Collection Baccara Band 0313
eigenen Füßen stehen, mein Schicksal selbst in die Hand nehmen.“
„Möchtest du dich setzen?“, fragte er fürsorglich.
„Ja, vielleicht.“ Sie blickte sich verloren um. Ein Pärchen spazierte in einiger Entfernung über die Wiese, ein Wagen fuhr vor dem Hotel vor und brachte neue Gäste. April fühlte sich so verletzlich, dass sie es nicht ertragen konnte, sich den Blicken anderer auszusetzen. „Ich habe schon ausgecheckt.“
„Wir gehen in meine Suite. Dort kannst du bleiben, bis du dich entschieden hast, was du tun möchtest.“ Langsam führte er sie zum Hotel zurück und in seine Räume hinauf.
Sie folgte ihm blind, dankbar, ihm die Zügel zu überlassen, bis sie wieder klar denken konnte. Plötzlich fing sie unkontrolliert an zu zittern und presste sich an ihn. Sofort brachte er sie in sein Schlafzimmer, wo er sie sanft aufs Bett drückte und warm einpackte. Seufzend schmiegte sie den Kopf in die Kissen, während sie wie durch einen Nebel registrierte, dass Seth zum Telefon griff. Er gab Anweisungen, ihr Gepäck wieder heraufbringen zu lassen.
Dann schlüpfte er zu ihr unter die Decke und zog ihren Kopf an seine Brust. In seinen starken Armen geborgen, schloss sie die Augen und ließ die inneren Bilder an sich vorbeiziehen, bis sie sich etwas beruhigt hatte. Das Zittern ebbte ab, ihr Atem wurde gleichmäßig. April öffnete die Augen und sah Seth an. „Danke.“ Obwohl sie diesen Ort und Seth bald verlassen würde, war er der einzige Mensch, mit dem sie in diesem Moment zusammen sein wollte. In seiner Gegenwart fühlte sie sich sicher und aufgehoben.
„Ich bin so froh, dass ich vorhin da war.“ Er holte tief Luft. „April, ich möchte dich etwas fragen, aber du brauchst nicht zu antworten, wenn du nicht möchtest, okay? Du sagtest, dass du dich daran erinnerst, wie du am Tag des Unfalls deinen Agenten gefeuert hast.“
Unwillkürlich spannte sie sich an. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, sich dem traumatischen Teil ihrer Erinnerungen zu stellen – Seth und auch ihr selbst zuliebe. Sie nickte. „Und ich erinnere mich auch an die Fahrt mit Jesse.“
„Falls du lieber nicht …“ Seine Stimme klang besorgt.
Sie nahm seine Hand, verflocht ihre Finger mit seinen. „Ist schon in Ordnung, ich erzähle es dir.“ Sie schloss die Augen. „Er fuhr mit mir zum Büro des Anwalts. Es war ein Anwalt außerhalb der Stadt, der uns kurzfristig einschieben konnte, um den Vertrag aufzusetzen.“
„Aber warum ist er nicht zu mir gekommen? Warum das alles?“ Seths Ton machte deutlich, wie sehr ihn diese Frage quälte.
Geistesabwesend strich sie über seine Brust. „Wenn ich Jesse richtig verstanden habe, dann war das Hotelbusiness wohl nichts für ihn. Er sehnte sich nach einer weniger nüchternen Aufgabe, wollte mehr Aufregung in seinem Leben.“
„Ja, das sähe ihm ähnlich.“
„Und ich glaube, er wollte endlich aus deinem Schatten heraustreten.“ Sie spürte, wie er sich versteifte. „Du warst sein großes Idol, an das er nie heranreichte. Also wünschte er sich etwas völlig anderes, etwas Eigenes.“
„Die Rechte an deinem Label. Wahrscheinlich hoffte er, dass die Zusammenarbeit mit Künstlern und Musikern ihm den Glamour verschaffen würde, nach dem er sich sehnte. Damit hätte er sich von mir abgrenzen können.“
„Ja, das waren wohl seine Motive.“
Seth lehnte den Kopf zurück. „Dieser Dummkopf. Warum hat er sich mir nicht anvertraut?“
„Dann wäre es ja nicht mehr sein eigenes Projekt gewesen“, erklärte sie geduldig.
„Stimmt.“ Wehmütig fuhr er fort: „Der Anwalt hat also den Vertrag aufgesetzt, und ihr habt beide unterschrieben. Was ist dann passiert?“
„Jesse hatte Champagner mitgebracht, um auf sein neues Leben anzustoßen. Er schenkte uns allen ein Glas ein. Ich kann mich nicht erinnern, dass er mehr als ein Glas getrunken hat, sonst hätte ich ihn nicht fahren lassen, das schwöre ich.“
„Laut Autopsiebericht hatte er Alkohol im Blut, aber nicht viel.“
April schluckte. „Er machte sich auf den Rückweg in die Stadt, war völlig überdreht vor Vorfreude. Immer wieder ließ er das Steuer los und gestikulierte wild mit beiden Händen.“
Ein trauriges Lächeln huschte über Seths Gesicht. „Jesse war immer leicht erregbar.“
„Plötzlich kam ein Hund auf die Fahrbahn gerannt.“ Ihr Puls raste, als sie sich an die dramatische Szene erinnerte. „Fluchend riss Jesse das Steuer herum, dann verlor er die Kontrolle über den Wagen.“ Oh Gott,
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