einem bereits geleisteten Eid stand: dem, den er als Marineoffizier besagter Vereinigter Staaten abgelegt hatte.
    Letztendlich schien Dahak sich, wenn auch widerwillig, damit zufrieden geben zu können – als beweise ihm das, MacIntyre sei ein Ehrenmann –, doch das hatte ebendiesen Dahak nicht davon abgehalten, zunächst zu versuchen, seinen neuen Kommandanten von seiner Meinung abbringen zu wollen. Er hatte darauf hingewiesen, dass die Verpflichtung der Menschheit dem Vierten Imperium gegenüber jeglicher rein terrestrischer Autorität übergeordnet sei – dass diese ›vereinigten Staaten‹ effektiv nichts anderes seien als eine vorübergehende Regierungsform, die sich auf einer einsamen Insel ausgebildet habe, um die Belange nur eines Teils einer dort gestrandeten Schiffsbesatzung zu regeln. Er hatte eloquent argumentiert, beinahe schon mit lyrischer Kraft, aber doch vergeblich; MacIntyre war standhaft geblieben.
    Schließlich hatten sie einen Kompromiss ausgearbeitet, auch wenn Dahak diesen nur widerwillig akzeptierte. Nach seinen Erfahrungen mit den widerstreitenden Anweisungen ›mit Alpha-Priorität‹ war er erkennbar unglücklich darüber, dass sein neuer Kommandant die Eidesformel mit den Worten abschloss: »… insoweit der Gehorsam der Raumflottenzentrale und dem Vierten Imperium gegenüber kein Handeln oder Unterlassen erfordert, durch das den Vereinigten Staaten von Amerika ein Schaden entstünde.« Dennoch:
    Wenn das die einzige Möglichkeit für dieses uralte Schiff darstellte, einen neuen Kommandanten zu finden, dann war die Dahak bereit, das zu akzeptieren – wenngleich nur missmutig.
    Dabei war es nur fair, dass auch Dahak ein paar Überraschungen erlebte. Obwohl MacIntyre die Verantwortung, die zu übernehmen man ihn aufgefordert hatte, begriffen hatte (wenn auch nur in sehr groben Zügen), und er diese Verantwortung durchaus fürchtete, hatte er doch gewisse andere Aspekte dessen, worauf er sich hier einließ, nicht durchdacht. Was vielleicht auch ganz gut so gewesen war, denn wenn er darüber tatsächlich nachgedacht hätte, dann hätte er sich schlichtweg geweigert, seine Posten anzutreten.
    Zum Beispiel diese ›biotechnischen Erweiterungen‹. Dieser Ausdruck hatte Colin MacIntyre von Anfang an missfallen, denn als Raumfahrer hatte er schon oft genug das Versuchskaninchen spielen müssen; aber der Gedanke an eine gesteigerte Lebenserwartung und gesteigerte Körperkraft waren doch sehr verlockend gewesen. Bedauerlicherweise hatten sich seine eigentümlichen, aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert stammenden Vorstellungen darüber, wozu die Medizin des Vierten Imperiums in der Lage sein würde, als ebenso altmodisch und überholt erwiesen wie seine Vorstellung davon, was ein ›Raumschiff‹ war und was nicht.
    Colins Besorgnis hatte deutlich zugenommen, als er begriffen hatte, dass er sich einem Skalpell schwingenden Computer anvertrauen sollte, vor allem, nachdem ihm klar geworden war, wie drastisch dieser ›harmlose‹ Prozess tatsächlich aussehen würde. Effektiv hatte Dahak vor, ihn vollständig auseinander zu nehmen, um ihn dann wieder zusammenzusetzen als neues, verbessertes Modell seiner selbst, das über sämtliche Vorzüge der modernen Technik verfügte. Irgendetwas in seinem tiefsten Innersten war geradezu hysterisch geworden angesichts der Vorstellung, dass er danach faktisch ein echter ›Cyborg‹ sein würde. Es war, als fürchte er, aus Doktor Jekyll könne ein Mister Hyde werden, und so hatte er sich vor lauter Angst mit aller Verbissenheit dagegen gewehrt, die er aufzubringen in der Lage gewesen war.

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