COLLECTION BACCARA Band 0289: MEIN MÄRCHEN AUS 1001 NACHT / DIE MAGIE DER LEIDENSCHAFT / FEURIGE KÜSSE AM STRAND VON MIAMI / (German Edition)
dunkel für das Weizengras-Thema war. Der Maler war einfach gegangen und hatte seine Pinsel in die offenstehenden Farbdosen fallen lassen.
Azure stemmte ihre Fäuste in die Hüften und sah sich um. „Arbeiten Sie hier?“
„Sozusagen.“
„Aber offenbar nur, wenn Sie gerade Lust dazu haben.“
Er musste wieder in seine Surferrolle springen, auch wenn es anfing, ihm auf die Nerven zu gehen. „Könnte man so sagen, ja“, hörte er sich antworten. Er bückte sich, nahm einen Pinsel aus einer Dose und schloss sie. Die Farbe begann schon einzutrocknen. Lee verabscheute Verschwendung. Er war vermögend, doch er hatte sein Vermögen nicht erwoben, indem er grundlos Geld aus dem Fenster warf.
Azure hob skeptisch eine Braue. „Sie hätten heute eigentlich arbeiten müssen, oder?“, fragte sie in leicht anklagendem Ton.
Ihre Augen blickten jetzt freundlicher. Sie sah ihn mit dem weichen Ausdruck an, den sie schon der alten Dame und dem kleinen Mädchen auf der Hochzeit gegenüber an den Tag gelegt hatte. „Sie haben mich zu der Autofirma gefahren, anstatt zu arbeiten, nicht wahr, Lee?“
„Das würde ich nicht so sagen.“ Er wünschte, sie würde aufhören, Fragen zu stellen, die er nicht beantworten wollte.
„Na dann“, sagte sie und setzte sich auf die unterste Stufe einer Leiter, die an der Wand lehnte. „Machen Sie sich an die Arbeit. Ich kann warten.“
Er merkte, dass ihm vor Überraschung die Kinnlade herunterklappte, aber er erholte sich schnell wieder. „Ich …“
„Wenn Sie Ihrem Chef sagen müssen, dass Sie wegen mir ihre Arbeit vernachlässigt haben, würde ich mich wirklich schuldig fühlen, Lee.“ Sie legte den Kopf schief und sah ihn freundlich an.
Lee starrte auf den Farbpinsel in seiner Hand und dann auf die Wand. Es war kurz nach zwölf. Die Maler würden in ungefähr einer halben Stunde aus der Pause zurückkommen. Die Luft war also für eine Weile rein. Er hatte genug Zeit, zu überlegen, wie er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen konnte.
Kurz entschlossen tauchte er den Pinsel in die Farbdose und begann, die Wand zu streichen. An der Wand gefiel ihm der Farbton besser als in der Dose.
„Sollten Sie nicht einen Schutzanzug anziehen? Sonst ruinieren Sie Ihre Kleidung!“
Lee sah hinunter auf Flecks Klamotten. Er hatte das Gefühl, dass es seinem Freund nicht sonderlich viel ausmachen würde, wenn sie ein paar Flecken hätten.
„Ich muss doch nur diese eine Wand anmalen“, sagte er.
„Aber trotzdem müssen Sie doch nicht Ihre Kleider vollklecksen.“
Um den Schein zu wahren, ging Lee in die Ecke und zog einen Schutzanzug aus einem Haufen, den die Maler hinterlassen hatten.
„Viel besser“, sagte Azure, nachdem er hineingeschlüpft war. Sie lächelte und sah nur noch halb so spröde aus.
„Möchten Sie sich vielleicht eine Zeitschrift kaufen gehen?“ Er hatte Angst, dass sie sich langweilen könnte.
„Ich könnte uns was zu trinken holen. Was möchten Sie?“
„Egal.“ Er zog seinen Geldbeutel hervor, aber Azure winkte ab.
„Ich mach das schon. Bin gleich wieder da!“ Sie stand auf und ging zur Tür.
Nachdem sie gegangen war, seufzte Lee tief. Jetzt, wo sie weg war, konnte er sich wieder auf sein Geschäft konzentrieren.
Seit er in einer Saftbar in New Mexico zum ersten Mal Weizengrassaft getrunken hatte, war er von dem Gedanken durchdrungen, eine eigene Ladenkette zu eröffnen. Er glaubte zwar nicht, dass das Zeug Wunder bewirken konnte, wie viele behaupteten, aber er hatte das Gefühl, eine Marktlücke entdeckt zu haben. Also hatte er eine kleine Firma gegründet, die Weizengrassaft und andere makrobiotische Snacks herstellte, und sie testweise in Bioläden verkaufen lassen.
Die Sache war gut gelaufen, und er glaubte, dass eine eigene Kette ein Erfolg werden könnte. Wenn der Laden in Miami boomte, würde er weitere in den USA und vielleicht sogar weltweit eröffnen. Doch das würde er alles mit dem Unternehmensberater absprechen, den Harry Wixler ihm so dringend empfohlen hatte.
Er überprüfte gerade die elektrischen Anschlüsse, als Azure mit zwei Flaschen Eistee zurückkehrte.
„Ich habe uns am Kiosk zwei Lotteriescheine gekauft. Suchen Sie sich eins aus“, sagte sie, nachdem sie ihm eine Flasche in die Hand gedrückt hatte. Sie hielt ihm die Lose hin. „Ein Geschenk dafür, dass Sie mich gerettet haben.“
„Danke.“ Lee fühlte sich komisch dabei, sich von Azure einladen zu lassen. Sie schien sich aber nicht davon abbringen zu lassen, also
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