COLLECTION BACCARA Band 0287
Auf keinen Fall würde er eine Woche lang tatenlos abwarten.
Brad wählte die Nummer von Lake Shore Manor und bat Ruby, ihm entweder seine Mutter oder seinen Vater zu geben. Er wollte sie informieren, wie er zu erreichen war, für den Fall, dass sich etwas Neues ergab.
Seine Mutter kam ans Telefon. Sie klang, als hätte sie geweint. Was war passiert?
„Was ist los, Mom?“
„Brad, schön, dass du anrufst. Wie geht es dir?“
„Mir geht es gut.“ Er holte tief Luft und hoffte, dass sie seiner Stimme nicht seine Ungeduld anmerkte. Er wollte sich endlich auf den Weg machen. „Warum weinst du, Mom?“
„Deine Cousine Prinzessin Catherine hat gerade angerufen und ihren Besuch bei uns verschoben.“ Emma schluchzte leise.
„Hat sie einen Grund genannt?“ Brad begann, seinen Schreibtisch aufzuräumen.
„Sie hat irgendwelche dubiosen Dokumente unter den Sachen ihres Vaters gefunden. Es ist alles so ärgerlich.“
Brad verstand, wie schwierig die Situation für seine Mutter sein musste. Dass einer ihrer Söhne Ziel eines Attentäters gewesen war, war schon schlimm genug, doch zu erfahren, dass der Tod ihres Vaters und Bruders möglicherweise auf das Konto desselben Attentäter ging, war einfach verheerend.
„Weißt du, um was für Papiere es sich handelt?“
„Nein, Darling. Ich weiß nur, dass sie irgendwie mit Scheich Kaj al bin Russard zusammenhängen.“
„Wer ist das?“, fragte Brad und schloss seine Aktentasche.
Er merkte, dass seine Mutter nur mit Mühe weitere Tränen unterdrückte. „Er ist der neue Prinz von Walburaq. Er ist zum Staatsbesuch auf dem Weg nach Altaria und hat Catherine um ein Gespräch unter vier Augen gebeten. Sie hofft, dass er ihre Fragen zu den Dokumenten beantworten kann.“
„Sag mir Bescheid, wenn sie etwas herausfindet.“
„Das mache ich.“
Bevor seine Mutter weitere Spekulationen über den Scheich und die geheimnisvollen Papiere anstellen konnte, sagte Brad: „Mom, ich bin für ein paar Tage weg. Ich bin aber jederzeit über mein Handy zu erreichen, wenn es irgendetwas gibt.“
„Natürlich, mein Lieber. Sei vorsichtig, Brad. Bei allem, was in letzter Zeit passiert ist.“
„Mach dir keine Sorgen, ich pass auf mich auf“, versprach er. „Ich melde mich, sobald ich zurück bin.“
Brad legte auf und nahm seinen Mantel und seine Aktentasche. Seine Gedanken waren schon bei Elena und seinem weiteren Vorgehen. Zuerst musste er sich davon überzeugen, dass sie die Stadt wirklich verlassen hatte, doch er hatte das Gefühl, dass er sich noch vor Endes des Tages auf dem Weg in Richtung Süden befinden würde.
„Elena, Liebes, ich glaube, da ist jemand an der Tür“, sagte Marie Waters. Sie war gerade dabei, einen Brotteig zu kneten. „Würdest du bitte nachsehen, wer es ist?“
„Sicher.“ Elena legte das Messer auf den Tisch, mit dem sie die Karotten geschnitten hatte, und wischte sich die Hände an einem Handtuch ab. „Wahrscheinlich ist es dein Freund Mr. Quimby.“
„Wenn er es ist, dann sag dem alten Bock, er soll mich in Ruhe lassen.“ Marie schlug den Teig mehrmals auf die Arbeitsfläche. „Ich brauche weder ihn noch irgendeinen anderen Mann, um meine Zeit auszufüllen.“
Elena ging lächelnd an die Tür und schaltete die Beleuchtung auf der Veranda ein. Manche Dinge änderten sich nie. Solange Elena Marie kannte, versuchte Mr. Quimby, mit Marie auszugehen, doch sie gab dem armen alten Gentleman einfach keine Chance. Als Elena einmal nach dem Grund fragte, erklärte Marie, dass sie mit ihrem Mann vierzig Jahre lang glücklich verheiratet gewesen war und sich nicht mit dem Zweitbesten abgeben wollte, nachdem die Liebe ihres Lebens gestorben war.
Elena blickte durch den Spion, konnte jedoch niemanden sehen. „Bist du sicher, dass du jemanden gehört hast?“, rief sie Marie zu, öffnete dann aber trotzdem die Tür.
Sie blinzelte und glaubte, ihren Augen nicht zu trauen. Ein kleines schwarzes Wollknäuel sprang aufgeregt um ihre Füße herum. „Babe?“, fragte Elena ungläubig. Sie hob den Hund hoch. „Wie bist du …“ Sie sprach nicht weiter, sondern blickte sich um. „Wo ist Brad?“
„Hier“, sagte er und trat aus dem Schatten der Dämmerung. Eine Hand hielt er hinter den Rücken. „Warum bist du hier?“, fragte Elena und drückte Babe an sich.
Sie war über dreihundert Meilen gefahren, um räumliche Distanz zu ihm zu schaffen und einen Weg zu finden, ein Leben ohne ihn zu ertragen. Und jetzt stand er vor ihr und sah so
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