Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
großen Schaden haben wir ihm seit Jahrhunderten nicht mehr beigebracht. Die müssen sich jetzt fragen, was genau da eigentlich passiert ist, und idealerweise fühlen sie sich derzeit ein wenig in die Defensive gedrängt. Das passt auf jeden Fall zu den Anstrengungen, die sie seitdem unternommen haben, um uns aufzuspüren.
Derzeit halten sie dieses Scharmützel für ganz genau das: eine Verteidigungsaktion unsererseits. Aber ich empfehle jetzt, sie glauben zu lassen, dass es in Wirklichkeit ein gezielter Angriff gewesen sei. Ich schlage vor, sie anzugreifen – sie anzugreifen, wo immer wir sie erreichen können –, und das hinreichend heftig, dass sie glauben, wir hätten eine Generaloffensive eingeleitet. Das ist riskant, aber auch nicht riskanter als manches, was wir in der Vergangenheit schon unternommen haben.«
»Warte mal einen Moment, Hector!« Der Colonel hielt inne, als Geb, einer der älteren Imperialen und der Leitende Ingenieur der Nergal , die Hand hob. »Es gibt ja wirklich nichts, was ich jetzt lieber hätte, als die Gelegenheit, denen so richtig einen vor den Bug zu setzen, aber wie soll uns das denn weiterhelfen?«
»Das ist eine gute Frage«, gestand MacMahan ein, »und ich werde auch versuchen, sie zu beantworten, Geb. Es wird vielleicht ein bisschen kompliziert klingen, aber das Prinzip, das dahintersteckt, ist sehr einfach.
Erstens sind einige ihrer Leute deutlich angreifbarer als wir. Sie haben sich schon immer in weitaus größerem Maße in das allgemeine Weltgeschehen eingemischt als wir, und wir haben deutlich mehr von ihnen eindeutig identifizieren können als umgekehrt. Wir wissen, wo sich einige von Anus Imperialen aufhalten, und wir haben die eindeutige ID von einer stattlichen Anzahl ihrer Terrageborenen. Außerdem haben wir die Terrorzellen ausgemacht, durch die sie derzeit aktiv sind, und mehrere von deren Einsatzbasen und Hauptquartieren aufgespürt. Es läuft alles darauf hinaus, dass, selbst wenn ein Großteil ihrer Leute viel besser geschützt ist als wir, diejenigen, die derzeit außerhalb der Enklave tätig sind, tatsächlich sogar deutlich exponierter sind. Wir können sie viel leichter erwischen als die uns .«
Er schaute seine Zuhörer an und nickte, zufrieden darüber, wie aufmerksam alle seinen Worten folgten.
»Ich schlage nun vor, gezielt ihre exponierten Positionen anzugreifen, damit sie so reagieren, wie sie das immer getan haben, wenn es brenzlig wurde: Bisher haben sie dann immer ihre Imperialen und die bedeutenderen Terrageborenen in die Enklave zurückgezogen, um sie besser beschützen zu können, und dann ihre Einsatzteams ausgeschickt, die versuchen sollten, unsere Angriffstruppen in die Falle zu locken und aufzureiben.
Aber «, fuhr er dann fort, die Stimme sanft, »das wäre diesmal das Falscheste, was sie tun könnten. Dieses Mal werden sie uns durch das Haupttor lassen, gleich nach ihren eigenen Leuten!«
Für einen Mann, der praktisch keinerlei Mienenspiel besitzt, dachte Colin, gelingt es Hector MacMahan erstaunlich gut, wie ein hungriger Wolf auszusehen.
»Wie das?«, fragte Jiltanith mit völlig tonloser Stimme. Sie nahm sich so sehr zusammen, wie Colins Anwesenheit es anscheinend jedes Mal erforderte; doch sie hatte nur eine Frage gestellt, nicht widersprochen, und es war klar, dass sie das ausgesprochen hatte, was auch viele andere der Anwesenden dachten.
»Wie ich schon sagte: Die Hintergrund-Manöver sind ein wenig kompliziert«, erwiderte MacMahan, »aber das Prinzip des Unternehmens ist sehr einfach, und die Tatsache, dass ich der Leiter von ›Unternehmen Odysseus‹ bin, ist genau das, was es vielleicht funktionieren lässt.« Jiltanith nickte knapp, und er blickte zu den anderen Mitgliedern des Rates hinüber.
»Wie 'Tanni weiß«, fuhr er dann fort, »wurde mir vor zwei Jahren das Kommando über ›Unternehmen Odysseus‹ übertragen, ein Einsatz des USFC, der darauf abzielt, die Gruppierung ›Schwarzes Mekka‹ zu infiltrieren. Die ganz oben wussten, dass es nicht einfach werden würde, und wir hatten in den letzten Jahren entschieden zu viele undichte Stellen, um die so richtig zufrieden stellen zu können. Wir wissen natürlich auch, woran das liegt: Anu war nicht sonderlich erfolgreich dabei, das USFC zu infiltrieren, aber in die obersten Reihen der Geheimdienste allgemein ist er weit vorgedrungen. Doch wegen dieser undichten Stellen wurden über dieses Unternehmen ausschließlich die Mitarbeiter informiert, die unmittelbar daran
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