COLLECTION BACCARA Band 0289: MEIN MÄRCHEN AUS 1001 NACHT / DIE MAGIE DER LEIDENSCHAFT / FEURIGE KÜSSE AM STRAND VON MIAMI / (German Edition)
ich Hippie-Eltern habe, aber ich wollte einfach nur so sein wie alle anderen.“
Lee warf ihr einen schiefen Blick zu. „Falls Sie jemals eine Selbsthilfegruppe für Kinder untauglicher Eltern gründen wollen, sagen Sie mir Bescheid.“
„Ich würde meine Eltern gar nicht als untauglich bezeichnen. ‚Sonderbar‘ trifft es wohl eher. Ich habe mein Leben lang darum gekämpft, nicht so zu sein wie sie.“
„Mit einigem Erfolg, wie es scheint“, sagte Lee. „Sie wirken sehr gesetzt und seriös.“
Im Augenblick fühlte Azure sich alles anderes seriös. Mit ihrem Pferdeschwanz und in dem Arbeitsanzug fühlte sie sich eher verspielt und locker. Während sie Lee zuhörte, bemerkte sie, dass sie Spaß mit ihm hatte. Sie wollte, dass er das wusste. Andererseits hing sie zu sehr an ihrem Image, um es einfach so aufzugeben. Doch als sie den Pinsel wieder in die Farbdose tauchte, wurde sie von ihrem kindlichen Teil überwältigt und empfand ein fast vergessenes Gefühl, das sie schließlich als Freude identifizierte.
„Gesetzt und seriös? Das wollen wir doch mal sehen“, drohte sie und richtete sich auf. Lachend streckte sie die Hand mit dem Pinsel aus und malte Lee einen dicken grünen Strich auf die Wange.
Einen Moment lang erstarrte er überrascht. Als sie schon fürchtete, dass er sauer war, drehte er sich um und holte zum Gegenschlag aus. Seine Augen funkelten rachelustig. Er tauchte den Pinsel in seinen Farbtopf ein und malte ihr einen langen Strich auf die Vorderseite ihres Schutzanzugs.
Azure sah an sich herunter, blickte dann zu ihm auf und sagte schelmisch: „Grün steht Ihnen nicht so gut. Ich denke, wir sollten es mal mit Violett probieren!“
„Violett?“
„Violett“, wiederholte sie ernst und holte eine Dose lila Farbe aus der Lagerecke. Sie nahm einen frischen Pinsel, tauchte ihn ein und stürzte sich damit auf Lee. Sie musste über seinen erstaunten, hilflosen Gesichtsausdruck lachen, während die Farbe von seiner Brust auf den Boden tropfte.
„Sie halten sich also für eine große Künstlerin, ja? Ich kann das viel besser als Sie.“ Er packte den Pinsel wie ein Schwert und begann, Azure von oben bis unten zu bemalen.
„Grün steht mir nicht“, sagte sie damenhaft. „Leuchtende, fröhliche Farben passen besser zu meinem Teint.“
„Es gibt doch nichts Leuchtenderes, Fröhlicheres als Gelb“, sagte Lee und spähte in die Farbdosen. „Na also, da haben wir doch, was wir suchen.“
Er hatte eine Dose mit gelber Farbe gefunden und begann, gelbe Punkte auf Azures Overall zu verteilen. Als er sich herunterbeugte, nutzte sie die Gelegenheit, um seinen Nacken violett anzumalen.
Im Takt der Musik tänzelte er zurück und griff sich fassungslos in den Nacken. „Wie konnten Sie nur! Ich war wehrlos.“
Seine Augen leuchteten. Azure flüchtete sich hinter die Leiter, die sie wie ein Schutzschild zwischen sich und Lee hielt, als er ihr folgte.
„Das zahle ich Ihnen heim“, drohte er und sah sich um. „Irgendwo hier ist auch eine Dose mit schwarzer Farbe. Was würden Sie davon halten?“ Er lachte, und Azure musste kichern.
„Sie sehen wie ein Clown aus“, keuchte sie.
„Sie auch. Wenn nicht schlimmer. Wessen Idee war das hier denn bitte?“
Plötzlich verstummte die Musik. Eine tiefe Stimme sagte: „Das wüsste ich allerdings auch gern.“ Ein riesiger Mann mit Glatzkopf und dicken, behaarten Armen hatte den Laden betreten, ohne dass sie es bemerkt hatten.
Azure ließ den Pinsel fallen, der in der plötzlichen Stille laut klappernd auf den Boden fiel. Lee räusperte sich und versuchte sich zu erinnern, ob er den Kerl kannte. Es war jedenfalls nicht Dave Edelson, der die Renovierungsarbeiten leitete. Es war auch nicht der Chef der Malerfirma. Aber irgendwie kam er Mann ihm bekannt vor.
„Wer sind Sie?“, fragte er und ging auf ihn zu.
„Ich bin der, der hier die Fragen stellen sollte. Also: Wer sind Sie, und was machen Sie hier?“
„Er arbeitet, und ich helfe ihm“, sprang Azure ein. Sie hatte die Horrorvision, die Nacht in einem Gefängnis verbringen zu müssen, und stellte sich vor, wie sie Harry Wixler anrief, damit er ihr aus der Patsche half.
Lee warf ihr einen warnenden Blick zu, der wohl bedeutete, dass sie die Klappe halten sollte. Sie hatte nicht vor, ihm zu gehorchen, aber er kam ihr zuvor.
„Lassen Sie uns nach draußen gehen, damit ich Ihnen alles erklären kann“, schlug er dem Fremden vor, während er den Arbeitsanzug auszog.
„Sie können das auch
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