COLLECTION BACCARA Band 0285
nahestehen, wie ich es mir immer gewünscht habe. Deshalb wollte ich dir das Amt ausreden.“
Erin machte eine kurze Pause. „Doch nachdem ich dich kennengelernt hatte, war ich mit meinem Vater nicht mehr einer Meinung.“ Erin rang die Hände. „Es war schrecklich. Erst fühlte ich mich ihm gegenüber illoyal, dann dir.“
„Das ist jetzt ja vorbei“, sagte er mit so kalter Stimme, dass Erin an das Winterwetter in Chicago denken musste. „Die Geschichte ist ans Licht gekommen. Du bist genau wie alle anderen. Ich weiß nun, dass ich mich nicht auf dich verlassen kann.“
Es zerriss Erin das Herz. Sie schloss die Augen. Daniel lag so falsch, doch wie um alles in der Welt sollte sie ihn davon überzeugen? „Möchtest du, dass ich aus dem Palast verschwinde?“, fragte sie und kämpfte mit den Tränen.
„Das überlasse ich dir“, sagte er, als wäre es ihm völlig egal.
Seine Gleichgültigkeit bohrte sich wie ein scharfes Messer in ihr Herz. Die Frist von zwei Minuten war abgelaufen, genauso wie ihre wundervolle Zeit mit Daniel Vergangenheit war.
Erin fühlte sich total verloren, als sie seine Räume verließ, in ihr Zimmer zurückkehrte und sich auf das Bett setzte. Sie strich über die wunderschöne Tagesdecke und spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen.
Warum war alles schiefgegangen? Ich habe von Anfang an gewusst, dass es kein glückliches Ende geben kann, rief sie sich in Erinnerung. Selbst wenn Daniel diese schrecklich einseitige Unterhaltung nicht gehört hätte, war er der Fürst von Altaria und würde eine standesgemäßere Frau als Braut wählen müssen.
Trotz allem hatte sie sich nie im Leben so sicher und so begehrt gefühlt wie bei ihm. Das Bild seiner wütenden Miene schoss ihr durch den Kopf, und sie zuckte zusammen. Sie schlang die Arme um ihren Körper, doch sie empfand keinen Trost. Die schreckliche innere Leere wurde nur noch größer.
Bittere Tränen rannen über Erins Wangen. Nie wieder würde Daniel sie in den Armen halten. Nie wieder würde er sie mit diesem Strahlen in den Augen ansehen.
Bei diesen Gedanken stürzten ihr die Tränen erneut über die Wangen, und zu allem Überfluss bekam sie wieder Schluckauf. Sie rieb sich mit dem Handrücken über die nassen Wangen.
Das Klingeln des Telefons auf ihrem Nachttisch schreckte sie auf. Wer konnte es sein? Daniel? Wunschdenken. Ihr Vater?
Erin beschloss, das Klingeln zu ignorieren. Jetzt konnte sie nicht mit ihrem Vater sprechen. Sie schämte sich, jemals seinem Plan zugestimmt zu haben, Daniel mit allen Mitteln davon abzuhalten, die Thronfolge anzunehmen. Und sie konnte nicht vortäuschen, es wäre anders. Ihr Vater würde sich schrecklich über ihre Illoyalität ärgern.
Ihre Kehle schnürte sich zusammen. Sie hatte Daniel und ihren Vater verloren. Merkwürdigerweise bedrückte sie der Verlust ihres Vaters weit weniger als die Tatsache, dass sie Daniel einen so tiefen Schmerz zugefügt hatte.
Daniel war unglaublich stark, doch er befand sich gerade in einer schwierigen Lebenssituation, und sie hatte ihm den Übergang in sein neues Leben noch erschwert. Er war so wütend gewesen, so kalt. Sie konnte nur ahnen, wie verraten er sich fühlen musste.
Erin seufzte und hickste wieder. Der Schluckauf ärgerte sie, und so konzentrierte sie sich darauf, ihn loszuwerden. Sie stellte sich wie immer in dieser Situation eine friedliche Schweizer Winterlandschaft vor, doch der Schluckauf wollte nicht aufhören. Erin machte ein finsteres Gesicht.
Sie schloss die Augen und ließ ihre Gedanken wandern. Ein anderes Bild erschien vor ihrem geistigen Auge. Die kalte, sternenklare Nacht, in der sie mit Daniel zwischen Buchsbaumsträuchern gestanden hatte, in denen winzige weiße Lichter funkelten. Das Herz wurde ihr schwer bei der Erinnerung. Nie in ihrem Leben würde sie die Magie jener Nacht vergessen.
Ihr Schluckauf verging, und sie öffnete die Augen.
Daniel würde sie niemals lieben. Das war eine Tatsache, unter der sie bis an ihr Lebensende leiden würde. Doch es stand in ihrer Macht, ihm das Leben in diesem Moment wenigstens ein bisschen leichter zu machen. Sie kannte ihn wie niemand sonst auf Altaria. Und dieser Entschluss begann in ihr zu reifen.
Nach einem anstrengenden Nachmittag voller Meetings mit Regierungsmitgliedern suchte Daniel die wohltuende Stille seiner Privaträume. Er lockerte seine Krawatte, trat ein und fand Erin an seinem Schreibtisch sitzend.
Sofort wurde er misstrauisch. „Was machst du hier?“, fragte
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