COLLECTION BACCARA Band 0285
Palast?“
„Alt und dunkel, und die Rohre in der Dusche klopfen“, sagte er. „Aber es ist fünfundzwanzig Grad warm, und der Blick auf die Küste ist atemberaubend.“
„Wir haben zehn Grad minus, und es schneit.“
Daniel lachte. „Dann besuch mich doch.“
„Ich kann leider nicht. Schließlich muss ich mich doch um diesen Drachen kümmern. So, jetzt habe ich leider keine Zeit mehr. Pass auf dich auf. Das meine ich ernst.“
Die aufrichtige Sorge in der Stimme seines Bruders rührte Daniel. „Versprochen. Haltet mich bitte auf dem Laufenden.“
Daniel legte auf und begegnete Erins neugierigem Blick. Er durchquerte den Raum und schloss sie in seine Arme. „Ich bin froh, dass du bei mir bist“, sagte er.
Ihre Augen weiteten sich. „Warum?“
„Je mehr ich über Altaria erfahre, desto weniger habe ich das Gefühl, dass ich den Menschen vertrauen kann. Ich weiß aber, dass ich dir vertrauen kann.“
Erin holte Luft und senkte den Blick. „So schlimm ist es gar nicht. Es muss doch noch andere Menschen geben, denen du vertrauen kannst.“
Daniel lachte, aber sein Lachen klang nach Galgenhumor. „Das wird schon werden, aber im Moment ist es etwas schwierig. Es besteht der Verdacht, dass Fürst Thomas und Prinz Marc ermordet worden sind. Dann war da der Anschlag auf mein Leben. Das alles ist nicht besonders lustig.“
Ungläubig sah Erin ihn an. „Fürst Thomas wurde ermordet?“ Sie schüttelte den Kopf. „Das ist ja entsetzlich. Wenn das stimmt, dann wollen diese Leute wahrscheinlich auch deinen Tod.“ Erin war plötzlich leichenblass, und Tränen standen ihr in den Augen. „Daniel, du musst ganz vorsichtig sein.“
„Das werde ich auch“, versicherte er ihr. Es rührte ihn, dass sie sich Sorgen um ihn machte. Nie im Leben hätte er gedacht, dass diese hochanständige, züchtige Frau eine solche Wirkung auf ihn ausüben könnte. Sie war zu jung, zu unerfahren. Doch jetzt hatte er nur noch das Gefühl, dass es richtig war, mit ihr zusammen zu sein. Er blickte in ihre blauen Augen und fragte sich, ob sie wusste, dass sie ihm von Tag zu Tag wichtiger wurde.
„Fürst Thomas hat sich nicht häufig unter die Menschen von Altaria gemischt. Er präsentierte die Würde und Tradition des Thrones bei formalen gesellschaftlichen Angelegenheiten“, erzählte der Premierminister Daniel bei dem ersten Meeting im Kabinettsaal des Palastes.
Daniel fand sich umgeben von einem Dutzend Beratern, die entweder dem Premierminister oder dem Palast nahestanden.
„Ich stimme zu, dass diese offiziellen Auftritte wichtig für die Menschen sind“, sagte Daniel und dachte, dass er ein Stück dieser wertvollen antiken Möbel zertrümmern würde, wenn der Premierminister noch einmal „Fürst Thomas hat das so gemacht“ sagte. „Da die Einwohner von Altaria mich aber nicht kennen, halte ich es für wichtig, für sie erreichbar zu sein. Sie müssen mich kennenlernen, und ich muss sie kennenlernen.“
Louis Gettel, der reservierte, kluge Premierminister, ein Mann mittleren Alters, räusperte sich und zupfte an seiner Krawatte. „Darf ich fragen, wie Sie die Einwohner von Altaria kennenlernen wollen, Sir?“
„Ich würde gern die Schulen und Farmen besuchen. Und ich möchte die Besitzer von Geschäften und Unternehmen in den Palast einladen, um mit ihnen über ihre Sorgen zu sprechen“, sagte Daniel und beobachtete, dass Gettels linkes Augenlid nervös zuckte. Daniel überlegte, einen Scherz über geplante Palastorgien zu machen, doch er hielt sich zurück.
„Außerdem habe ich einen Freund gebeten, die Möglichkeiten einer Vergrößerung des Flughafens zu analysieren, und ich erwarte einen vollständigen Finanzbericht aller Regierungsabteilungen, einschließlich des Rosemere Instituts.“
Louis nickte. „Ihrer Bitte wird man nachkommen, Sir. Die Ihnen zugedachten Berater werden …“
„Ich werde mir meine Berater selbst auswählen“, unterbrach Daniel.
Louis zog die Augenbrauen hoch. „Wie Sie wünschen, Sir.“
„Mr. Gettel, darf ich offen mit Ihnen reden?“, fragte Daniel.
Überrascht sah der Mann Daniel an. „Natürlich, Sir.“
„Nach allem, was man hört, sind Sie ein hervorragender Premierminister. Altaria kann sich glücklich schätzen, Sie zu haben“, sagte Daniel.
„Danke, Sir.“ Der Mann war sichtlich erleichtert und erfreut über Daniels Beobachtung.
„Ich habe kein Interesse daran, der Premierminister von Altaria zu werden, und ich bin auch nicht Fürst Thomas. Aber ich
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