Colin-Saga 02 - Das Armageddon-Vermächtnis
mordlüsternen Außerirdischen verteidigen sollte, aber sie fühlte sich bereit, auch diese Aufgabe zu übernehmen. Sie spürte, wie die Anspannung in ihr brodelte, und griff ein wenig in ihren Adrenalinhaushalt ein, um Kräfte zu sparen. Diese Mistkerle sollten in weniger als zwei Stunden aus dem Hyperraum treten, und die Ortung hatte den genauen Punkt präzise bestimmt. KV Eins wusste, wo man sie würde finden können; jetzt brauchten sie nur noch so viele dieser Mistkerle wie möglich zu Schrott zu schießen, bevor die sich mit Mikro-Sprüngen wieder vor den Verteidigern der Erde würden zurückziehen können.
Und, rief sie sich selbst ins Gedächtnis zurück, darum beten, dass diese Achuultani in den letzten sechzigtausend Jahren ihre Technik nicht sonderlich weiterentwickelt hatten.
Sie betete, doch sie erinnerte sich auch an das Lieblingssprichwort ihrer Mutter: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!
»Kampfverband in Position für Charlie-Drei.«
»Danke«, sagte Hatcher geistesabwesend.
Auf seinem Kommunikatorschirm waren die Gesichter von Marschall Tsien und Marschall Chernikov zu sehen, Seite an Seite mit den Generälen Amesbury, Singhman, Tama und Ki. Chiang Chien-su hatte einen Bildschirm ganz für sich allein; angespannt wartete er im Zivilschutz-Hauptquartier, und hinter Tsien konnte Hatcher die Kommandozentrale der PVZ Huan Ti erkennen.
Der Marschall hatte sie zum Hauptquartier für die Verteidigung der Östlichen Hemisphäre gemacht, und als Hatcher und Tsien in diesem Moment einander in die Augen blickten, durchlebten beide in ihrer Erinnerung noch einmal kurz jene Ereignisse, an denen sie beide gemeinsam teilgehabt hatten. Tama und Ki saßen in den Einsatzzentralen ihrer Kampfjäger-Verbände, und Singhman befand sich an Bord der OVZ Sieben; er fungierte als Hawters Stellvertreter ebenso wie als Kommandant der Orbital-Befestigungen.
»Meine Herren, der Feind wird in dreißig Minuten in den Normalraum eintreten, in Reichweite unserer eigenen schweren HyperGeschosse. Deswegen möchte ich, dass der Schutzschild auf maximale Leistung gebracht wird. Lassen Sie diesen Link ständig aktiv!« Alle nickten. »Also gut, Marschall Chernikov: Aktivieren Sie den Energiekern!«
Lieutenant Andrew Samson verzog das Gesicht, als der Rückstoß durch sein Zielerfassungssystem jagte. OVZ Fünfzehn, von ihrer Besatzung nur die Eiserne Lady genannt, befand sich im Orbit über Feuerland. Und das, so stellte Samson nun fest, war der Antarktis deutlich näher, als ihm das recht war.
Er justierte seine Systeme, fort von dem Hyperband des Energiekerns, und stieß dann einen erleichterten Seufzer aus. Vielleicht würde es ja doch nicht so schlimm werden, aber es sah doch ganz, ganz anders aus, als die Probeläufe das hatten vermuten lassen! Gott helfe uns, wenn denen das außer Kontrolle gerät, dachte er – und das nicht nur wegen all der unschönen Dinge, die das dann mit den Leistungskurven der Eisernen Lady anstellen würde.
Heulender Wind und winzige Eiskristalle peitschten ein Land, über dem finsterste Nacht lag. Der Kuss dieses Windes brachte den Tod, die eisige Umarmung dieser Nacht war tödlich. Hier gab es kein Leben. Es gab nur die Kälte, die schneidende Totenklage des Windes und das Eis.
Doch mit einem Mal wurde die eisige Nacht zurückgedrängt, in einer Verkündigung fast biblischen Ausmaßes: eine tosende Säule aus reiner Energie, gebändigt von unsichtbaren Ketten, durchbohrte den Himmel, glitzerte herrlich und schrecklich, als sie die tief hängenden Wolken durchstieß.
Das Feuer, das den Krieg verkündete, war entzündet, und all seine Wildheit strömte nun in die gewaltigen Raumfaltungsenergietransmitter. Der Mensch gab Prometheus' Geschenk dem Himmel zurück, und die Orbitalverteidigungszentrale der Erde tat sich mit tiefen Zügen gütlich an der Quelle, die Vassily Chernikov ihr eröffnet hatte.
»Da kommen sie, Leute«, sagte Kapitän Robbins leise. »Geschütze bereit. Energiewaffen auf volle Leistung.«
Über ihren Neuralzugang trafen die Bestätigungsmeldungen ein, und sie kauerte sich tiefer in ihren Sessel, ohne dass sie es selbst bemerkte.
Hilfsdiener des Donners Brashieel überprüfte ein letztes Mal seine Instrumente, auch wenn es hier keinerlei Gefahren geben konnte. Hier wollten sie nur kurz verweilen, um einen geeigneten Asteroiden auszuwählen, und sich dann auch schon wieder auf den Weg zu machen; schließlich gab es noch viele andere
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