Collection Baccara Band 0267
Stunde lang hatte er sie trösten müssen, dann erst war sie wieder eingeschlafen.
„Du hast schon mal auf Kinder aufgepasst?“
Carlene nickte. „Ich habe als Babysitterin ein Zwillingspärchen betreut. Vier Jahre lang, bis ich aufs College gegangen bin. Win, ich glaub dir ja, dass deine Schwester Erholung braucht, aber das ist für mich kein Anlass, Ersatzmutter zu spielen. Du musst dir jemand anderen suchen.“
Er zog die Stirn kraus. Also, so schwierig hatte er es sich nicht vorgestellt, Carlene davon zu überzeugen, dass sie gebraucht wurde. Sie half doch sonst jedem gern. Mixte sogar Kräutertees für Shorty, wenn ihn die Arthritis plagte. Da sollte man eigentlich annehmen, dass sie auch ihrem Chef mal eine kleine Bitte erfüllen würde. Nur sah es leider nicht danach aus …
Und so kam er nicht weiter. Vielleicht sollte er einfach den Boss rauskehren. „Nein, du wirst die Kinder übernehmen. Deine Jobbeschreibung hat sich eben geändert.“
„Stell einen Babysitter ein“, konterte sie.
„Ausgeschlossen. Ich würde meine Nichte und meinen Neffen niemals mit wildfremden Leuten allein lassen.“
Seine Fürsorge schien sie zu beeindrucken. Sie schwieg.
Und Win setzte schnell nach, um an ihr Mitgefühl zu appellieren. „Komm schon, Honey. Es ist nur für ein paar Tage. Du wirst doch zwei kleine hilflose Kinder, die dich dringend brauchen, nicht im Stich lassen.“
Carlene zog die Augenbrauen hoch. „Ich lasse nicht zwei kleine hilflose Kinder im Stich. Ich weigere mich nur, das zu tun, was ihr anmaßender, arroganter, dickköpfiger Onkel von mir verlangt. Ich denke, das ist ein großer Unterschied.“
„Der anmaßende, arrogante und dickköpfige Kerl ist aber auch dein Boss, und ich möchte dich daran erinnern, dass es dein Job ist, dich um alle häuslichen Angelegenheiten zu kümmern. Die Kinder wohnen im Haus, also gehören sie dazu. Wenn du Hilfe brauchst, ruf eine Arbeitsagentur an, damit sie dir eine Köchin und eine Putzfrau schicken. Aber ich überlasse meine Nichte und meinen Neffen nicht einer Fremden. Ich will, dass du dich um sie kümmerst. Nur für ein paar Tage“, betonte er.
„Win! Du bist derjenige, der deiner Schwester versprochen hat, auf die Kinder aufzupassen.“
Verflucht noch mal, konnte diese Frau stur sein. Doch es blieb Win nichts anderes übrig, als ebenfalls hartnäckig zu bleiben. „Rosa hätte sich um die Kinder gekümmert. Sehr gern sogar. Sie hätte darauf bestanden.“
Carlene sah aus, als würde sie jeden Moment explodieren. „Und warum sollte das für mich eine Rolle spielen?“
„Na ja, Rosa war eine perfekte Haushälterin, und ich dachte, es interessiert dich vielleicht, wie sie sich in dieser Situation verhalten hätte.“
Sie lachte spöttisch. „Nein, ich kann für mich selbst entscheiden. Und ich hab auch nicht vor, am Wettbewerb für die beste Haushälterin des Jahres teilzunehmen, um ein goldenes Staubtuch zu gewinnen.“
„Aber du gehörst zu den Menschen, die Wert drauf legen, ihren Job so gut wie möglich zu machen. Egal, was das für ein Job ist.“
„Genau. Und zurzeit bin ich Haushälterin.“
„Ja, aber …“ Win holte tief Luft. „Bitte, Honey. Ich brauche deine Hilfe.“
Aha, das war die Zauberfloskel! Carlenes Gesichtszüge entspannten sich deutlich, und sie blickte ihn fast liebevoll an. Wieso waren ihm diese Worte nicht gleich eingefallen? Weil sein dummer Stolz ihm im Wege stand. Klar. Er hasste es zuzugeben, dass er Hilfe brauchte. Besonders einer Frau gegenüber.
„Okay. Tagsüber kümmere ich mich um die Kleinen, aber nicht nachts. Das musst du allein hinbekommen, Win.“
„Würde ich auch, wenn da nicht mehrere Stuten wären, die jederzeit fohlen können. Wenn ich nachts im Stall gebraucht werde, kann ich Jared und Shelly nicht allein im Haus lassen. Außerdem werden die beiden ihre Mutter vermissen. Dann brauchen sie Trost von einer Frau.“
„Ich glaube nicht, dass eine Fremde sie besser trösten kann als ihr Onkel.“
Er musste lächeln. Ahnte Carlene gar nicht, welch eine Wärme und Herzlichkeit sie ausstrahlte? „Honey, du könntest ein verwundetes Löwenbaby trösten. Shelly und Jared werden dich lieben.“
Ihre Wangen röteten sich. „Danke. Aber denk nicht, dass du mich mit Schmeicheleien herumkriegen kannst.“
Mit Schmeicheleien wohl nicht. Doch ihr weiches Herz würde ihm helfen. Sobald Carlene spürte, dass die Kinder sie brauchten, würde sie nicht länger Nein sagen können. Bestimmt
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