Collection Baccara Band 0267
D’Martine wäre das letzte Mitglied der wohlhabenden D’Martine-Familie. Die letzte Erbin eines internationalen Schmuckimperiums, das seit sechs Generationen existierte. Die alte Dame war siebzig und führte ein sehr zurückgezogenes Leben. Das unerwartete Auffinden einer Enkelin brachte eine dramatische Veränderung in ihr Leben. Ganz zu schweigen davon, dass es den Fortbestand des traditionellen Familienunternehmens trotz der tragischen Vergangenheit sicherte.
Doug hatte den Bericht über das furchtbare Schicksal gelesen, das die Familie ereilt hatte. Der Sohn, Edouard D’Martine, war der Alleinerbe des Imperiums gewesen, das seine Wurzeln in Frankreich hatte. Während seines letzten Semesters an der juristischen Fakultät war Edouard gekidnappt worden. Die Kidnapper forderten ein hohes Lösegeld. Vor der Übergabe war dann irgendetwas schrecklich schiefgegangen. Der Fall war nie gelöst worden. Edouards Vater war kurze Zeit später an einem Herzanfall gestorben, ausgelöst durch die Tragödie, wie die meisten vermuteten. Und Solange D’Martine musste die Schicksalsschläge allein meistern.
Jetzt war eine mögliche Enkelin, eine gewisse Abigail Harper, von einem Vertrauten der Familie aufgetan worden. Die junge Frau lebte in Meadowbrook, Maryland, und arbeitete mit ihrem Vater – besser gesagt mit dem Mann, den sie als ihren Vater betrachtete – in der Eisenwarenhandlung der Familie. Abigails Mutter Millicent hatte Harvey Harper vor sechsundzwanzig Jahren geheiratet. Zu dem Zeitpunkt war sie bereits schwanger gewesen. Doug fragte sich, warum Millicent die Schwangerschaft verschwiegen hatte, wenn Edouard D’Martine tatsächlich der leibliche Vater ihres Kindes war.
„Tut mir leid, dass Sie warten mussten, Douglas“, sagte Victoria, als sie das große Büro über den Dächern von Chicago betrat. „Ich habe heute Morgen einen besorgten Anruf von Mrs. D’Martines Anwalt Mr. Thurston erhalten. Mrs. D’Martine möchte, dass wir uns sofort um die Angelegenheit kümmern.“
Doug nickte. „Ich bin bereit und kann noch heute Nachmittag abreisen.“
„Schön. Sie sollten einen Termin mit Mr. Thurston vereinbaren.“ Victoria betrachtete Doug einen Moment, bevor sie hinzufügte: „Ich weiß, dass bisher keine akute Gefahr für Miss Harper besteht, aber ich möchte, dass Sie den Auftrag behandeln, als sei die Bedrohung Fakt.“
„Natürlich.“
„Ich kann Mrs. D’Martines Wunsch nach besonderer Vorsicht voll und ganz verstehen. Diese junge Frau ist alles, was von ihrem Sohn geblieben ist. Egal, was Sie benötigen, um Miss Harper zu beschützen und sie auf die Veränderungen in ihrem Leben vorzubereiten, Sie können sich der Unterstützung der Agentur gewiss sein.“
Doug nickte wieder. „Ich versichere Ihnen, ich werde weder Mrs. D’Martine noch diese Agentur enttäuschen.“
„Da bin ich mir sicher.“
Sie besprachen ein paar Details, und Doug verabschiedete sich. Ein, zwei Dinge musste er vor seiner Abreise noch erledigen. Das Einzige aber, was ihn wirklich beschäftigte, war die Geheimhaltung seiner wahren Identität. Wenn die Presse Wind von der Story bekam, vor allem die Regenbogenpresse, dann würde sie sich wie Aasgeier darauf stürzen. Und es wäre für ihn so gut wie unmöglich, unerkannt zu bleiben. Er biss die Zähne zusammen. Irgendwie musste er es schaffen. Obwohl Doug seine Familie liebte, hatte er nicht die Absicht, jemals wieder deren Lebensstil zu führen. Seine Familie verstand seine Entscheidung vielleicht nicht, aber sie respektierte sie. Die Medien zeigten jedoch nur wenig Respekt, wenn es um eine heiße Geschichte ging.
Abigail Harper, von ihren Freunden Abbie genannt, war nicht die Einzige, die Gefahr lief, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren.
Für Douglas Jamison Cooper-Smith, alias Doug Cooper, stand auch viel auf dem Spiel.
„Ich gehe mit und erhöhe auf zwanzig.“
Abbie Harper lag unter dem Spülbecken in der Küche. Sie hielt in ihrer Arbeit inne und blickte überrascht zu den vier älteren Damen, die an dem antiken Esstisch in Miss Ella Browns Haus pokerten. Miss Minnie setzte nie mehr als zehn Dollar. Ein dicker Wassertropfen aus dem Abflussrohr platschte auf Abbies Stirn und erinnerte sie daran, warum sie hier war. Sie rieb sich mit dem Ärmel über das Gesicht und zog den Dichtungsring fest.
Mattie Caruthers, Minnies Zwillingsschwester, sah ihre Schwester durchdringend an. „Ich gehe mit“, sagte sie dann und legte ihren Einsatz auf den
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