Collection Baccara Band 326 (German Edition)
offenbar die Reihenfolge zurechtgelegt, denn die Fragen kamen wie im Dauerfeuer.
„Woher willst du wissen, dass dein Freund dort ist? Woher nimmst du die Gewissheit, dass er uns bei sich übernachten lässt? Wie willst du wissen, dass er uns Pferde überlässt? Wie …“
Weiter ließ er sie nicht kommen. „Ich weiß es“, unterbrach er sie, „weil ich meinen Freund kenne. Falls er nicht zu Hause ist, wenn wir ankommen, steckt er irgendwo in den Hügeln in der Nähe, und dann können wir warten, bis er zurück ist.“
„Aber …“
„Brianna, du musst mir vertrauen. Wir können den Kerl nicht im Auto verfolgen. Es ist zwar geländegängig, trotzdem kommen wir in den Bergen damit nicht überall hin.“
„Das verstehe ich ja“, erwiderte sie ungeduldig, „aber du erwähnst auf einmal noch jemand anderen. Wer ist dieser Jemand, abgesehen davon, dass er dein Freund ist?“
„Sein Name ist Hawk.“
„Und wie heißt er wirklich?“
„Hawk.“ Belustigt sah er zu ihr. „Sein Nachname lautet McKenna. Und ja, er ist ein Halbblut.“
„Dieser Ausdruck missfällt mir.“ Sie klang jetzt wie eine strenge Lehrerin.
Fast hätte Tanner losgelacht. „Mir auch, aber so bezeichnet Hawk sich selbst. Er schämt sich seiner Herkunft nicht. Vielmehr ist er stolz darauf, dass schottisches und Apachenblut durch seine Adern fließt.“ Leise lachend fuhr er fort: „Du wirst erkennen, dass Hawk ein ganz besonderer Mensch ist.“
„Und was soll das jetzt bitte bedeuten?“
„Er ist anders“, stellte Tanner nach kurzem Zögern klar. „Einen wie ihn findest du kein zweites Mal.“
„Einen wie ihn? Geht’s noch ungenauer?“ Man hörte Bri an, dass sie schon wieder gereizt war.
Tanner zuckte mit den Schultern. „Er ist ein einzigartiger Mensch. Genauer kann ich es nicht erklären.“
„Lebt er allein?“
„Normalerweise.“
„Tanner!“ Sie gab sich keine Mühe mehr, ihre Ungeduld zu verbergen, doch er lachte nur. „Es ist wahr, Brianna. Hawk lebt allein, aber ab und zu ist seine Schwester bei ihm. Im Gegensatz zu ihm ist Cat nicht besonders stolz auf ihre Herkunft.“
„Cat?“ Ungläubig sah sie ihn an. „Cat und Hawk?“
Er grinste. „Hawk heißt einfach nur Hawk. Der Name stammt von seinem Urgroßvater mütterlicherseits. Cat ist die Abkürzung von Catriona, der schottischen und irischen Version von Catherine. Sie wurde nach einer Ururgroßmutter väterlicherseits benannt.“
„Und es gefällt ihr nicht, teils indianische, teils schottische Vorfahren zu haben?“ Brianna wählte ihre Worte sehr sorgfältig.
„Nein, das gefällt ihr nicht. Regelmäßig zieht sie sich zurück und sucht Unterschlupf in Hawks Versteck.“
„In seinem Versteck?“ Jetzt klang ihre Stimme regelrecht schrill. „Wovor versteckt er sich? Hat er sich was zuschulden kommen lassen?“
„Nein, Brianna, Hawk braucht sich nicht zu verstecken. Er ist nicht kriminell.“
„Sondern? Ein Eremit? Hat er sich schon immer so von der Welt abgesondert? Wie alt ist er?“ Wieder stellte sie ihre Fragen, ohne dazwischen Luft zu holen.
„Nein, er ist kein Eremit“, entgegnete Tanner nachsichtig, „und ja, seit er erwachsen ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, so Mitte dreißig, schätze ich.“
„Seltsam.“
„Wieso?“
„Findest du es nicht merkwürdig, wenn ein Mann schon in so jungen Jahren beschließt, fernab von Familie, Freunden und Frauen zu leben?“
Wieder warf er ihr einen raschen Seitenblick zu. „Ich habe nicht gesagt, dass er wie ein Mönch lebt, Brianna. Wenn ihm der Sinn nach Gesellschaft steht, dann besucht er seine Familie und seine Freunde.“ Ganz bewusst machte er eine Pause, bevor er hinzufügte: „Und er trifft sich auch mit Frauen.“
„Weißt du …“
In diesem Augenblick holperte der SUV über eine Bodenwelle, und Brianna stieß ein erschrockenes „Oh!“ aus.
„Entschuldige.“ Tanner verkniff sich ein Lachen. „Ich habe dich vorgewarnt, dass wir in unwegsames Gelände kommen. Und es wird noch schlimmer, noch sehr viel schlimmer.“
Brianna blickte sich nach allen Seiten um. Der Wald links und rechts der schmalen Schotterstraße wurde immer dichter. Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Sitz hin und her. „Du hast gesagt, wir würden vor Sonnenuntergang anhalten. Die Sonne steht schon ziemlich tief.“ Wieder blickte sie sich um. „Tanner …“
„Gleich da vorn kommt eine Lichtung.“ Er ahnte, wieso sie so unruhig hin und her rutschte. Mit einer Hand deutete er auf den Wald.
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