Collection Baccara Band 0315
verletzt.“
„Egal, ich rufe trotzdem einen Arzt.“
„Das ist nicht nötig.“ Sie sprang auf und wischte sich mit den Händen den Staub vom Hinterteil, um Raf zu beweisen, dass sie wirklich in Ordnung war.
Er erhob sich mit finsterem Gesicht, die Hände zu Fäusten geballt. „Ich denke, für heute reicht es.“
„Ich möchte lieber wieder aufsitzen und es noch einmal versuchen“, sagte sie.
Raf kniff verärgert die Augen zusammen. „Auf keinen Fall.“
„Doch. Ich kenne mich mit Pferden vielleicht nicht so gut aus, aber ich weiß, dass man sich nach einem Sturz sofort wieder auf das Pferd setzen soll. Stimmt’s, Ali?“
Obwohl Ali sich unwohl zu fühlen schien, nickte er. „Das stimmt.“
Raf starrte Ali an, dann Imogene. „Ich will nicht verantwortlich sein, wenn etwas passiert. Du sitzt noch nicht so sicher im Sattel, dass du galoppieren kannst.“
Verärgert stemmte sie die Hände in die Hüften. „O doch, das tue ich, und du weißt es. Außerdem trägst nicht du die Verantwortung, sondern ich, denn ich bin schon groß und treffe meine eigenen Entscheidungen.“
„Dabei mache ich nicht mit.“
„Das musst du auch nicht. Ali kann bleiben, während ich noch ein paar Runden reite.“
Rafs Blick fiel auf Ali. „Er wird damit nicht einverstanden sein.“
Ali strich sich über seinen Bart. „Miss Danforth ist sich des Risikos bewusst, Raf. Sie sollte den Unterricht fortsetzen.“
Rafs Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um, stürmte vom Reitplatz, stieg auf BáHar und galoppierte in Richtung Fluss.
„Danke, dass Sie das für mich getan haben, Ali“, sagte Imogene. „Ich hoffe, Sie bekommen deswegen keinen Ärger.“
„Keine Sorge, sobald er in Ruhe darüber nachdenkt, wird er erkennen, dass wir das Richtige getan haben.“
„Ich verstehe nicht, warum er so wütend ist. Ich bin doch sicher nicht die erste Schülerin, die vom Pferd gefallen ist. Er selbst ist doch vermutlich auch schon abgeworfen worden.“
„Sicher, aber er hat sich gerade an eine besondere Schülerin erinnert.“
„Wer war es?“
„Sie war nicht nur eine Schülerin, sondern seine Frau.“
„Seine Frau wurde verletzt?“
„Während Scheich Shakir zuschaute.“
Imogene spürte, dass der Moment gekommen war, in dem sie Antworten auf alle ihre Fragen bekam. „O Gott, wie schlimm war es?“
Ali machte ein betroffenes Gesicht. „Was ich Ihnen jetzt erzähle, könnte als mangelnde Loyalität einem Mann gegenüber erachtet werden, der für mich ein Freund ist. Trotzdem erzähle ich es Ihnen aus Sorge um Raf und damit Sie sein Verhalten verstehen.“
Die Reitstunde war vergessen, als Ali einfühlsam von Raf Shakirs traumatischer Vergangenheit erzählte – von dem Mann, der erst kurz mit seiner jungen Frau verheiratet gewesen war, als sie bei einem Reitunfall ums Leben kam. Auch wenn Ali keine Einzelheiten erzählte, Imogene ahnte, wie sehr Raf unter dem schrecklichen Verlust und unter Schuldgefühlen litt, weil er glaubte, es wäre sein Fehler gewesen.
Und Imogene hatte gedacht, seine Frau hätte ihn verlassen oder umgekehrt. Woher hätte sie wissen sollen, dass seine Probleme viel tiefer begründet lagen? Und warum hatte ihr keiner die Wahrheit erzählt? Nicht einmal Doris? Ganz einfach, sie hatten versucht, ihn zu schützen.
Sie wusste noch nicht, wie sie Raf gegenübertreten sollte. Sie wusste aber, dass sie nicht abreisen konnte, solange die Dinge zwischen ihnen nicht geklärt waren.
Sie hatten noch eine einzige gemeinsame Nacht, und die würde sie für immer in Erinnerung behalten – falls sie Raf überzeugen konnte zu kooperieren. Sie wollte die ganze Nacht Sex mit ihm haben, aber dieses Mal zu ihren Bedingungen.
Als Raf auf BáHar zum Stall zurückkehrte, hatte sich der Wind gelegt, doch der Sturm in ihm wütete immer noch. Genie vom Pferd stürzen zu sehen war die Wiederholung seines Albtraums gewesen. Auch wenn er übervorsichtig und sie unverletzt geblieben war, fühlte er sich verantwortlich für den Unfall. Er hatte den Sturz nicht verhindern können. Ebenso hatte er nicht verhindern können, dass er sich in sie verliebt hatte.
Er blickte auf sein Leben zurück und erkannte, dass er noch nie eine Frau wirklich geliebt hatte. Aus dem Grund wusste er auch nicht, wie er sich verhalten sollte. Natürlich könnte er ihr seine tiefen Gefühle gestehen, aber es würde trotzdem keinen Platz für ihn in ihrem Leben geben. Imogene war die Karriere
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