Collection Baccara Band 0297
Kleid in einem lebhaften Grün, das farblich genau zu ihren Augen passte. Eine erfrischende Abwechslung inmitten der meist schwarzen Abendgarderobe. Was aber seine Aufmerksamkeit besonders erregte, war die Art, wie sie ihren Blick rastlos durch den riesigen Raum mit den funkelnden Kronleuchtern schweifen ließ. Sie gab sich nicht einmal die Mühe, ihre Abneigung diesem Prunk gegenüber zu verbergen. Eine Gleichgesinnte!
Wer war diese Fremde? Er beobachtete, wie sie der Frau vor sich etwas ins Ohr flüsterte. Dann hob sie ihre wallenden Röcke mit beiden Händen hoch und verschwand in Richtung der Türen, die zum Garten führten. Im nächsten Moment war sie draußen, doch Phillip schmunzelte insgeheim über den Anblick, der sich ihm geboten hatte. Klobige braune Lederstiefel mit losen Schnürsenkeln unter dem eleganten Kleid aus Satin und Chiffon. Eine kleine Rebellin! Wie charmant.
Phillip sah sich um. Niemand schien ihr oder ihm Beachtung zu schenken. Er folgte der jungen Frau. Sie hatte eine Ernsthaftigkeit, aber auch eine Natürlichkeit an sich, der er nicht widerstehen konnte.
Von der Terrasse führte eine breite Treppe hinab in einen architektonisch sehr ansprechend gestalteten Garten. Phillip fragte sich, ob der amerikanische Clan mit so viel zur Schau gestelltem Reichtum umgehen konnte, erinnerte sich dann aber daran, dass die Connellys zu den wohlhabendsten Familien ihres Landes gehörten. Er sah die schwarzhaarige junge Frau um die Hecke huschen, die die Ställe und den Hof von dem hübsch gestalteten Garten trennte.
„He, warten Sie!“, rief er und lief los.
Wenn sie ihn gehört hatte, dann reagierte sie nicht. Als er hinter den Büschen hervorkam und vor dem Reitplatz stand, war von der jungen Frau in den Doc-Martens-Stiefeln nichts mehr zu sehen.
Phillip erblickte einen Stalljungen, der gerade eine Fuchsstute über den Hof führte. „Haben Sie eine junge Frau in einem Abendkleid gesehen?“, fragte er auf Italienisch.
Der Junge schüttelte den Kopf und ging weiter.
Ein leises Wiehern und Schnauben erregte Phillips Aufmerksamkeit. Er drehte sich um und näherte sich dem Geräusch wie eine Katze, die sich an ihre Beute heranschleicht. Als er in das Dunkel der Ställe eintauchte, wartete er einen Moment, bis sich seine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, und blickte dann den Gang entlang, der mit duftendem Heu ausgestreut war. Die Fremde stand an einer Box und streichelte die Nase eines Schimmels. Sie war so mit dem Tier beschäftigt, dass sie ihn nicht bemerkte.
„Weiß der Stallmeister, dass Sie sich an einem seiner wertvollsten Pferde zu schaffen machen?“, fragte er.
Die junge Frau wirbelte herum und zog die Hand zurück, erholte sich aber schnell von ihrem Schreck und streckte die Nase in die Luft. Ihre grünen Augen funkelten ihn trotzig an. „Natürlich. Er hat mich gebeten, nach dem Tier zu sehen.“
„So, hat er das?“ Phillip grinste. Er war jetzt noch neugieriger auf sie als zuvor. Von Weitem war sie faszinierend gewesen. Von Nahem war sie einfach umwerfend. „Und warum sollte er das getan haben?“
„Weil ich … weil ich Pferdetrainerin bin. Er hat mich darum gebeten, mit …“, ihr Blick glitt fast unmerklich zu dem Bronzeschild an der Boxentür, „… mit King’s Passion zu arbeiten.“
„Eine Pferdetrainerin“, wiederholte er und konnte sich nun ihre Aufmachung und ihr Unbehagen in dem förmlichen Rahmen erklären. Sein eigener Trainer würde alles daransetzen, um nicht mit Phillips Freunden gesellschaftlich verkehren zu müssen. Allerdings war ihm nicht klar, warum sie als Angestellte überhaupt zu der Feier eingeladen war. „Sie sind Amerikanerin.“
„Ja“, erwiderte sie und trat von der Stalltür zurück. Sie straffte die schmalen Schultern und reckte den langen schönen Hals, bis sie ihm direkt in die Augen sah. „Ich arbeite für die Connellys und bin mitgekommen, um während der Feierlichkeiten in den Ställen mit anzupacken.“
„Verstehe. Sie haben also viel Erfahrung mit Pferden.“
„Das kann man so sagen.“ Sie grinste ihn übermütig an.
Er ging um sie herum und betrachtete ungeniert ihren wohlproportionierten Körper. Ihre Schultern und Arme wirkten kräftig genug für den Job, sie war schlank und leicht wie ein Jockey und schien motorisch geschickt zu sein. Wahrscheinlich würde sie auf seinen Springpferden ein verdammt gutes Bild abgeben. Die Vorstellung faszinierte ihn. Er stellte sich vor, wie sie auf seinem Lieblingswallach ein
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