Collection Baccara Band 0267
„Danke.“
„Für die Wahrheit musst du mir nicht danken, Honey.“ Ihren Eltern hätte er gern mal kräftig die Meinung gesagt. Sie verdienten gar keine Tochter, die so wundervoll war wie Carlene.
Sie schmiegte den Kopf wieder an seine Brust. „Ich habe ein paar Tage nachgedacht und dann beschlossen, Mom und Dad etwas Ruhe zu gönnen. Also habe ich an der Schule gekündigt, meine Sachen ins Auto gepackt und bin losgefahren.“
„Nicht nach Kalifornien“, sagte er und lächelte. „Zum Glück.“
Sie kicherte. „Nein. Überlegt hab ich schon, ob ich es tun sollte. Aber nur kurz. Mir war schnell klar, dass ich mich so mag, wie ich bin. Also gab es gar keinen Grund, den Schönheitschirurgen von Kalifornien einen Besuch abzustatten.“
Win freute sich, dass ihre Stimme wieder fröhlicher klang. „Stattdessen bist du zu uns gekommen.“
„Ja. Sunshine Springs war nur ein kleiner Punkt auf der Landkarte. Mir gefiel der Name, deshalb bin ich hergefahren. Ich mochte den Ort auf Anhieb, und einen Job habe ich auch schnell gefunden.“
„Nicht als Lehrerin.“
„Nein, leider nicht. Aber ich möchte so gern wieder unterrichten. Ich war eine gute Lehrerin, und ich will mein Leben zurückhaben. Ich bin nicht bereit, meine Träume aufzugeben, weil es ein paar hässliche Menschen gab, die mir Unrecht getan haben.“
Am nächsten Abend machte Carlene sich auf die Suche nach Win, sobald die Kinder im Bett lagen. Sie wanderte durch den riesigen Stall, bis sie ihren Boss endlich in einer der Pferdeboxen entdeckte, wo er mit Shorty sprach.
„Win?“
Beide Männer drehten sich gleichzeitig zu ihr um, und Shorty grinste wie immer verschmitzt. „Guten Abend, Missy.“
„Hi, Honey“, begrüßte Win sie lächelnd. „Schön, dass du uns mal hier besuchst.“
„Es ist kein Besuch. Ich muss dringend mit dir reden. Hast du ein paar Minuten Zeit für mich?“
Er nickte. „Klar.“ Und an Shorty gewandt, fragte er: „Kommst du allein zurecht?“
„Natürlich, Boss.“
„Bleibt Shorty die Nacht über hier?“, erkundigte sich Carlene, als sie mit Win zum Haus ging.
„Ja. Die Stute, bei der wir eben waren, müsste heute oder morgen ihr Fohlen bekommen. Shorty gibt mir über den Pieper Bescheid, wenn’s losgeht.“
Sie setzten sich auf die Terrasse im Innenhof, wo Carlene zwei Gläser Eistee bereitgestellt hatte.
Win griff sich ein Glas und trank einen großen Schluck. „Worüber möchtest du denn mit mir reden?“
„Über Leah.“
„Wieso?“
„Wann kommt sie ihre Kinder abholen?“
Er zuckte die Achseln. „Bald, nehme ich an.“
Bald! Mit der Antwort konnte sie sich nicht zufriedengeben. „Wann? Morgen, übermorgen, nächste Woche?“
Win kniff die Augenbrauen zusammen. „Warum musst du das plötzlich wissen? Bist du es leid, auf die Kinder aufzupassen?“
Also, mit diesem vorwurfsvollen Ton hatte sie nicht gerechnet. „Natürlich nicht“, wehrte sich Carlene, „und das weißt du auch. Aber die Kleinen vermissen ihre Mutter. Sie waren heute den ganzen Tag so unglücklich, besonders Shelly. Sie will zu ihrer Mom.“
„Leah kommt auch bald. Bestimmt. Sie braucht nur noch ein paar Tage Erholung.“
„Aber die Kinder brauchen sie“, betonte Carlene.
„Ach was. Shelly und Jared geht’s doch gut. Du kümmerst dich wunderbar um die beiden.“
„Ich bin nicht ihre Mom, und die ist es, bei der sie sein wollen. Leah wird ihre Probleme lösen müssen, ohne die Kinder wegzuschicken.“
Wins Miene verfinsterte sich zusehends. „Leah weiß, was das Beste für ihre Kinder ist. Sie ist eine gute Mutter.“
Warum hörte er ihr nicht vernünftig zu? „Ich habe nicht mal angedeutet, dass sie eine schlechte Mutter sei. Ich habe nur gesagt, dass ihre Kinder sie brauchen.“
Er stellte sein Glas so heftig auf den Tisch, dass der Tee überschwappte. „Du bist meine Haushälterin. Es steht dir nicht zu, darüber zu urteilen, was meine Schwester tun oder lassen sollte.“
Die Zurechtweisung kam so unerwartet, dass Carlene sprachlos war.
In der nächsten Sekunde schien es Win allerdings leidzutun. Er beugte sich vor und streichelte Carlenes Arm. „Entschuldige, Honey. Ich wollte dich nicht anschnauzen.“
Genau das hatte er jedoch getan, und sie ließ sich so ein rüpelhaftes Benehmen ungern gefallen. Carlene zog ihren Arm weg. „Kein Problem“, erwiderte sie schnippisch. „Ich sehe ja ein, dass ich mich als deine Angestellte nicht in eure Familiengeschichten einmischen darf. Selbst wenn ich
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