Collection Baccara Band 0267
ihre Unschuld hatte beweisen können, war der Makel an ihr hängen geblieben. Niemand hielt zu ihr, nicht mal ihre Eltern. Das hatte Carlene so verletzt, dass sie beschloss, ihrer Heimatstadt in Texas den Rücken zu kehren, um irgendwo ein neues Leben zu beginnen.
Sie hatte all ihre Sachen ins Auto gepackt und war einfach losgefahren. Richtung Norden, ohne festes Ziel. Bis sie durch Oregon kam und Sunshine Springs entdeckte, einen ruhigen beschaulichen Ort am Fuße einer Gebirgskette. Hier hatte sie sich auf Anhieb wohlgefühlt, und darum war sie geblieben.
Schon nach wenigen Tagen konnte sie ein kleines Apartment beziehen, nur die Suche nach einem Arbeitsplatz erwies sich als schwierig. In diesem Tal lebten die meisten Leute von der Landwirtschaft. Da riss sich niemand um eine Lehrerin, noch dazu um eine aus der Fremde. Und als die hiesige Schule ihr eine Absage erteilte, nahm Carlene den Job im Dry Gulch an. Schließlich musste sie Geld verdienen. Ihre Ersparnisse reichten nicht, um monatelang Urlaub zu machen.
Inzwischen war sie es jedoch leid, im sexy Outfit hinter dem Tresen einer Countrybar zu stehen. Damit war Schluss. Sie hatte gekündigt, ihre Miniröcke in die hinterste Ecke des Kleiderschranks verbannt und angefangen, sich nach einem neuen Job umzusehen.
Sie war schon sehr gespannt, was sie auf der Bar G Ranch erwartete. Die kurz gefasste Anzeige verriet ja nicht viel. Und den Termin für das heutige Bewerbungsgespräch hatte sie telefonisch mit Rosa, der früheren Haushälterin, vereinbart, einer Mexikanerin, die der Landessprache nicht ganz mächtig war. Die Frau hatte auf jede Frage das Gleiche geantwortet: „Garrison Ihnen sagen. Morgen ein Uhr. Ich heute Abend abreisen.“
Nachdenklich betrachtete Carlene das imposante Herrenhaus. Wie viele Personen lebten darin? Gab es Kinder? Welche Aufgaben sollte sie als Haushälterin übernehmen? Nun, das ließ sich nur herausfinden, wenn sie hier nicht länger herumsaß.
Sie öffnete die Seitenfenster einen Spaltbreit und drapierte eine Sonnenblende hinter der Windschutzscheibe, damit sich der Wagen nicht in einen Backofen verwandelte. Dann stieg sie aus und folgte dem Weg aus Kieselsteinen, der an der schmiedeeisernen Pforte begann und durch den Vorgarten zur Haustür führte. Dort klingelte sie. Wartete eine Weile.
Drinnen rührte sich nichts. Aber es musste jemand da sein, sie hatte ja einen Termin, und es war kurz vor eins. Entschlossen drückte sie erneut auf den Klingelknopf, diesmal etwas länger.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. „Herrje, sind Sie immer so ungeduldig?“
Die raue tiefe Stimme brachte Carlene völlig aus dem Konzept. „Ich … äh …“, stammelte sie, während sie ihr Gegenüber anstarrte. Sie hatte fest damit gerechnet, dass Mrs. Garrison sie empfangen würde. Und nun stand sie vor einem wahrlich gut aussehenden Mann. Einem großen breitschultrigen Rancher mit pechschwarzem Haar und graublauen Augen.
Augen, die auf sie gerichtet waren. Er ließ den Blick an ihr hinabgleiten, vom Kopf bis zu den Zehen.
Na, sollte er sie ruhig mustern – von der Bardame würde er kaum etwas entdecken. Der ähnelte sie überhaupt nicht mehr. Im Dry Gulch war sie ständig auf High Heels herumgestöckelt, im Mini und tief ausgeschnittenem Top. Doch heute trug sie flache weiße Sandalen und eine hochgeschlossene weiße Bluse zu einem knielangen Jeansrock. Ihre braune Lockenmähne hatte sie zu einem Zopf geflochten und sich nur sehr dezent geschminkt. Lediglich ihr türkisfarbener Gürtel mit den Glitzersteinchen erinnerte noch an ihre „Arbeitskleidung“ aus der Countrybar.
Keine Frage, sie machte einen seriösen Eindruck. Den eines netten Mädchens, das jede Frau gern als Haushälterin einstellte, weil es so brav und harmlos aussah.
Ach ja, schön wär’s! Sie seufzte insgeheim. Ihre üppigen Rundungen ließen sich leider nicht verbergen, nicht mal unter einer weiten Bluse wie dieser. Und das war sicherlich der Grund dafür, dass der attraktive Rancher sie jetzt ein zweites Mal von oben bis unten betrachtete. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Verflucht. Sobald seine Frau das mitbekam, konnte Carlene sich nach einem anderen Job umsehen. Es war immer das Gleiche: Die Männer guckten – und sie bekam die Schuld.
Ihre sehr weibliche Figur hatte ihr schon oft Probleme beschert. Trotzdem würde sie sich nicht die Brüste verkleinern lassen, wie es ihre Mutter vorgeschlagen hatte. Nein, nie im Leben. Das kam gar nicht infrage,
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