Collection Baccara Band 0321
dass sie nicht gut genug für die Männer in ihrem Leben war. Dabei hatte sie ihnen diese negativen Gefühle vielleicht nur unterstellt.
CJ stand auf und ging in der Küche auf und ab. Sie musste eine Entscheidung treffen. Wollte sie weiterhin auf Sicherheit spielen und ihr Dasein am Spielfeldrand verbringen? Oder sollte sie einen Sprung ins pralle Leben wagen? Sie schloss die Augen und erkannte, dass es im Grunde nur eine Wahl gab.
Aber war es nicht schon zu spät? Konnte sie es schaffen, Tad zu überzeugen? Würden sie doch noch zusammen das Glück finden, das sie beide verdienten?
Tads Eltern hatten wegen schlechten Wetters nicht aus Florida abfliegen können. Sie hatten ihren Besuch verschoben und beschlossen, nach den Feiertagen zu kommen. Ursprünglich hatte Tad mit ihnen bei CJ zu Abend essen wollen. CJ hatte versprochen, ein Essen zu kochen, das er niemals vergessen würde. Dafür hatte er geplant, die Feiertage für sie zu etwas Besonderem zu machen.
Nun schien es ihnen beiden gelungen zu sein, die Tage zumindest unvergesslich zu machen.
Die letzte Nacht hatte er überwiegend beim Trainieren im Kraftraum verbracht, um sich abzureagieren. Dabei hatte er sich gefragt, ob er Frauen jemals wirklich verstehen würde. Anscheinend begehrte er immer ausgerechnet diejenigen, die am weitesten außerhalb seiner Reichweite waren. Und in diesem Fall hatte es mit einer Katastrophe geendet.
Traditionell traf er sich am Weihnachtsmorgen mit Pierce zum Joggen. Sie hatten in dem Jahr damit angefangen, als Karen sich von Pierce hatte scheiden lassen. Tief deprimiert hätte Pierce an jenem Heiligabend beinahe zu viele Tabletten geschluckt. Ihm hatte davor gegraut, den Morgen allein zu verbringen. Genau deshalb hatte Tad vorgeschlagen, sich früh mit ihm zum Training zu treffen. Das war vor mehr als acht Jahren gewesen, und seitdem behielten sie diese Tradition bei.
Es spielte keine Rolle, ob einer von ihnen gerade eine Beziehung hatte oder sie beide. Ob es regnete oder schneite oder zwanzig Grad unter null war – sie trafen sich trotzdem. Manchmal setzten sie sich einfach in eine Hotellobby und tranken Kaffee. In anderen Jahren liefen sie. Pierce war in seinem Rollstuhl schneller als Tad, aber das war nicht von Belang.
Dieses Jahr wusste Tad, dass er das Training brauchte. Er musste so weit laufen, wie er konnte. Er musste so weit laufen, bis CJ nur noch eine ferne Erinnerung war und der Schmerz ihrer Zurückweisung zu heilen begann.
„Fröhliche Weihnachten, Kumpel“, begrüßte Pierce ihn, als sie sich am Navy Pier trafen.
„Dir auch“, erwiderte Tad.
„Tawny holt mich in einer Stunde ab. Möchtest du CJ anrufen, und wir gehen alle zusammen zum Brunch ins Hilton?“
„Äh, nein.“
„Warum nicht?“
„CJ und ich sind nicht mehr zusammen. Lass uns loslegen.“
Pierce schwieg und überließ es Tad, das Tempo vorzugeben. Der dumpfe Hall seiner Schritte auf dem Asphalt sorgte jedoch nur dafür, dass Tad beim Denken eine Geräuschkulisse hatte. Das Joggen konnte ihn nicht ablenken. Trotzdem lief er weiter, bis sie wieder am Pier ankamen. Tawny wartete bereits vor einem Lokal mit heißem Tee auf sie. Tad beobachtete, wie Pierce seine Freundin auf seinen Schoß zog und ihr etwas ins Ohr flüsterte, das sie zum Lachen brachte.
Bei dem Anblick verspürte Tad plötzlich einen tiefe Sehnsucht. Er gestand sich endlich ein, dass er heiraten wollte – und zwar nicht, weil seine Mom und sein Dad älter wurden und sich Enkelkinder wünschten. Nein, er brauchte den Halt, den ihm nur eine seelenverwandte Partnerin und eine Familie bieten konnten.
Tad musste außerdem zugeben, dass er CJ nicht genug vertraut hatte. Er hatte sich nicht vollkommen auf sie eingelassen. Einen Teil von sich hatte er stets vor ihr beschützt. Für den Fall, dass sie ihn verließ, hatte er vorsorgen wollen: Er hatte sich etwas bewahren wollen, das von ihr gänzlich unberührt war.
Nun winkte er Pierce und Tawny zum Abschied zu und kehrte in seine Wohnung zurück. Er war zu unruhig, um auf den Lift zu warten, und nahm die Treppe. Seine Gedanken überschlugen sich. Konnte er CJ irgendwie davon überzeugen, mit ihm noch einmal von vorn anzufangen? Ihm war klar geworden, dass er sie zu schnell zu sehr unter Druck gesetzt hatte. Er hatte sie und auch sich selbst zu etwas drängen wollen – und dabei war keiner von ihnen bereit gewesen, auch nur zuzugeben, dass er es brauchte.
Als er sein Stockwerk erreichte, verlangsamte er seine Schritte.
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